Kommentar
12:42 Uhr, 18.02.2014

Ist das die Lösung der Schuldenkrise?

Das Zauberwort in der „Lösung“ der seit über 5 Jahren laufenden Euro-, Finanz-, Wirtschafts- und Schuldenkrise lautet finanzielle Repression.

Es handelt sich dabei um die schleichende, verdeckte Entwertung finanzieller Aktiva in Kombination mit offenen staatlichen Abschöpfungsmaßnahmen, die deutlich über das normale Maß einer sinnvollen Besteuerung der Bürger hinausgehen. Oder einfacher ausgedrückt: Finanzielle Repression=Inflation bei niedrigen Zinsen plus Enteignung.

Inflation? Haben aktuell nicht die meisten Wirtschafts-Experten Angst vor Deflation?

Ja, wenn sie auf die entsprechenden Nebelkerzen der Notenbanken hereinfallen, sicherlich. Um das Zinsniveau über einen längeren Zeitraum auf einem derart niedrigen Niveau zu halten, muss man als Währungshüter schon ordentlich argumentative Munition liefern. Das abschreckende Beispiel Japan dient nun jederzeit als Drohszenario, dass es unter allen Umständen zu vermeiden gilt. (Ob Japan bzw. seine Bevölkerung wirklich unter der leicht deflatorischen Entwicklung „gelitten“ hat, darf bezweifelt werden. Vielmehr wird die zugrundeliegende Kausalkette der japanischen Krise kaum noch hinterfragt).

Zwar hütet sich EZB-Chef Mario Draghi vor allzu aggressiver Rhetorik und verneint regelmäßig das japanische Szenario für Europa. Fakt ist aber, dass die Leitzinsen auf unverantwortbar niedrigem Niveau verharren und dort wohl auch bleiben sollen. Die Preise von alltäglichen Konsum-Waren bleiben dabei erschwinglich und die offiziellen Inflationsraten niedrig. Sie werden ja auch weltweit in riesigen Massen produziert und gleichzeitig ist das Lohnniveau in Europa relativ konstant bzw. sinkt sogar (in den Krisenländern). Unter diesen Umständen ist eine hohe Inflation, bezogen auf den für die Rate maßgeblichen statistischen Warenkorb, nur schwerlich möglich. Aber irgendwann klappt es schon!

Nahezu alles, was nicht dank Globalisierung und industrieller Massenproduktion ähnlich schnell produziert werden kann wie neues Geld, ist leider auch nicht im statistischen Warenkorb enthalten. Immobilien plus 10% p.a. ? Interessiert die EZB nicht. Aktienmärkte in neuen Blasen – wo ist das Problem?

Und so bleibt die offizielle Inflationsrate lange relativ niedrig, während sich im Hintergrund das frische Geld Wege sucht und Vermögenspreise nach oben katapultiert. Irgendwann wird der Inflationsdruck, so das Kalkül, auf breiter Front durchschlagen. Dann steigen BIP, Löhne und Steuereinnahmen, und die hohen Staats-Schulden sind relativ zur Wirtschaftsleistung nicht mehr so schlimm.

Ist das nicht eine tolle Lösung für uns alle?

Lesen Sie dazu unbedingt den Artikel „Schuldenkrise – der heimliche Systemkollaps“ von Clemens Schmale im neuen Traders Journal, das heute am späten Nachmittag erscheint.

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Ihr

Daniel Kühn

23 Kommentare

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  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Um den Gedanken weiter fortzuführen - in Bezug auf die wirtschaftliche Power "Sicht Welt" sind die Assetpreise in vielen Ländern viel zu hoch, da "aufgepumpt" mit Kredit. Und die Kredite kann bald niemand mehr bedienen. Im Bankensektor kann die Zentralbank immer helfen - wenn der Unternehmens- oder private Sektor überschuldet ist, kann keiner helfen. Dort wird entweder das Geschäftsmodell nach unten adjustiert oder der Konsum wird massiv runtergefahren.

    12:20 Uhr, 19.02. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • manuelperez
    manuelperez

    Blase in Aktien? Schauen Sie sich die Bewertungen von Dax, Mibtel, IBEX, usw. an! Blase im Immobilienmarkt? Schauen Sie sich die Preisentwicklung in Südeuropa an! Sicher geben die offiziellen Warenkörbe nicht ganz das reale Bild wieder.
    Aber von Inflationsgefahr kann im Moment nun wirklich keine Rede sein.

    09:19 Uhr, 19.02. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Das aktuelle Geldsystem ist im Grunde ein Ponzisystem. Es dient nicht mehr der Realwirtschaft, sondern nur noch denjenigen, die in dem System Geld verdienen.

    19:13 Uhr, 18.02. 2014
  • gr_da
    gr_da

    Naja, der Zinses-Zins-Effekt wirds schon richten und sobald die Zinsen für die Staatsanleihen wieder hochgehen, wirds kribbelig. Herauswachsen kann da keiner mehr ;-)

    15:41 Uhr, 18.02. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • Daniel Kühn
    Daniel Kühn

    Hallo

    Inwiefern ist Deflation eine Lösung für das Schuldenproblem?

    12:08 Uhr, 18.02. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    Das Inflationsszenario funktioniert nicht. Das gesamte Dilemma wird über Deflation (und zwar massiv: Immobilien, Aktien, Rohstoffe) gelöst werden (= eine Menge Leute werden viel Geld verlieren). Aus der aktuellen Situation kann kein Land mehr "herauswachsen".

    12:03 Uhr, 18.02. 2014

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der vielseitig interessierte Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3. Besondere Interessenschwerpunkte des überzeugten Liberalen sind politische und ökonomische Fragen und Zusammenhänge, Geldpolitik, Aktien, Hebelprodukte, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie generell neuere technologische Entwicklungen.

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