Kommentar
09:14 Uhr, 12.10.2018

IPOs "beweisen" es: Optimismus wie zur Jahrtausendwende im Aktienmarkt!

Die Börse hat ein kurzes Gedächtnis. Das führt dazu, dass wir heute wieder dort sind, wo wir schon 1999 waren. Was danach geschah, wissen wir alle.

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  • GoPro Inc.
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An anderer Stelle hatte ich darüber geschrieben, dass die Börse relativ einfach zu verstehen ist. Die Kurse steigen langfristig mit den Gewinnen, die die Unternehmen erwirtschaften. Das Zauberwort dabei: langfristig.

Kurzfristig kann es große Abweichungen von Kursen geben, die man als sinnvoll bezeichnen würde. Eine solche Abweichung gab es zur Jahrhundertwende. Die Technologieblase haben viele noch vor Augen. Im Nachhinein lässt sich relativ einfach sagen, dass das alles vollkommen irrational war. Wenn man allerdings mittendrin steckt, ist das nicht so einfach.

Aktuell stecken wir wieder in einer solchen Phase. Sie ist etwas subtiler als damals. Nichtsdestotrotz gibt es aktuell wieder blinden Optimismus. Dieser zeichnet sich dadurch aus, dass Unternehmen, die an die Börse gehen, unglaublich unprofitabel sind (siehe Grafik).


Mehr als 80 % aller Unternehmen, die an der Börse Geld einsammeln, verlieren unterm Strich Geld. Ziel eines Börsengangs ist es, Kapital aufzubringen, um zu investieren. Insofern ist es in Ordnung, wenn die Unternehmen keine Geldmaschinen sind. Wieso auch sollte man an die Börse gehen, wenn man Unmengen an Geld verdient?

Geringe Profitabilität ist normal. Das Ausmaß, welches wir aktuell sehen, ist allerdings überhaupt nicht normal. Der Anteil unprofitabler Unternehmen ist außergewöhnlich hoch und erreicht 2018 aller Voraussicht nach ein neues Rekordhoch. Das ist allerdings nicht das einzige Problem. Unternehmen, die unprofitabel sind, verlieren nicht einfach nur ein bisschen Geld, sondern gleich gigantische Summen.

Man denke nur an Snap. Snap ist eine App, auch wenn sich das Unternehmen anders begreift. Snap verliert hunderte Millionen, jedes Quartal. Trotzdem war die Firma zeitweise über 30 Mrd. Dollar wert.

Snap Inc.
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Es gibt eine ganze Reihe dieser One-Hit-Wonder. GoPro, Fitbit und wie sie alle heißen hatten einen kurzen Höhenflug und brachen dann in sich zusammen. Es ist also wieder eine Art Technologieblase, die wir erleben. Damals war es das sehr breite Thema Internet. Heute ist es etwas spezieller und lässt sich wieder auf ein Wort zusammendampfen: Apps.

GoPro Inc.
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Fitbit Inc.
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Einige Apps sind noch nicht an der Börse, zum Beispiel Uber. Uber ist letztlich eine App, die jedes Jahr Milliarden verbrennt. Dennoch ist die Firma mit 60 Mrd. Dollar bewertet. Das ist genauso wahnsinnig wie die Bewertung von Tesla, zugegebenermaßen keine App.

Der Markt als Ganzes ist heute noch nicht so hoch bewertet wie damals. Die Euphorie im Technologiesektor hat noch nicht das damalige Ausmaß erreicht. Trotzdem ist es wieder ein Goldrausch, der teilweise an der Börse stattfindet, teils im Private Equite Bereich (Uber) oder an anderen Handelsplätzen (Kryptos).

Die Euphorie ist nicht so breit angelegt wie Ende der 90er Jahre. Einzelne Bereiche haben bereits viel Luft abgelassen (z.B. Kryptos), andere noch nicht. Einen so zähen Markt wie nach 2000 erwarte ich deswegen nicht. Die aktuelle Korrektur hat übrigens wenig mit dieser Euphorie in einzelnen Bereichen zu tun. Man betrachte nur die Cannabisaktien, die sich gegen den Markttrend exzellent gehalten haben.

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4 Kommentare

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  • Manuel_FE
    Manuel_FE

    @dometrader

    Cannabis Aktien hat Hr. Schmale bereits analyisert - siehe Stream von Clemens.

    Kurzes Fazit: Viel Bewertung, wenig Umsatz, kein Gewinn

    10:32 Uhr, 15.10.2018
  • Chronos
    Chronos

    Zum Millenium war unqualifiziert geschätzt jede Woche eine IPO (quasi jede Pommes-Bude)

    hier fehlt die Historie, kann mir aktuell nur an Bremsen, LED-Lichter und den Hilf-Mir-Ings! erinnern....

    21:05 Uhr, 12.10.2018
  • dometrader
    dometrader

    Guten Tag Herr Schmale,

    als Privatkundenberater interessiere ich mich sehr für Ihre durchdachten und informativen Beiträge.

    Vor allem erläutern Sie die Zusammenhänge zwischen Politik, Wirtschaft und Finanzen sehr verständlich.

    Ich würde mich sehr freuen wenn Sie auf die Cannabisaktien näher eingehen würden. Warum sind diese genau in einem solchen Moment standhaft geblieben und schwimmen gegen die Abwärtswelle. Wäre sehr interessant zu erfahren wie Sie darüber denken.

    12:24 Uhr, 12.10.2018

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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