Kommentar
12:00 Uhr, 05.02.2008

Interview mit Wieland Staud - Charttechnischer Analyst

Wieland Staud, Jahrgang 1964, hat an der Universität Bamberg ein Studium der Betriebswirtschaft absolviert. Von 1993 bis 1996 arbeitete er als Technischer Analyst im Sales Support der Dresdner Bank. Er ist seit 15 Jahren Technischer Analyst und seit 10 Jahren Geschäftsführer seiner Firma Staud Research GmbH. Ebenso lang erscheint täglich das „DailyMarketFAX“, der tägliche Börsenbrief von Staud Research. Der Autor, der heute zu den renommiertesten Technischen Analysten Deutschlands gehört, ist regelmäßig zu Gast in der Telebörse und schreibt für Marktkommentare für die FAZ.

Das folgende Interview führte der Finanzbuchverlag mit Herrn Staud.

Was zeichnet einen guten Technischen Analysten aus?Den Markt so zu sehen wie er ist. Nur in dieser beruflichen Lebenssituation sein Fähnchen nach dem Wind zu richten. Alles andere ist zum Scheitern verurteilt.

Inwieweit spielt Behavioral Finance eine Rolle dabei? Spielt es für Sie eine Rolle?

Für mich funktioniert Technische Analyse gerade deshalb so gut, weil die Marktteilnehmer genau so „funktionieren“, wie das die Behavioral Finance postuliert. Weil Menschen nun einmal so unvollkommen sind wie sie es sind; z. B. bei der Einschätzung von Risiken oder bei der Informationsauswertung.
Eine ketzerische Anmerkung: Manchmal ist BF aber auch wenig mehr als alter Wein in neuen Schläuchen. Vieles von dem, was da in wissenschaftlichen Abhandlungen, empirischen Studien usw. beschrieben wird ist mehr oder weniger Alltagswissen. Oder wer will z. B. ernsthaft bezweifeln, daß die „eigenen“ Aktien in den Augen des Anlegers immer die Aktien mit den besten Perspektiven sind? Auch wenn sich bestenfalls das glatte Gegenteil davon wirklich begründen läßt?

Was entgegnen Sie Kritikern die behaupten, dass Technische Analyse nur eine „Self-Fulfilling-Prophecy“ sei?

Daß sie’s nicht ist. Auch wenn das immer und immer wieder behauptet wird. Denn wenn dem so wäre, dann müßten sich viel mehr Entscheider an der Technischen Analyse orientieren. Aber das tun nur vergleichsweise wenige.
Am Rande: Gerade dann, wenn Sie’s wäre, wäre das die ultimative Begründung für den Einsatz der Technische Analyse!

Können Trends alleine nur mit Hilfe der Technischen Analyse erkannt werden?

Ganz ohne Zweifel: Ja! In meinen Augen ist das sogar ausschließlich mit der technischen Analyse möglich. Jedenfalls solange es sich um den Trend eines Kurses bzw. Preises handelt.

In Kapitel 5 Ihres Buches beschreiben Sie einige sehr interessante Punkte wie beispielsweise Ehrlichkeit, Disziplin und Pausen. Welchen Stellenwert nehmen diese Punkte ein, wenn man an der Börse erfolgreich sein möchte?

In meinen Augen sind Sie mindestens genau so wichtig wie die Analyse und das Money-Management. Wer diese zusätzlichen Momente außer Acht läßt, der wird sehr wahrscheinlich nicht in der Lage sein, dauerhaft an der Börse Geld zu verdienen. Schon gar nicht dann, wenn z. B. die Aktienmärkte dieser Welt wieder einmal in eine Phase a la 2000 – 2003 eintreten werden.

Das Thema Money-Management nimmt neben der Technischen Analyse ein zentrales Thema in Ihrem Buch ein. Warum ist ein gutes Money Management so entscheidend für den Erfolg an der Börse?

Mit dem Money-Management bestimmt man, ob, was, wann in welchem Umfang kauft oder verkauft wird. Mit anderen Worten: man bestimmt das Risiko, das man willens ist einzugehen. Dabei geht es vor allem darum, drei Kardinalfehler zu vermeiden.
(1) Keine Position ohne Stoploss! Im dem Augenblick, in dem eine Position eingegangen wird, wird auch bestimmt, wann, wenn es anders kommen sollte als erwartet dem Elend ein Ende gemacht wird.
(2) Im Regelfall wählen die Marktteilnehmer ein zu hohes Risiko: Sie investieren zu viel, die Laufzeiten der Derivate sind zu kurz und z. B. die Basispreise von Optionen zu weit aus dem Geld. Sie wollen zu schnell zu viel. Und genau deshalb geht es schief.
(3) Nie verbilligen! Sondern nachkaufen! Ist eine Position unter Wasser, dann hat man auf das falsche Pferd gesetzt. Nichts ist nun schlimmer als diese Position auch noch zu vergrößern. Eine Position wird ausgebaut, wenn sie bereits im Gewinn ist. Denn dann hat man wahrscheinlich auf den richtigen Trend gesetzt. Die Wahrscheinlichkeit dafür, daß der sich nun fortsetzt ist stets um ein Zigfache höher als seine Umkehr.

Wenn Sie jetzt auf Ihre bisherige Karriere als Trader zurückblicken, was würden Sie jetzt genauso wiederholen und was würden Sie ändern?

Ich würde versuchen, die wenigstens die größten Fehler zu vermeiden. Z. B. niemals ohne Stoploss 3 alte DAX-Futures mitten in der schönsten Baisse long zu sein und bei der Gelegenheit im Rahmen eines Mittagessens 70000 DM zu verballern. Aber ich glaube, das würde mißlingen. Irgendwie gehört wie auch im „richtigen“ Leben zum Lernen das Fehlermachen dazu. Richtig war unbedingt, nie den Glauben an die eigenen Fähigkeiten zu verlieren.

Gibt es für Sie ein Leben nach der Börse? Was werden Sie dann machen?

Ja. Es findet für mich jeden Tag statt. Spätestens nach 17.30 Uhr. Viele Dinge, die Börse so gut wie gar nichts zu tun haben. Noch ein Buch schreiben. Mit meinen Söhnen herumtollen.

Die beiden wichtigsten Erkenntnisse, welche die Leser mit der Lektüre Ihres Buches für sich gewinnen können?

Ohne Arbeit geht es nicht! Der Trend ist Dein Freund!

Was genau besagt der „Staud’sche Ansatz“?

Nicht ständig mit Mann und Maus investiert sein. Nur dann in den Markt reingehen, wenn die Konstellation ideal und deshalb die Wahrscheinlichkeit für einen Gewinn maximal ist. Jederzeit das eingegangene Risiko kontrollieren.

Anbei der Link mit Detailinformationen und Bestellmöglichkeit von Stauds Charttechnik - Buch "Erfolgstechniken eines Analysten" - [Link "Bitte hier klicken" auf www.finanzbuchverlag.de/... nicht mehr verfügbar]

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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