Kommentar
09:45 Uhr, 01.10.2008

Interview über die Chancen von Aktienanleihen

Das Portfolio-Journal sprach mit Herrn Michael Lindner, Zertifikatespezialist bei der BHF-Bank, über die Profiteure der kommenden Abgeltungssteuer, Aktienanleihen und Garantie-Zertifikate.

1. Herr Lindner, Ihr Haus macht traditionell weniger durch spektakuläre neue Themen- oder Strategie-Produkte auf sich aufmerksam, als vielmehr durch ein über Jahre hinweg kontinuierlich gepflegtes, sehr breit gefächertes Angebot an etablierten Zertifikatestrukturen. Worin liegen hierfür die Gründe bzw. welche Philosophie steckt dahinter?

Unsere treuen Kunden schätzen unser transparentes und gut nachvollziehbares Angebot an modernen Finanzprodukten. Egal ob Aktien-Anleihe, Discount-Zertifikat oder Bonus-Zertifikat, getreu dem Motto „keep it simple“ versuchen wir nicht nur den Profianleger, sondern auch den Zertifikateeinsteiger zu begeistern.

2. Sie setzen im Rahmen Ihres Produktspektrums verstärkt auf das Instrument „Aktienanleihe“, das wegen seiner Einordnung als Finanzinnovation steuerlich lange Zeit im Abseits gegenüber Discount-Zertifikaten stand. Worin sehen Sie zukünftig dessen Vorteile, wenn ab dem nächsten Jahr die steuerliche Benachteiligung wegfällt?

Seit mehr als 10 Jahren sind wir bei Aktien-Anleihen in Deutschland eine feste Größe und freuen uns natürlich darüber, dass die steuerliche Benachteiligung endlich wegfällt. Aufgrund der klaren und leicht verständlichen Darstellung – unabhängig von der hohen Verzinsung gibt es bei Fälligkeit entweder den Nennwert, oder aber Aktien mit der Chance auf Kurserholung – werden diese Produkte insbesondere im Privatkundengeschäft und der Vermögensverwaltung wieder an Bedeutung gewinnen.

3. Was müssen Anleger beim Handel mit Aktienanleihen beachten?

Der Kurs einer Aktien-Anleihe wird immer in Prozent, bezogen auf den Nominalbetrag, z.B. 98,50 %, ausgedrückt. Wenn z.B. ein Volumen von nominal 10.000 Euro bei einem Kurs von 98,50 % geordert werden soll, beträgt der Kurswert 98,50 Prozent von 10.000 Euro, also 9.850 Euro. Neben dem ausmachenden Kurswert kommen noch die seit Zinslaufbeginn angefallenen Stückzinsen hinzu. Dabei gilt: Je höher der Kupon und je weiter zurück der Zinslaufbeginn liegt, umso höher sind die Stückzinsen. Allerdings besteht hier kein Grund zur Sorge. Der Käufer einer Aktien-Anleihe bekommt die Stückzinsen spätestens beim Verkauf bzw. der nächsten Zinszahlung wieder.

4. Sie bieten u.a. auch in diesem Segment eine Reihe von Variationen wie Protect- oder Doppel-Aktienanleihen an. Welche Vorteile ergeben sich dabei für den Anleger?

Protect-Aktien-Anleihen sprechen eher den sicherheitsbewussten Anleger an. Eine zusätzliche Sicherungsbarriere garantiert bei Nichtverletzen, aber unterschreiten des Basispreises noch die Rückzahlung zum Nennwert. Doppel-Aktien-Anleihen sind dagegen klar für den renditeorientierten Anleger konzipiert, der eine dezidierte Meinung zum Kursverlauf der beiden zugrunde liegenden Basiswerte hat. Der Lohn hierfür sind Kuponzahlungen von 20 bis 30 %.

5. Eine spezielle Innovation aus Ihrem Hause stellen schon seit langem die sogenannten Golden-Goal-Aktien-Anleihen dar. Was unterscheidet diesen Produkttyp von der klassischen Variante? Wo liegen die Chancen, wo die Risiken?

Golden-Goal-Aktien-Anleihen könnten der Überraschungsgewinner der Abgeltungsteuer werden. Einfach und transparent wie klassische Aktien-Anleihen konstruiert, besitzen sie leicht oberhalb des Basispreises eine weitere Schwelle. Im Gegensatz zu Protect-Aktien-Anleihen ist es bei den „Goldies“ allerdings von großem Vorteil, wenn die Barriere während der Laufzeit berührt wird. Das Berühren sorgt nämlich dafür, dass die Rückzahlung zum Nennwert gesichert ist. Selbst ein Totalverlust der Aktie kann der Anleihe dann nichts mehr anhaben. Golden-Goal-Aktien-Anleihen bieten sich daher sowohl in seitwärts gerichteten, als auch kurzfristig steigenden Märkten an.

6. Neben Aktienanleihen und Discounts setzten Sie mit einem breiten Spektrum an Garantie-Zertifikaten seit diesem Jahr verstärkt auf einen weiteren Profiteur der Abgeltungssteuer. Auf was ist bei der Anlage in die auch als Safe-Zertifikate bezeichneten Produkte zu achten.

Garantie-Zertifikate versprechen einen weitreichenden Kapitalschutz und die Beteiligung an Kurssteigerungen des Basiswerts. Der Kapitalschutz bezieht sich immer auf die Fälligkeit und in Höhe des fest definierten Absicherungsniveaus. Der Kaufpreis der Zertifikate sollte daher nicht weit über dem Absicherungsniveau liegen, wenn man größere Rückzahlungsverluste vermeiden möchte.

7. Über die Abgeltungssteuer und deren Nachteile speziell für den Zertifikatemarkt wurde schon viel diskutiert. Sehen Sie neben den beiden angesprochenen Produkttypen noch weitere Lichtblicke? Wo glauben Sie, dass sich der Markt ab dem nächsten Jahr hinentwickeln wird?

Mit dem Wegfall der Spekulationssteuer werden sich zunehmend kürzere Laufzeiten etablieren. Dies sollte der Umsatzentwicklung entgegenkommen. Sprint- und Reverse-Sprint-Zertifikate könnten mit ihren überproportionalen Gewinnchancen und ihrer einfachen und transparenten Darstellung ebenso ein Comeback am Zertifikatemarkt erleben.

8. Welche Produkte werden von Ihren Kunden aktuell besonders stark nachgefragt, und welche halten Sie im momentanen Marktumfeld generell für besonders interessant?

Aktien-Anleihen mit hohem Sicherheitspuffer und Sprint-Zertifikate werden aktuell stark nachgefragt. Im aktuell leider sehr düsteren Marktumfeld spricht zudem Vieles für eine Anlage in Reverse-Sprint-Zertifikate. Hier besteht die Möglichkeit, Aktienkursverluste nicht nur auszugleichen sondern auch noch in Gewinne umzuwandeln. In Kombination mit klassischen Sprint-Zertifikaten lassen sich hier außerdem attraktive Auszahlungsprofile generieren.

9. Die BHF-Bank wurde von der Börsen-Zeitung in diesem Jahr zum besten Research-Haus gekürt. Wie kann der Anleger davon profitieren?

Grundsätzlich versuchen wir bei der Auswahl der Basiswerte für unsere Produktepaletten die Analysen unseres Research mit zu berücksichtigen. Als Komplettanbieter von strukturierten Produkten sind wie allerdings auch „gezwungen“ die entgegengesetzte Richtung abzubilden. Sei es einfach auch nur deswegen, um Kombinationsstrategien umsetzen zu können.

10. Welche Service-Möglichkeiten stehen dem Investor auf Ihrer Internetseite zur Verfügung?

Auf unseren Internetseite finden Investoren umfangreiche Berechnungen zu den jeweiligen Produkten. Beispielsweise weisen wir bei unseren Aktien-Anleihen auch die bis dato angefallenen Stückzinsen und dementsprechend auch einen Kaufpreis unter Berücksichtigung von Anleihekurs und Stückzinsanteil aus.

Vielen Dank für das Gespräch

Das Interview wurde in der letzten Ausgabe des Portfolio-Journals veröffentlicht. Melden Sie sich am besten gleich unter dem folgenden Link für diesen monatlich erscheinenden kostenfreien Newsletter an, falls Sie noch kein Abonnent sind.
http://www.portfoliojournal.de/

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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