Kommentar
08:30 Uhr, 10.03.2017

Inflation: Es ist eben nicht nur das Öl!

Mario Draghi hat gestern wieder verbal gezaubert bzw. eine beeindruckende Akrobatik veranstaltet. Das täuscht über einen wichtigen Aspekt jedoch nicht hinweg.

Das Kunststück, welches Draghi gestern vollbrachte, war kein leichtes. Einerseits sollte nicht der Eindruck vermittelt werden, dass die EZB die Geldpolitik straffen würde, andererseits sollten auch die bisherigen Erfolge und bessere Daten nicht vollkommen unberücksichtigt bleiben. Tatsächlich ist die Inflation in der Eurozone zuletzt stark gestiegen. Auch die Wirtschaftsdaten deuten auf ein freundliches Klima und solides Wachstum hin.

Die Eurozone ist und bleibt ein Währungsraum mit unterschiedlichen Geschwindigkeiten. Für Italien ist es zu früh, die Geldschwemme zu beenden. So hob Draghi zwar die Fortschritte hervor, betonte aber gleichzeitig die vielen Baustellen, die bleiben. Dazu gehören nicht nur direkt wirtschaftliche Baustellen, die sich in den Daten akut zeigen. Die Daten zeigen ja nach oben, auch in Italien. Dafür kann man immer etwas anderes Schlechtes finden: fehlende Reformen.

Wenn man sonst nicht weiß, was man kritisieren soll, dann weist man einfach auf die mangelnde Reformfreude hin. Draghi tat dies gleich in seinem vorbereiteten Statement. Seine Story war entsprechend schwammig: einerseits sind die aktuellen Daten Top, andererseits bleiben Risiken, die sich nicht so richtig auf den Punkt bringen lassen. Das Deflationsrisiko ist zwar gebannt, doch die Wettbewerbsfähigkeit bleibt ein Thema. Einkaufsmanager sind gut gelaunt, doch die Investitionen hinken hinterher. Das Konsumentenvertrauen ist hoch, doch die Produktion zieht nicht so recht an.

Zu jedem guten Punkt lässt sich auch ein schlechter finden. Schwieriger ist die Sache bei der Inflation. Sie ist vergleichsweise hoch und wird es auch noch eine Zeit lang bleiben. Notenbanker blicken durch den Inflationsanstieg hindurch und schieben den Inflationsschub auf den Ölpreis. Das leuchtet den meisten ein. Auf Jahressicht ist der Ölpreis stark gestiegen, deswegen steigt jetzt auch die Inflation stark an. Sobald der Effekt verdaut ist, sinkt die Inflation wieder.

Mit dieser Argumentation machen es sich Notenbanker etwas zu einfach. Vielleicht sind sie auch absichtlich naiv. Wie dem auch sei, die Inflation steigt nicht nur wegen des Ölpreises. Grafik 1 zeigt die Importpreise der USA, einmal inkl. Treibstoffimporte und einmal ohne. Parallel dazu ist die Preisveränderung des Dollar Index abgebildet. Tendenziell kann man eine einfache Regel aufstellen: steigt der Dollar, so sinken die Importpreise und auch die Inflation.

Der Dollar steigt seit einigen Monaten wieder und hält sich auf Jahressicht im Plus. Das hat den Anstieg der Importpreise nicht beeinträchtigt. Das ist ein seltenes Phänomen. Besonders pikant ist der Anstieg der übrigen Importpreise exkl. Öl. Der Anstieg sieht zugegebenermaßen nicht sonderlich beeindruckend aus. Der Eindruck täuscht jedoch, denn der höher stehende Dollar drückt die Preise nach unten. Insofern ist der Anstieg schon beachtlich.

Deutlicher wird die Sache, wenn man die monatliche Veränderung betrachtet (Grafik 2). Im Februar stiegen die Preise von Importgütern exkl. Öl stärker als alle Preise zusammen. Die Importpreise für Öl haben die Gesamtteuerung sogar nach unten gedrückt. Die Preise fielen auf Monatssicht um 0,66 %. Mit anderen Worten: die steigende Inflation ist mehr als nur durch Öl getrieben.

Natürlich hat Öl indirekt auch Einfluss auf andere Importgüter wie Kleidung. Sie müssen transportiert werden, z.B. per Schiff und das kostet mehr, wenn Treibstoff teuer ist. Andererseits haben viele Währungen gegenüber dem Dollar abgewertet. Man denke nur an den Yuan, der auf Jahressicht knapp 6 % abwertete. Trotzdem stiegen die Preise für Importe aus China zuletzt.

Das sind alles recht deutliche Signale, dass hinter dem Inflationsanstieg ein bisschen mehr steckt als nur der Rebound der Rohstoffpreise. Länder wie China und die Eurozone exportieren keine Deflation mehr. Aus sehr vielen Ländern kommen Teuerungssignale, die von Notenbankern einfach ignoriert werden.

Clemens Schmale

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24 Kommentare

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  • geht_wen_an
    geht_wen_an

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    18:44 Uhr, 10.03.2017
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    14:41 Uhr, 10.03.2017
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    geht_wen_an

    hier melden sie sich an

    Und lernen sie

    Seminar im Angebot, bitcoin das neue Gold

    https://www.dailyfx.com/devisenhandel/fundamental/marktnachrichten/2017/03/10/Schleusenoeffnung-dank-Bitcoin-ETF.html

    14:25 Uhr, 10.03.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    DER GELDSYSTEM BETRUG? DAS BEKANNTE ZITAT DER GEBRÜDER ROTHSCHILD VON 1863 (# 2.1)

    „Die Wenigen, die das System verstehen, werden dermaßen an seinen Profiten interessiert oder so abhängig von seinen Vorzügen sein, daß aus ihren Reihen niemals eine Opposition hervorgehen wird. Die große Masse der Leute aber, geistig unfähig zu begreifen, wird seine Last ohne Murren tragen, vielleicht sogar ohne je Verdacht zu schöpfen, dass das System ihnen feindlich ist.”

    .

    das ist das system der sklaven und banken

    13:46 Uhr, 10.03.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    sorry das System der Infaltion durch Geldmengenausweitung ist für den Arsch... die Preise steigen schon lang schneller als die Löhne...

    .

    Deswegen steigt der Konsum auch nicht mehr an... aber die Elite verkauft noch nen paar asst's bevor das system in sich zusammen fällt . weil

    Greife mal einen nackten Mann (Bauern, Sklaven, Masse der MEnschen in die Tasche

    13:41 Uhr, 10.03.2017
    1 Antwort anzeigen
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    lesen sie doch einfach die links welche ihnen gebe, welche Löhne steigen denn um 5-10%?? Albern die Argumentation. Durch den Fall des Euros, werden Güter in der EU sogar teurer... normale Güter, Lebensmittel.. Kaffee Obst aus wärmeren gegenden...

    Ich glaube OSaft hatte 2016 die höchste Preissteigerung, fast 100%

    http://www.finanzen.net/rohstoffe/orangensaftpreis

    http://www.finanzen.net/rohstoffe/orangensaftpreis...

    Welche Löhne steigen denn um 50%?

    .

    Der Staat ist daran schuld. Inflation hat ihre Ursache in der expansiven Geldpolitik der Notenbanken. In der Eurozone ist die Menge an Bargeld und Sichteinlagen (M1) in den letzten Jahren

    - um über 10 Prozent pro Jahr gestiegen,

    -

    wie auch die breitere Geldmenge (M3), die Kredite und andere Geldmengenaggregate berücksichtigt, im Durchschnitt pro Jahr um über

    - 5 Prozent wuchs.-

    Wer die Möglichkeit hat, die Geldmenge zu bestimmen oder zu beeinflussen, schafft die Grundlage für Preissteigerungen. Bislang konnte sich Mario Draghi im EZB-Turm noch rausreden. Seine Zielmarke für die Inflation war lange Zeit weit unter den von ihm angestrebten zwei Prozent. Jetzt lag sie nach langer Zeit in Deutschland im Februar darüber – bei 2,2 Prozent. Die Grundlage hat die EZB seit vielen Monaten selbst geschaffen. Ihre Nullzinspolitik und ihr Schuldenaufkaufprogramm spülten Geld aus dem Nichts in die Märkte.

    13:38 Uhr, 10.03.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    EUR SKS im Dollar und im Yen

    .

    hier diese blöde Internet Währung :P

    Weil ihr euch nicht Informiert hab das predige ich schon lang.

    .

    Vienna gets its first Bitcoin digital currency 'bank'

    http://www.cloudsovereurope.info/2017/03/vienna-ge...

    13:17 Uhr, 10.03.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Die Lüge!!! Preisstabilität durch Vernichtung von Kaufkraft.. durch Verwässerung des Geldwertes

    .

    „Das vorrangige Ziel des Europäischen Systems der Zentralbanken (im Folgenden ,ESZB‘) ist es, die Preisstabilität zu gewährleisten.“

    https://www.ecb.europa.eu/ecb/tasks/html/index.de....

    .

    https://de.wikipedia.org/wiki/Zentralbank

    In vielen Staaten wurden die Zentralbanken auf das Hauptziel festgelegt, die Preisniveau- und Geldwertstabilität zu wahren

    .

    Mittwoch, 08.01.2014 - 09:50 Uhr

    Das Märchen Geldwertstabilität: Wie die EZB die Sprache dehnt und die Bürger täuscht Die EZB verfolgt nicht das Ziel der Geldwertstabilität, sondern der Geldentwertungsstabilität. Ein ganz entscheidender Unterschied

    https://www.godmode-trader.de/artikel/das-maerchen...

    12:47 Uhr, 10.03.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    die Ausweitung der Geldmenge, ist ein eine verwässerung in aktien

    12:21 Uhr, 10.03.2017
  • geht_wen_an
    geht_wen_an

    Inflation ist Diebstahl

    https://www.tichyseinblick.de/daili-es-sentials/in...

    12:18 Uhr, 10.03.2017
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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