Kommentar
08:00 Uhr, 05.01.2011

Interview zum Thema Rohstoff-Investments

Boerse-Go sprach mit Herrn Heiko Geiger, Zertifikateexperte bei Vontobel über Investitionsmöglichkeiten am Rohstoffmarkt.

Herr Geiger, welchen Stellenwert nehmen Rohstoffe aktuell in den Anlegerdepots ein? Warum sollte der Investor trotz des relativen Gleichlaufs mit den Aktienmärkten auch weiterhin auf Rohstoffe als Asset-Klasse setzen?

In der Tat sind einige Marktabhängigkeiten derzeit auf den Kopf gestellt. Was wir im Moment beobachten können sind steigende Aktienmärkte, steigende Rohstoffmärkte, steigende Edelmetallpreise und ebenfalls steigende Anleihepreise bzw. einen steigenden Bund-Future. Mittel- bis langfristig kann dieser Gleichlauf nicht funktionieren. Daher gehen Marktteilnehmer davon aus, dass die alten Marktabhängigkeiten früher oder später wieder zum Tragen kommen. Neben dem Anlegergeld sind in den Rohstoffmärkten vor allem Unternehmen als Marktteilnehmer aktiv. Somit gelten auch andere Regeln im Vergleich zu den Zins- und Aktienmärkten.

Welche Rohstoffe in Verbindung mit welchen Produkten bzw. Produkttypen werden bei Ihnen momentan besonders stark nachgefragt?

In erster Linie werden Hebelprodukte – vornehmlich Turbos und Mini Futures – auf Edelmetalle und Rohöl nachgefragt. Aufgrund der hohen Visibilität und Liquidität dieser Rohstoffe konzentriert sich die Nachfrage auf diese Rohstoffklassen.

Während andere Emittenten dem bekannten Rollproblem auf „herkömmliche" Weise durch die Optimierung der Rollzeitpunkte begegnen, offerieren Sie seit einiger Zeit auch Produkte, die stattdessen gezielt zwischen einem Direktinvestment in den Rohstoff und einem entsprechenden Aktien-Engagement hin und her wechseln. Konnte sich diese Strategie bislang schon bewähren?

Seit Emission im Mai letzten Jahres hat das Vontobel Oil-Strategy Index-Zertifikat sowohl den Ölpreis als auch die rolloptimierten Indexvarianten der GSCI und RICI Familie geschlagen. Bei dem Vontobel Natural Gas Strategy Index-Zertifikat sieht das Ergebnis noch dramatischer aus. Seit Emission im September 2009 konnte die Strategie den Rohstoff Erdgas wie auch die rolloptimierten Rohstoffindizes um über 40 Prozent schlagen.

Der Goldpreis eilt derzeit von einem Hoch zum Nächsten. Wohin geht Ihrer Meinung nach die „Reise" beim gelben Metall in den kommenden Monaten? Welche Investitionsmöglichkeiten bieten sich hier besonders an?

Die Ursachen für die Nachfrage nach Gold sind wesentlich vielfältiger als die vieler anderer Finanzinstrumente. Die Nachfrage nach Gold stieg zwischen 2001 und 2008 um 219 %. In 2009 erlitt die Nachfrage in der wichtigen Schmuckindustrie, infolge der weltweiten Wirtschaftskrise, Einbussen. Das zu verzeichnende Wachstum der Investitionsnachfrage, sowohl auf institutioneller als auch Privatanleger-Ebene, hat die Nachfragequellen nach Gold noch stärker diversifiziert. Zahlreiche Zentralbanken haben ihre Goldbestände in den letzten 2 Jahren erhöht (China, Russland, Indien etc). Die „Fluchtwährung" Gold profitierte im letzten Monat von der wieder steigenden Risikoaversion. Kurzfristig könnte sich eine Seitwärtsbewegung durchsetzen. Langfristig sehen unsere Analysten eine moderate Aufwärtstendenz. Die Gold Prognose für 2011 liegt bei 1330 USD.

Neben Gold treten auch immer mehr andere Edelmetalle in den Vordergrund wie z.B. Platin oder Silber, dem von vielen Experten regelmäßig ein noch größeres Potential bescheinigt wird. Hat die die große Silberhausse vielleicht gerade begonnen?

Silber hat gegenüber Gold den Vorteil, dass es nicht nur als reines Edelmetall nachgefragt wird, sondern auch für viele Industriebereiche mittlerweile eine große Bedeutung besitzt. Daher kommt als Preistreiber neben seinem Charakter als Edelmetall und dessen Funktion als "sicherer Hafen" auch eine konjunkturelle Komponente zum Tragen. Neben der Schmuckindustrie wird Silber vornehmlich im Bereich der Elektrotechnik, bei Katalysatoren aber auch für den Bau von Solaranlagen und in der Wasseraufbereitung verwendet. Nicht zu vernachlässigen ist die kontinuierliche Nachfrage im medizinischen Bereich. Eine weltweite konjunkturelle Erholung könnte diesen Trend mittel- bis langfristig betrachtet fortsetzen.

Wie schätzen Sie die Lage in den übrigen Rohstoff-Sektoren ein? Welche Bereiche sollte man in den kommenden Monaten übergewichten, welche unter Umständen sogar meiden?

Sowohl die Energierohstoffe wie auch die Industriemetalle sind stark vom weiteren Konjunkturverlauf der Weltwirtschaft abhängig. Die Gruppe der Edelmetalle richtet sich vornehmlich nach der weiteren Risikobetrachtung der Kapitalmärkte. Sollte die allgemeine Risikosituation von den Marktteilnehmern weiter als überdurchschnittlich hoch eingeschätzt werden, könnte dies zu einem weiteren Anziehen der Edelmetallpreise führen. Die Agrarrohstoffe werden kurzfristig vornehmlich von den Ernte- und Wettersituationen bestimmt. Langfristig scheint die demographische Entwicklung vor allem in den Schwellenländern einen großen Einfluss auf die Preise der Agrarrohstoffe zu haben. Mit zunehmenden Wohlstandsniveau steigt auch die Nachfrage nach höherwertigen Nahrungsmitteln (z.B. Kakao, Kaffee, Orangensaft, Fleischkonsum)

Wie könnte eine Strategie für einen Anleger aussehen, der bislang noch wenig in Rohstoffe investiert ist?

Am einfachsten und transparentesten ist die Anlage mit Indexzertifikaten. Hier bekommt der Anleger mit einer Transaktion ein diversifiziertes Rohstoffportfolio für sein Depot. Investitionen in Einzel-Rohstoffe sind für Einsteiger eher schwierig. Dieser Markt sollte den Profis vorbehalten bleiben. Allerdings muss man auch sagen, dass Privatanleger sich immer mehr im Rohstoffsegment positionieren und mittlerweile auch über einen sehr hohen Wissensstand verfügen.

Haben Sie im Moment ein ganz bestimmtes Rohstoff-Papier im Auge, welches dem Investor ein besonders interessantes Chance-Risiko-Profil bietet?

Für Anleger, die mittel- bis langfristig in das Thema Agrarrohstoffe investieren wollen, könnte sich das Index-Zertifikat auf den Vontobel Agrarrohstoff Index anbieten. Dieses basiert auf einem bereits mehrfach erprobten quantitativen Modell unseres Hauses. Seit Emission im Oktober 2007 konnte das Index-Zertifikat eine Bruttowertentwicklung von fast 30% generieren. Die Performance seit Anfang dieses Jahres liegt bis dato bei 33,26%. Ein potentieller Anleger hätte davon natürlich noch seine individuellen Kosten, die bei einer Anlage entstehen würden, z.B. Orderprovisionen und Depotverwaltungsgebühren, abzuziehen. Das Indexzertifikat bildet dabei ein Investment in einen diversifizierten Korb aus 8 Agrarrohstoffen ab.

Vielen Dank für das Interview

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