Kommentar
19:00 Uhr, 08.05.2018

Trump steigt aus Iran-Deal aus: was bedeutet das für den Ölpreis?

Nun wissen wir es: die USA steigen aus das Abkommen mit dem Iran aus. Die Folgen sind weitreichend.

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  • WTI Öl
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***Update: US-Präsident Trump hat soeben verkündet, dass er ein neues Iran-Abkommen mit dem Iran aushandeln will. Der alte Deal ist damit tot, die Sanktionen werden wieder in Kraft gesetzt.

Die meisten Anleger interessiert vor allem, was mit dem Ölpreis passieren wird. Sollten die USA aus dem Abkommen aussteigen, geht jeder davon aus, dass der Ölpreis steigen wird. Während der Sanktionen zwischen 2012 und 2016 fiel die Ölproduktion auf unter 3 Mio. Barrel pro Tag. Heute werden wieder knapp 4 Mio. Barrel gefördert.

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Die Rechnung ist schnell aufgestellt. Kommen neue Sanktionen, dann könnten bis zu 1 Mio. Barrel vom Markt verschwinden. Das würde global dann endgültig dazu führen, dass mehr Öl nachgefragt als angeboten wird. Der Ölpreis müsste also steigen, wenn es ein Angebotsdefizit gibt.

So einfach ist die Rechnung dann aber doch nicht. Die USA sanktionieren den Iran bereits seit 1979. Öl importieren die USA aus dem Iran schon lange nicht mehr. Selbst wenn die USA aus dem Abkommen aussteigen und neue Sanktionen gegen den Iran erheben, hat das auf die Ölproduktion und den Absatzmarkt wenig Einfluss.

Der Rückgang der Förderung von 2012 bis Anfang 2016 kam vor allem wegen eines Embargos der EU zustande. Mit der Verschärfung der Sanktionen fiel für den Iran ein wichtiger Absatzmarkt weg. Die EU importierte vor dem Embargo 600.000 Barrel/Tag an iranischem Öl. Bereits 2012 lag der Wert nur noch bei 130.000 Barrel/Tag. 2014 wurden noch 9.000 Barrel/Tag importiert und 2015 gar kein Öl mehr. Nach dem Ende des Embargos schnellten die Importmengen wieder in die Höhe. Laut Angaben der EU Kommission lagen die Importe 2017 bereits wieder bei 550.000 Barrel/Tag.

Das Ölangebot ändert sich durch die Entscheidung der USA erst einmal gar nicht. Die Frage ist vielmehr, ob die EU mitzieht und Importe wieder verbietet. Damit ändert sich das Ölangebot aus dem Iran immer noch nicht. Neuer Abnehmer könnte China werden, welches dann einfach weniger Öl aus anderen Ländern bezieht.

Es kommt darauf an, wie viele Länder bei den Sanktionen ggf. mitmachen. Zieht China nicht mit, kann der Iran seine Förderung wohl weiterhin absetzen. Trotzdem preisen Anleger bereits jetzt eine Knappheit ein – und das mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit. Anleger schätzen die Gefahr für ein Ende des Abkommen als groß ein. Das ist im Preis bereits reflektiert.

Kommt ein Ende des Abkommens, wird der Ölpreis als Reaktion vermutlich kurzfristig steigen. Begründet ist das nicht. Erstens steht damit noch nicht fest, dass auch die EU mitmachen wird und zweitens kann China als Abnehmer des Öls einspringen. Eine Ölknappheit ist also keine ausgemachte Sache, selbst wenn das Abkommen von den USA nicht weitergeführt wird.

Nach einer irrationalen Erstreaktion favorisiere ich zunächst fallende Preise. Wesentlicher ist allerdings, was in der Folge politisch geschehen wird. Führen die USA das Abkommen weiter, ist es ein Affront gegenüber Israel und anderen verbündeten in der Region, insbesondere Saudi-Arabien. Es würde den Iran zweifelsohne stärken.

Eine Aufkündigung stärkt am Ende die radikaleren Kräfte im Iran. Auch das ist nicht im Interesse der Stabilität der Region. Der Iran könnte aggressiver in Syrien vorgehen und sich stärker im Jemen engagieren. Auch das trägt nicht zur Stabilität bei.


Kurz gesagt: egal, was geschieht, das Resultat wird entweder den Iran stärken oder zumindest die radikalen Kräfte im Land. Alle anderen können fast nur verlieren. Zu verdanken haben wir das allein der Ankündigung der USA über den Deal nachzudenken. Allein die Debatte über den Deal wird dazu führen, dass nach dem Entscheid – wie auch immer er ausfällt – eine ganze Reihe an Ländern verlieren wird und Öl ins Feuer der ohnehin angespannten Lage gegossen wird.

Clemens Schmale

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2 Kommentare

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  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Da das Thema hier offenbar niemanden interessiert noch ein aktueller Artikel von Rubikon dazu:

    Trump lässt den Atomdeal mit dem Iran platzen - und zündelt mit dem Weltfrieden…

    „Was in vielen Medien salopp als "Ausstieg" bezeichnet wird, ist in Wahrheit ein schwerer Völkerrechtsbruch der USA - wieder einmal. Der Vertrag wurde vom UNO-Sicherheitsrat ratifiziert und sieht ein strenges Verfahren für den Ausstieg vor. Und Nachweise dafür, dass ein Beteiligter den Vertrag tatsächlich gebrochen hat. Vor einer fairen Prüfung aber scheut Trump zurück – es könnte ja dabei herauskommen, dass der Iran unschuldig ist. Der US-Präsident will keine Gerechtigkeit, er will den Krieg“.

    https://www.rubikon.news/artikel/der-vertragsbruch

    Um der Wahrheit gerecht zu werden: Natürlich ist es nicht Trump, der eine solche faire Prüfung scheut, sondern jene Kräfte, die hinter dem US-Präsidenten stehen. Namen wie John Bolton und andere spielen dabei eine Rolle...

    Was das alles für den Ölpreis bedeutet, ist nun wirklich nicht schwer zu erraten...

    13:24 Uhr, 09.05. 2018
  • Andreas Hoose
    Andreas Hoose

    Es empfiehlt sich, die Angelegenheit vor allem geopolitisch zu betrachten, dann wird auch klar, was das langfristig für den Ölpreis bedeutet...

    12:45 Uhr, 09.05. 2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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