Insiderhandel bei der US-Notenbank?
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Die Entscheidung der US-Notenbank, ihre Anleihenkäufe nicht zu reduzieren, hat in der vergangenen Woche einen Kurssprung an den Aktienmärkten und bei den Edelmetallen ausgelöst. Die Entscheidung wurde am Mittwoch der vergangenen Woche um 20.00 Uhr MESZ veröffentlicht. Wie jetzt herauskam, wussten einige Händler aber offenbar schon vorher Bescheid. Das behauptet jedenfalls das auf die Analyse des Hochfrequenzhandels spezialisierte US-Unternehmen Nanex.
Demnach wurde an der Terminbörse in Chicago ein auffällig großer Goldkauf bereits zwei bis drei Millisekunden nach Veröffentlichung der Fed-Entscheidung ausgeführt, obwohl die Übertragung eines Signals von Washington nach Chicago bei annähernd Lichtgeschwindigkeit rund fünf bis sieben Millisekunden dauern würde. (Die Nachrichtenagentur AFP berichtet, ebenfalls unter Berufung auf Nanex, sogar von einer ungewöhnlichen Aktivität bereits zweieinhalb Minuten vor der Fed-Entscheidung).
Der Verdacht: Ein Händler hatte die Entscheidung der Fed bereits vor 20.00 Uhr in seinen Computer eingegeben, so dass der Computer blitzschnell reagieren konnte, bevor die Entscheidung offiziell überhaupt bekannt war.
Die Fed gibt ihre Entscheidungen ausgewählten Journalisten immer bereits Minuten vor der offiziellen Veröffentlichung bekannt, allerdings sitzen diese Journalisten in einem kontrollierten Raum der US-Notenbank und dürfen vor Punkt 20.00 Uhr die Informationen nicht nach außen weitergeben. Nach Einschätzung von Experten könnte nun aber ein Journalist die Informationen möglicherweise bereits vor 20.00 Uhr in einen externen Server eingegeben haben. Die Information war zwar bis genau 20.00 Uhr für andere nicht sichtbar. Da die Information aber bereits auf dem Server vorlag, wäre sie dann möglicherweise bereits um genau 20.00 Uhr auch an einem entfernteren Ort wie Chicago plötzlich für die tradenden Computer verfügbar gewesen, noch bevor eine Nachricht aus Washington überhaupt in Chicago angekommen wäre.
Die wichtigsten Nachrichtenagenturen haben den Vorwurf übrigens inzwischen zurückgewiesen. Sie hätten sich genau an die Fed-Vorgaben gehalten und keine Information sei vor 20.00 Uhr weitergegeben worden, hieß es unter anderem von Reuters und Bloomberg. Auch eine führende Hochfrequenzhandelsfirma, Virtu Financial, wies die Vorwürfe von Nanex zurück, wie die Financial Times berichtet. Virtu Financial führt die etwas verfrühten Handelsaktivitäten in Chicago auf ein Problem bei der Uhrensynchronisation zurück. So sei es möglich, dass die Uhren der Fed in Washington einige Millisekunden vorgehen, vermutet Virtu Financial.
Auch bei einigen Wirtschaftsdaten hatte es in den USA immer wieder auffällige Handelsaktivitäten noch vor der offiziellen Veröffentlichung gegeben. Manche Datenprovider stellen ihren Kunden gewisse Stimmungsindikatoren tatsächlich vorab bereit, wie in den vergangenen Monaten bekannt wurde. Allerdings handelt es sich dabei nicht um offizielle Wirtschaftsdaten, sondern um Umfrageergebnisse.
Die Federal Reserve hat nun angekündigt, die Vorwürfe über die angeblich verfrühte Veröffentlichung in der vergangenen Woche zu untersuchen.
Oliver Baron
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