Interview über die aktuellen Chancen am Rohölmarkt
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BörseGo sprach mit Herrn Jochen Fischer, Leiter Investmentstrategie Derivate, über die aktuelle Lage am Rohölmarkt und geeignete Anlagemöglichkeiten.
Herr Fischer, Sie machen in der Juli-Ausgabe Ihres monatlichen „Know-How“-Magazins mit der Frage „Comeback der Rohstoffe?“ auf. Welche Gründe veranlassen Sie zu dieser These. Welche Teilbereiche halten Sie im Augenblick für besonders aussichtsreich?
Unsere Rohstoffanalysten erwarten eine Verbesserung der fundamentalen Nachfrage über die nächsten 12 Monate. Neben einem Nachfrageanstieg vieler Schwellenländer dürfte der Lagerabbauzyklus der verarbeitenden Industrie in den USA zeitnah zum Ende kommen. Wir präferieren Energierohstoffe, sehen aber auch bei Mais und Zink gute Chancen.
Bei Rohstoffen spricht man gerne von einem sogenannten Super-Zyklus. Teilen Sie diese Ansicht? In welcher Phase befindet sich der Markt Ihrer Meinung nach im Sommer 2009?
Unsere Analysten differenzieren natürlich zwischen den verschiedenen Rohstoffgruppen, haben aber die Anlageklasse Rohstoffe vor einigen Wochen auf Übergewichten gestellt. Den Ausdruck „Super-Zyklus“ habe ich länger nicht mehr gelesen.
Der Ölpreis hat nicht zuletzt seit dem vergangenen Jahr eine wahre Achterbahnfahrt mit ebenso starken Aufs wie Abs hinter sich gebracht. Im Augenblick korrigiert er wieder nach seinem Anstieg über die 70-US-Dollarmarke. Geht es Ihrer Meinung nach ebenso volatil weiter? Wo sehen Sie das schwarze Gold zum Jahresende bzw. in den nächsten zwei Jahren?
Die regulatorische Unsicherheit in den USA (CFTC) hat in die letzten Wochen wieder für Nervosität beim Ölpreis gesorgt. Fundamental sehen wir im Öl aktuell die Chance auf einen zyklischen Aufschwung und prognostizieren ein Jahresendziel für WTI von $85. Für Ende 2010 prognostizieren wir $95/Fass.
Der Öl-Chart weist speziell seit dem vergangenen Sommer eine verblüffende Ähnlichkeit mit dem des Aktienmarktes auf? Inwieweit lässt sich ein Öl-Investment vor diesem Hintergrund noch als eine Diversifikationsmöglichkeit zu anderen Asset-Klassen wie z.B. Aktien betrachten?
Die letzten 12 Monate haben gezeigt, dass während einer scharfen Finanzkrise sämtliche Risikoaktiva dazu tendieren stark positiv miteinander zu korrelieren. Die historischen Korrelationen werden sich aber wieder einspielen - eine kurzfristige Betrachtung ergibt aktuell ein sehr verzerrtes Bild. Mittelfristig wird die Knappheit von Rohöl wieder die Preisentwicklung dominieren – unabhängig von der Entwicklung der Aktienmärkte.
Wie stellt sich derzeit die Lage auf dem Rohölmarkt in Bezug auf die vielzitierte Rollproblematik dar? Wie weit hat sich die extreme Contango-Situation zu Jahresbeginn inzwischen wieder entspannt?
Die Terminmarktkurve beim Öl hat sich in den letzten Monaten deutlich verflacht, nachdem vor allem die kurzlaufenden Kontrakte stark zugelegt haben. Die Struktur der Forwardkurve bleibt aber in Contango. Aktuell notiert z.B. beim WTI Öl der Oktoberkontrakt 2.5% über dem Septemberkontrakt. Es entstehen bei normalrollierten Indexprodukten also weiter negative Rollrenditen.
Sie haben sich als erster Emittent im Rahmen Ihrer GSCI-Indexfamilie Dynamic bzw. zuletzt mit dem A1 Strategy-Ansatz beim S&P GSCI Light Sweet Crude Oil (WTI) Index der Optimierung des Rollproblems angenommen. Welchen Zusatznutzen bringen diese „Sondermodelle“ dem Anleger konkret?
Die Strategien helfen Rollverluste zu minimieren. Öl wird bei Contango z.B. an einer flacherern Stelle der Kurve rolliert, wobei die Situation dynamisch beobachtet wird. Bei Agrarrohstoffen wird saisonal optimiert rolliert. Diese Konzepte eröffnen Privatanlegern dieselben Möglichkeiten wie großen institutionellen Adressen. Die Vorgehensweisen sind simpel und vor allem transparent. Der Anleger weiß jederzeit in welchem Kontrakt die Strategie investiert ist.
Worauf sollte der Anleger bei einem Engagement am Ölmarkt außer der Terminmarktkurve noch achten?
Durch die Vielzahl der Produkte sollte sich der Anleger Zeit nehmen um das Angebot in Ruhe zu sondieren. Nicht unwichtig ist die Frage des Dollarrisikos und damit die Frage, ob ein Produkt mit Währungsschutz gewählt werden soll. Generell korrelieren Rohstoffe und der USD negativ, d.h. fällt das Eine so steigt das Andere. Währungsrisiken auszublenden macht daher Sinn – allerdings nicht zu jedem Preis (Quantokosten beachten).
Welche Öl-Investments über Zertifikate gibt es und welche halten Sie momentan für besonders aussichtsreich?
Wir haben festgestellt, dass unsere rolloptimierte WTI Strategie (A1) im Zeitablauf gut die Spotpreisentwicklung nachbilden kann. Das Open End Zertifikat auf die A1 Strategie bietet somit eine gute Möglichkeit eine fundamentale Ölpreismeinung zu implementieren – relativ unabhängig von Rolleffekten. Seit Kurzem bieten wir die Strategie auch währungsgesichert an.
Vielen Dank für das Interview
Das Interview wurde in der letzten Ausgabe des Rohstoff-Reports veröffentlicht. Melden Sie sich am besten gleich unter dem folgenden Link für diesen wöchentlich erscheinenden kostenfreien Newsletter an, falls Sie noch kein Abonnent sind.
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