Kommentar
08:39 Uhr, 26.04.2019

Erinnerungen an 2000: Die dotcom-Blase kehrt zurück

Manche Analysten halten Technologiewerte heute sogar schon für konservative Werte. Das Gegenteil ist der Fall.

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Keine Frage, wenn man an Alphabet, Microsoft und Intel denkt, dann haben diese Unternehmen wenig mit dem klassischen dotcom-Unternehmen der Jahrhundertwende zu tun. Alle diese Unternehmen sind nicht nur profitabel, sie sind wahre Gewinnmaschinen. Sie halten zudem gigantische Cashreserven. Allein bei Microsoft sind es über 130 Mrd. Dollar. Der Bargeldbestand ist damit so groß wie die jährliche Wirtschaftsleistung Ungarns. Die Anzahl an so soliden Unternehmen ist allerdings stark begrenzt. Dafür kommt nun eine neue Generation an die Börse, die überhaupt nichts mit solider Gewinnerwirtschaftung zu tun hat.

Bei Börsengängen werden den Investmentbanken die Aktien geradezu aus der Hand gerissen. Am ersten Handelstag kann es auch schon einmal um knapp 100 % nach oben gehen. So geschah es in der vergangenen Woche mit Zoom Video Communications. Dabei ist dieses Unternehmen immerhin profitabel.

Anleger kaufen aber hier keinen Gewinn. Sie kaufen Wachstum. Der Umsatz verdoppelte sich von 2017 auf 2018 auf 330 Mio. Dollar. Gemessen an der Marktkapitalisierung von 15 Mrd. Dollar ist das allerdings wenig und der Gewinn von 0,03 Dollar je Aktie bei einem Aktienkurs von über 60 Dollar ist auch eher ein Tropfen auf den heißen Stein.

Zoom Video Communications Inc.
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Solche Börsengänge gab es bereits im vergangenen Jahr. In diesem Jahr beschleunigt sich der Trend allerdings. Mit Zoom, Lyft und Pinterest sind die ersten drei Unternehmen erfolgreich an die Börse gegangen. Weitere werden folgen. Die meisten schreiben dabei keinen Gewinn, sondern hohe Verluste (Grafik 1).

Lyft, Uber und Didi, die in der Fahrtenvermittlung tätig sind, schrieben im vergangenen Jahr über 6 Mrd. Dollar Verlust. So schlimm ist es bei Snap und Spotify nicht mehr, die schon eine Weile an der Börse notieren. Aber auch diese zwei tragen über 1 Mrd. Verlust bei.

Lyft Inc.
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Snap Inc.
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SPOTIFY TECHNOLOGY S.A.
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Anleger stört das nicht. Die 10 Unternehmen aus Grafik 1 brachten es 2018 gemeinsam auf einen Umsatz von fast 45 Mrd. Dollar (Grafik 2). Das ist ein Wachstum von fast 60 % gegenüber 2017.

Anleger wollen einfach nur Wachstum sehen und lassen sich das einiges kosten. Gemessen am Börsenwert der bereits notierten Unternehmen und den letzten Finanzierungsrunden der Startups liegt der gemeinsame Wert bei ca. 430 Mrd. So viel muss einem ein kombinierter Verlust von 12 Mrd. schon wert sein...

Dieser Wahnsinn lässt sich eigentlich nur dadurch erklären, dass Anleger auf einen Boom hoffen. Sie hoffen, dass Unternehmen wie Uber einmal so dominant und profitabel wie Microsoft werden. Dafür wird heute ein stattlicher Aufpreis bezahlt.

Zur Jahrhundertwende wurde alles gekauft, was irgendwie mit dem Internet zu tun hatte. Heute ist man da etwas differenzierter. Es muss schon eine App und ein Unternehmen ohne wesentliche Assets sein. Airbnb ist praktisch die größte „Hotelkette“ der Welt, besitzt aber keine einziges Apartment.

Die Zauberformel heißt also: Milliardenverluste, keine Assets, dafür eine App. Die dotcom-Blase ist zurück.

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  • Gänseblümchen
    Gänseblümchen

    noch schneller werden sie reich wenn sie bei 90% der Neuemissionen spätestens 2 Tage nach

    Neuemission short gehen - dann müßen sie nicht drauf hoffen dass bei den übrigen 10% die

    neue apple oder microsoft dabei ist

    09:25 Uhr, 26.04.2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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