Kommentar
11:30 Uhr, 16.02.2021

Inflation in Sicht? Die Zentralbanken machen sich (noch) keine Sorgen

Noch bevor die Inflation überhaupt da ist, sorgen sich einige Investoren bereits um die Geldpolitik und befürchten, dass sie restriktiver wird. Das wird nicht geschehen, da sich Notenbanken nicht um Inflation sorgen.

Vor allem in den USA waren die letzten Zinsentscheide ereignislos. Die Fed tastet den Zins nicht an und kauft weiterhin Wertpapiere. Seit Monaten hat sich nichts getan, zumindest vordergründig nicht. Hinter den Kulissen arbeitet die Notenbank hart daran, Marktteilnehmer davon zu überzeugen, dass sie es mit der lockeren Geldpolitik wirklich ernst meint. In den kommenden Monaten wird die Inflationsrate stark ansteigen. Das ist heute bereits absehbar. Anleger befürchten daher, dass spätestens in der zweiten Jahreshälfte Zinsängste aufkommen könnten. Das führte bereits beim ersten Mal vor sieben Jahren zu erhöhter Volatilität am Aktien- und Anleihemarkt. Die Notenbank betont, dass sie sich davon nicht beirren lassen wird. Bisher glaubt es ihr nur niemand. Daher arbeitet die Fed weiter daran Marktteilnehmer von ihrer Politik zu überzeugen. Sie will Inflation und wird höhere Inflation tolerieren. Davon sind bei weitem nicht alle überzeugt.

Die Debatte, ob die Fed wirklich die Füße stillhält, wenn die Inflation ansteigt, läuft bereits seit einigen Wochen. Noch ist die Inflation aber nicht da. Ab April wird sich das ändern. Im März und vor allem April 2020 kam es zu einem Preisrutsch bei Rohstoffen. Der Ölpreis notierte sogar für einen Tag im negativen Bereich. Das führt dazu, dass Öl gegenüber dem Vorjahr im April 2021 sehr stark ansteigt. Da Öl ein wichtiger Bestandteil der Inflation ist, wird auch diese ansteigen (Grafik 1).


Das ist nur ein vorübergehender Faktor, durch den die Notenbank nicht zum ersten Mal hindurchblickt. Es gibt aber auch andere Faktoren. Die Arbeitskosten sind zuletzt so stark gestiegen wie seit fast 30 Jahren nicht mehr (Grafik 2). Arbeitskosten und Kerninflation sind eng miteinander verflochten.

Ölpreis und Arbeitskosten sind starke Argumente für höhere Inflation und Kerninflation. Daher erwarten Marktteilnehmer von der Fed auch eine Reaktion, wenn die Preissteigerungen kommen. Dieser Erwartung kann die Fed nur entgegentreten, indem sie bei höherer Inflation nichts tut und zusieht.

Ob sie lange zusehen muss, ist nicht gesichert. Deswegen ist die Notenbank auch so entspannt. Viele der Inflationsmaßstäbe, die die Notenbank beachtet, zeigen immer noch nach unten (Grafik 3). Übergeordnet zeigen diese Benchmarks einen ungebrochenen Abwärtsdruck auf die Preise. Wenn die Fed Sorgen hat, dann dass nach dem kurzfristigen Preisanstieg im Frühjahr erneut Deflation droht.

Das erklärt auch, weshalb die Fed immer wieder betont: „Wir denken nicht einmal darüber nach, über ein Ende der lockeren Geldpolitik nachzudenken.“ Sie betont es vollkommen zu Recht. Nachhaltiger Inflationsdruck ist nicht zu erkennen.

Clemens Schmale


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Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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