Analyse
08:54 Uhr, 25.04.2019

SNAP - Nach den Zahlen kaufen oder verkaufen?

Selten waren Quartalszahlen so spannend wie die von Snap am Dienstag nach Börsenschluss. Der Kurs zeigt es.

Erwähnte Instrumente

  • Snap Inc.
    ISIN: US83304A1060Kopiert
    Kursstand: 10,054 € (XETRA) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung
    VerkaufenKaufen
  • Snap Inc. - WKN: A2DLMS - ISIN: US83304A1060 - Kurs: 10,054 € (XETRA)

Kurz nach Börsenschluss wurden die Zahlen veröffentlicht. Erst legte der Aktienkurs nachbörslich um über 7 % zu. Dieses Plus hielt sich bis zur Vorbörse am Mittwoch. Als der Handel dann tatsächlich begann, ging es steil bergab. Aus einem Plus von 7 % wurde ein Minus von 7 %.

Die enorme Range zeigt, wie unglaublich gespalten die Anlegerlager sind. Die einen sehen endlich den Turnaround, hohes Wachstum und die Profitabilität in Reichweite. Die anderen halten das Unternehmen für einen Bankrottkandidaten.

Snap Inc.
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Zur zweiten Gruppe gehöre ich. Nach den letzten Quartalszahlen sprang der Kurs nach oben. Bei 8,80 USD verkaufte ich die Aktie leer. Heute steht sie bei ca. 11,50 USD. Ein Verlust von knapp einem Viertel. Das ist nicht schön.

Wie lange ich dem Short treu bleibe, weiß ich noch nicht. Vieles hängt von den nächsten Stunden und Tagen ab, also davon, wie der Markt die jetzigen Zahlen interpretiert. Wegen der wilden Kursausschläge in beide Richtungen ist das noch nicht eindeutig.

Gegen eine Fortführung des Shorts spricht vor allem die Stabilisierung der Nutzerzahlen. Von Anfang bis Ende 2018 schrumpfte die Nutzerzahl von 191 Mio. auf 186 Mio. Der Umsatz je Nutzer konnte weiter zulegen. So konnte auch der Umsatz weiter wachsen (Grafik 1).


Diejenigen, die die Aktie kaufen, hoffen auf eine Wiederaufnahme des Nutzerwachstums. 190 Mio. Nutzer sind langfristig nicht genug, um eine Marktkapitalisierung von 16 Mrd. Dollar zu rechtfertigen. Der Umsatz, der je Nutzer generiert werden kann, ist begrenzt. Selbst wenn dieser von knapp 2 Dollar auf 4 oder 5 Dollar steigt, wäre Snap gerade so profitabel. 16 Mrd. Marktwert sind da etwas viel.

Genau deswegen ist das Unternehmen für mich auch ein Short. Der Umsatz kann derzeit noch wachsen, weil der Umsatz je Nutzer steigt. Das reicht aber nicht für Gewinn. Obwohl Snap Anfang 2019 mit 320 Mio. den zweithöchsten Umsatz in einem Quartal erzielen konnte, lag der Verlust immer noch bei 310 Mio.

So wird Snap in diesem Jahr vermutlich um die 900 Mio. Dollar Verlust schreiben. Die aktuelle Konsensprognose geht nicht davon aus, dass vor 2022 oder 2023 ein Gewinn möglich ist. Snap hat nach den neuesten Zahlen noch 1,2 Mrd. Barreserven. Dieses Polster reicht noch eine Weile.

Der Verlust würde die Reserven zwar innerhalb weniger Quartale aufzehren, doch diese Rechnung kann man so nicht machen. Der Verlust entsteht unter anderem dadurch, dass das Unternehmen im vergangenen Quartal Aktien im Wert von 162 Mio. an Mitarbeiter ausgezahlt hat. Das trägt zum Verlust bei, reduziert aber nicht den Cashbestand des Unternehmens. Das ist eine gute und eine schlechte Nachricht. Die gute: das Geld reicht länger. Die schlechte: es findet Quartal um Quartal eine stattliche Verwässerung statt.

In den kommenden Tagen wird sich zeigen, ob die Aktie weiter steigen kann oder nicht. Persönlich fand ich die Quartalszahlen ernüchternd, aber ich bin ja auch short, also alles andere als neutral.

Ich bin überzeugt, dass das Unternehmen keine 16 Mrd. wert ist. Mehr als 5 Mrd. ist fundamental einfach nicht denkbar. Ewig werde ich aber nicht darauf warten, dass sich das realisiert. Bei einem anderen Short, Spotify, musste ich fast ein Jahr auf einen Gewinn von 20 % warten. Dazwischen gab es viel Schmerz. Rennt Snap nun weiter nach oben, tue ich mir das nicht an.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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