Kommentar
10:02 Uhr, 27.10.2020

Intel-Aktie nach dem Crash - Chance oder Value-Falle?

Die Aktie von Intel ist im Sinkflug. Dabei schreibt das Unternehmen immer noch ein Vielfaches des Gewinns der größten Konkurrenten. Für Anleger könnte das eine Chance sein.

Erwähnte Instrumente

  • Taiwan Semiconduct.Manufact.Co Reg.Shs (Spons.ADRs)/5 TA 10 - WKN: 909800 - ISIN: US8740391003 - Kurs: 86,750 $ (NYSE)

2020 war für Intel Aktionäre kein leichtes Jahr. Während des Coronacrashs zu Jahresbeginn verlor die Aktie fast 35 %. Im Juni konnten die Hochs fast wieder erreicht werden. Dann kam es zu einer Reihe von Hiobsbotschaften. Seit der Finanzkrise war die Aktie nicht mehr so unter Druck. Gleich mehrfach brach die Aktie um mehr als 10 % an einem Tag ein.

In der gesamten Geschichte der Aktie ist das keine Seltenheit. In 40 Jahren kam das 31 Mal vor (Grafik 1). Zwischen 2009 und Anfang 2020 waren Anleger mit mehr Stabilität verwöhnt. 2020 kam die Volatilität zurück und gleich richtig. Gute Gründe dafür gibt es.

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Intel produziert seine Chips im Gegensatz zu vielen anderen Konkurrenten (z.B. Nvidia, AMD) selbst. Konkurrenten konzentrieren sich auf die Entwicklung und lassen die Chips von Taiwan Semiconductor herstellen. Intel ist nicht auf Drittanbieter angewiesen. Das hat gewisse Vorteile. Die gesamte Wertschöpfungskette bleibt im Unternehmen.

30 Jahre lang hat das gut funktioniert. Nun gibt es aber Probleme. Die aktuelle Chipgeneration kam nicht wie geplant auf den Markt. Es gab Produktionsprobleme. Diese wiederum verlangsamen das Ausrollen der nächsten Generation, die nun bis 2022 oder 2023 warten muss. Die Konkurrenz ist Intel voraus.

Die Produktion der aktuellen Intel Generation (10 Nanometer) dürfte erst zum Jahreswechsel volle Kapazität erreichen. AMD hat bereits einen 7nm Chip, allerdings ist die Performance dadurch nicht zwangsweise um Längen besser. Intel steht wegen seiner Produktionsprobleme nicht gleich am Abgrund.

Problematisch ist jedoch die Verzögerung der Intel 7nm Generation. Intel hatte viele Jahre einen Vorsprung gegenüber der Konkurrenz. Das letzte Mal wurde es 2006 eng. AMD war damals voraus und Intels Marktanteil im PC Markt sank auf 50 %, gleichauf mit AMD. Danach geriet AMD ins Hintertreffen. Der Marktanteil schrumpfte auf 20 %. AMD hat nun wieder aufgeholt. Intels Marktanteil ist inzwischen von 80 % auf 60 % gesunken.

Verzögert sich nun die neue Chipgeneration zu lange, dürfte Intel weiter Marktanteile verlieren. Daher gibt es Überlegungen, Chips von anderen Herstellern produzieren zu lassen. Dafür kommt eigentlich nur Taiwan Semiconductor in Frage. Ob Taiwan Semiconductor, das für die Konkurrenten von Intel produziert, das tun würde, ist offen. Taiwan Semiconductor würde kurzfristig gewinnen, langfristig hilft es dem praktisch einzigen ernstzunehmenden Konkurrenten in der Produktion.

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Intels Kurskapriolen kommen nicht aus dem Nichts. Bisher gehen Analysten davon aus, dass der Gewinn von zuletzt 21 Mrd. auf 17 Mrd. USD in diesem Jahr sinken könnte. Danach soll es wieder langsam bergauf gehen. In diesem Fall ist die Aktie ein Schnäppchen. AMD ist halb so viel wert wie Intel, macht aber derzeit nur 10 % so viel Gewinn wie Intel.

Es könnte aber durchaus noch schlimmer kommen. Intel verpasste schon einmal eine Entwicklung. Dazu muss man in die 80er Jahre zurückblicken. 1986 schrieb Intel seinen bisher ersten und einzigen Jahresverlust als börsennotiertes Unternehmen (Grafik 2).

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Bevor Intel Mikroprozessoren herstellte, produzierte es Speicherchips. Japanische Unternehmen waren in den 80ern besser und billiger. 1984 kam dann die Entscheidung aus dem Geschäft auszusteigen und stattdessen Mikroprozessoren herzustellen. Diese Entscheidung verhalf Intel zu einer quasi Monopolstellung über viele Jahre, mit kurzen Unterbrechungen praktisch bis heute.

Die aktuelle Krise ist nicht ganz mit damals vergleichbar. Intel wird nicht das Geschäftsfeld wechseln. Es ist jedoch nicht die erste Krise, die der Konzern durchmacht. Im Gegensatz zur Konkurrenz hat Intel dazu fast unbegrenzte Finanzmittel. Der operative Cashflow liegt bei 30 Mrd. USD. Es ist sehr wahrscheinlich, dass Intel die Probleme wieder in den Griff bekommt. Bevor Anleger dazu aber keine Fakten sehen, bleibt die Aktie gefährdet. Für einen Einstieg dürfte es noch zu früh sein. Die Aktie gehört jedoch unbedingt auf die Watchlist.

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Intel-Aktie vs. AMD-Aktie seit Oktober 2010

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7 Kommentare

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  • mkronen
    mkronen

    Kleine Anekdote:

    Habe als alter AMD Fan einige Ryzen 9 für Entwicklerrechner angeschafft. Die Mehrzahl der Entwickler bevorzugt aber weiterhin Intel Maschinen. Bzgl. Xilinx wünsche ich AMD herzliches Beileid (nutze selbst Xilinx FPGAs)

    14:49 Uhr, 27.10. 2020
  • Blya
    Blya

    Nichts deutet darauf hin, dass Intel vor 2023 das Ruder rumreissen kann. Ganz im Gegenteil, es wird bereits gemunkelt, dass ein Großteil der Fertigung an Samsung und TSMC gehen wird. Ich sehe vor 2023 kein Wiedererstarken von Intel. Wer zwischen 80 und 100% des Marktes hat, kann eben nur schrumpfen wenn die Technologieführerschaft verloren geht. Denken Sie an mich, wenn in den nächsten Wochen der CEO geht. Vll überdenken Sie dann nochmal ihre Strategie. :)

    14:02 Uhr, 27.10. 2020
  • Blya
    Blya

    Intel hat seit dem AMD Ryzen 3 das letzte Feld verloren in dem die eigenen CPUs der Konkurrenz überlegen war: Gaming. Ansonsten ist Intel in jeder Hinsicht weit abgeschlagen. Die letzten Q Zahlen sagen ganz klar, unter welchem Druck Intel steht und wo die Reise hingeht (seht euch die Margen an.... Intel will keine Marktanteile abgeben, also verschenkt man jetzt seine Produkte quasi). Der CEO dürfte in den nächsten Wochen ebenfalls den Hut nehmen.

    Intels 7nm Prozess ist auf dem Papier mglw. vergleichbar mit TSMCs 5nm oder 3nm Prozess, dafür ist aber heute noch nicht klar wann er startet und welche Yields er haben wird. Intel hat eine gewisse Geschichte was Übertreibungen und blanke Lügen angeht.

    Und man darf nicht vergessen: In der Hauptsache verkauft Intel noch immer monolithische 14nm CPUs und nicht 10nm CPUs, während die Konkurrenz längst mit 7nm Chiplets ist. Wenn Intels 7nm rauskommt, ist die Konkurrenz auch schon bei 3nm.

    Sorry aber bei Intel dürfte es bis 2023 richtig bergab gehen. Die haben nur Glück, dass AMD durch die Kapazitäten von TSMC nicht mehr fertigen kann. Aber das wird sich auch lösen und dann gehts erstmal richtig runter.

    13:36 Uhr, 27.10. 2020
    2 Antworten anzeigen
  • mkronen
    mkronen

    Hier ist ein Sparplan für 2 Jahre eine gute Strategie.

    Man sollte auch beachten, dass eigene Fabs, die weltweit verteilt sind, in einem (Handels)krieg Gold Wert sind.

    Was die Prozesstechnik angeht. Die Transistordichte von Intels 7nm Prozess ist vergleichbar mit TSMCs 3nm Prozess.

    Die Konkurrenz muss TSMCs Marge erst einmal verdienen. Hinzukommen die konkurrenzfähigen GPUs Intels, die ab Ende 2020 starten. Das ist ein neues Geschäftsfeld.

    11:09 Uhr, 27.10. 2020

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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