Kommentar
06:50 Uhr, 28.10.2014

Inflation - ein nichtmonetäres Phänomen?

Die Notenbanken pumpen seit Jahren Milliarden und Abermilliarden in die Märkte. Was macht die Inflationsrate? Sie fällt.

Nach 6 Jahren geldpolitischer Lockerung fällt es einem immer schwerer an den Zusammenhang von Geldmenge und Inflation zu glauben. Zu Recht?

Die Geldmenge folgt der Inflation

Man wundert sich schon, weshalb bei der aggressiven Notenbankpolitik die Inflation nicht schon längst außer Kontrolle geraten ist. Das ist alles andere als intuitiv und doch ist das keine historische Ausnahme, die wir gerade erleben. Dazu später mehr. Zunächst aber ein Blick auf die Inflation und Gelmengenausweitung in einigen Ländern, die Hyperinflation erlebt haben. In Argentinien kam es Ende der 80er Jahre zu einer Hyperinflation. Der Chart zeigt einen Inflationsindex und einen Geldmengenindex. Beide Indizes haben ihren Ausgangswert bei 100 Punkten.

Bis Mitte der 80er Jahre tat sich bei beiden Indizes wenig. Erst in der zweiten Hälfte begann der Anstieg, der sich immer mehr beschleunigte. Interessant ist dabei, dass die Inflation ungefähr ein Jahr vor der Geldmenge begann, so richtig loszulegen. Argentinien ist hier kein Einzelfall.

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Russland erlebte Anfang der 90er Jahre ebenfalls eine Phase sehr hoher Inflation. Das Bild ist hier sehr ähnlich zur Entwicklung in Argentinien. Die Inflation begann deutlich vor der Geldmenge zu steigen.

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Als drittes Beispiel zeigt Israel eine parallele Entwicklung zu Argentinien und Russland. Der Höhepunkt der Inflation wurde Mitte der 80er Jahre erreicht. Preise stiegen mit einer Jahresrate jenseits der 400% Marke.

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Es ist kein Einzelfall, dass die Inflation vor der massiven Geldmengenausweitung zu steigen beginnt. Das heißt natürlich nicht, dass die Geldmenge keinen Einfluss auf die Inflation hat. Steigt die Geldmenge jedoch nachdem die Inflation anzieht, dann kann man die Geldmenge wohl kaum als Vorlaufindikator bezeichnen. Damit die Geldmenge Ursache der Inflation sein kann, muss sie vorher deutlich ansteigen. Das ist definitiv in vielen Beispielen nicht der Fall.

Der Fairness halber muss man aber sagen, dass sich in Israel die Wachstumsraten von Inflation und Geldmenge ein Wettrennen lieferten und teils die Wachstumsrate der Geldmenge höher war als die der Inflation. Gelddrucken führt also durchaus auch zur Inflation. Es ist nur halt nicht immer die einzige Erklärung dafür.

In den USA zeigt sich sogar in einigen Perioden ein besonders interessantes Bild. In einigen Jahren, in denen die Geldmenge stark stieg, schwächte sich die Inflation ab. Das war nicht nur 2009 der Fall. Etwas Ähnliches ließ sich auch Ende der 90er Jahre beobachten oder 1986 und in den 60er Jahren.

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Was verursacht Inflation?

Inflation ist nichts weiter als der Ausdruck eines Ungleichgewichts von Angebot und Nachfrage. Übersteigt die Nachfrage das Angebot, dann muss der Preis steigen. Das lässt sich in eine ganz einfache Formel packen:

MV=PQ

M ist die Geldmenge. Sie hat ja letztlich doch einen gewissen Einfluss. V ist die Geldumlaufgeschwindigkeit. Die Geldmenge multipliziert mit der Umlaufgeschwindigkeit ist die Nachfrage. Wird ein Euro verdient und gleich wieder ausgegeben, dann trägt dieser Euro zum Einkommen einer anderen Person bei. Diese könnte den Euro noch einmal ausgeben usw. Je nachdem wie häufig das geschieht, liegt die Geldumlaufgeschwindigkeit höher oder tiefer.

Das Angebot ist das Preisniveau (P) multipliziert mit dem Output, also Preis x Menge. Sowohl die linke Seite der Gleichung (Nachfrage) als auch die rechte Seite (Angebot) sind letztlich eine Geldmenge. Werden Güter und Dienstleistungen um z.B. 100 Mrd. nachgefragt, dann wird das Angebot in etwa dieser Größenordnung entsprechen. Im Idealfall sind sie gleich. Es gibt keine Inflation. Das ist selten der Fall. Daher kann man auch langfristig nicht wirklich eine Inflationsrate von 0% erwarten. Das absolute Gleichgewicht ist eher die Ausnahme als die Regel.

Was passiert nun, wenn sich eine der Variablen ändert? Nehmen wir als ersten Fall an, dass sich die Geldmenge erhöht – so wie es derzeit der Fall ist. Mit Erhöhung der Geldmenge allein steigt die Nachfrage nicht. Der Output bleibt ohne steigende Nachfrage gleich. Die rechte Seite der Gleichung verändert sich nicht. Es tut sich lediglich auf der linken Seite etwas. Damit die Gleichung Gültigkeit hat, muss die Geldumlaufgeschwindigkeit sinken. Das ist genau das, was wir in den USA seit Jahren sehen. Die Geldmenge stieg an, aber die Geldumlaufgeschwindigkeit nahm ab. Die linke Seite der Gleichung blieb so mehr oder minder konstant. Ohne zusätzliche Nachfrage steigt auch der Output nicht. Die rechte Seite der Gleichung bewegte sich ebenfalls nicht.

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Jetzt kann es natürlich sein, dass die Menschen das Geld, welches sie verdienen, auch wieder schnell ausgeben. Sagen wir, die Geldmenge bleibt gleich, dafür erhöht sich aber die Umlaufgeschwindigkeit (die Nachfrage steigt). Dann gibt es auf der linken Seite der Gleichung nur zwei Möglichkeiten wie ein Gleichgewicht beibehalten werden kann. Bleibt die Produktion (Output) konstant, dann muss der Preis der Waren steigen, damit ein Gleichgewicht bewahrt werden kann oder der Output steigt bei konstanten Preisen. In der Realität sehen wir für gewöhnlich eine Mischung. Steigt die Nachfrage plötzlich an, dann lassen sich die Produktionskapazitäten nicht so einfach von heute auf morgen erhöhen. Die Preise müssen steigen, um ein Gleichgewicht zu bewahren. Erst wenn die Kapazität zunimmt, kann auch die Inflation wieder zurückgehen.

Inflation wird letztlich nur von einem verursacht: einem Anstieg der Nachfrage. Die Kaufbereitschaft der Menschen, die die Nachfrage bestimmt, ist wiederum abhängig von den wirtschaftlichen Gegebenheiten. Ist die Arbeitslosigkeit bei 30% und würde der Staat jedem Bürger 1.000 EUR schenken, dann dürften die meisten damit nicht gleich ins nächste Warenhaus rennen, sondern es für das Notwendigste einsetzen. Ist hingegen Vollbeschäftigung erreicht, dann sind 1.000 EUR auch schnell ausgegeben. Es gibt keinen Grund, Geld für schlechte Zeiten zur Seite zu legen oder sich ganz genau zu überleben, wofür man es einsetzt.

Theoretisch kann der Staat beliebig viel Geld verschenken. Solange es die Menschen nicht ausgeben, tut sich relativ wenig. Würde der Staat im Fall der wirtschaftlichen Depression nun jedem 500.000 EUR schenken, dann sähe die Sache natürlich anders aus. Von 500.000 kann man schon 350.000 problemlos ausgeben, ohne am nächsten Tag am Hungertuch nagen zu müssen. Die Nachfrage würde explosionsartig ansteigen. Kein Unternehmen könnte so schnell nachproduzieren. Die Preise würden rasant ansteigen.

Hohe Inflation über einen längeren Zeitraum kommt zustande, wenn die Nachfrage systematisch zunimmt. Was aber bringt die Nachfrage dazu, systematisch anzusteigen?

Der systematische Anstieg der Nachfrage

Für eine systematische Nachfragesteigerung eignet sich nichts so gut wie eine wachsende Bevölkerung. Eine wachsende Bevölkerung ist gleichbedeutend mit mehr Konsumenten und damit mehr Nachfrage. Der Zusammenhang ist allerdings nicht auf den ersten Blick klar. Die nächste Grafik zeigt das Bevölkerungswachstum in den USA und die Inflationsrate. Bestenfalls ist der Zusammenhang nur phasenweise erkennbar.

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Dafür gibt es einen guten Grund. Eine Geburt allein steigert die Nachfrage nur bedingt. Kinder kosten Geld, keine Frage. Es führt allerdings vor allem dazu, dass Eltern das Geld für ihre Kinder ausgeben und bei anderen Dingen sparen. Es findet eine Umverteilung statt. Die Nachfrage wird erst so richtig gesteigert, wenn Kinder ihr eigenes Geld verdienen. Das ist nach 20-25 Jahren der Fall. In den USA geben die arbeitenden unter 25 Jährigen etwa 30.000 USD pro Jahr aus. Am meisten geben 35 bis 54 Jährige aus. In dieser Zeit wird ein Haus, ein größeres Auto usw. gekauft.

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Von der Geburt bis zur Nachfragesteigerung dauert es in etwa 20 Jahre. Steigt die Geburtenrate heute an, dann macht sich das erst in 20 Jahren bemerkbar. In der nächsten Grafik ist die Anzahl an Geburten in den USA und die Inflation abgebildet. Die Anzahl an Geburten wurde dabei 20 Jahre in die Zukunft geschoben. Das Bild passt schon besser.

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1 zu 1 funktioniert das Ganze dennoch nicht. Die Wirtschaftskrise nach 2008 hat dem Inflationsanstieg gebremst. Davor ging die Inflation wieder auf 5% zu. Das waren Werte wie sie seit Anfang der 90er Jahre nicht mehr.

Mit den Daten lässt sich die Inflation in die Zukunft projizieren. Demnach sollte in den USA in den kommenden Jahren die Inflation tendenziell ansteigen und Mitte der 20er Jahre wieder bei 5% stehen, sofern nicht gerade eine Wirtschaftskrise um sich greift.

Inflation ist immer ein Nachfragephänomen. Unter normalen Umständen erhöht sich die Nachfrage maßgeblich durch Bevölkerungswachstum. Die Geldmenge ist bis zu einem gewissen Grad irrelevant. Wird hingegen die Druckerpresse angeworfen und werden mit diesem Geld Güter gekauft, dann steigt die Inflation natürlich, weil die Nachfrage steigt. In diesem Fall steigt auch die Geldmenge vor der Inflation. Im aktuellen Fall pumpen die Notenbanken zwar Geld ins System, aber es steigert die Nachfrage nur sehr bedingt. Die niedrigen Zinsen haben in den USA vielleicht dazu geführt, dass ein paar Häuser mehr gekauft wurden, dafür wurden aber auch zahllose Häuser auf den Markt geworfen. Der Effekt war minimal. Die Regierung hatte evtl. wegen niedriger Zinsen den Anreiz, sich mehr zu verschulden. Die gesteigerte Nachfrage des Staates wurde allerdings mehr als genug vom Wegfall der privaten Nachfrage kompensiert. Die US- Regierung hätte in den Jahren 2008 bis 2012 wahrscheinlich jedes Jahr noch eine Billion mehr ausgeben müssen, um die Inflation über 2% zu hieven.

Viel Erfolg

Clemens Schmale

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25 Kommentare

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  • Löwe30
    Löwe30

    Der Inflationsindex beinhaltet ja auch nicht alle Preise, so dass er nur ein ungenaues Bild über die tatsächliche Inflation gibt. In einem lesenswerten Artikel hier: ​http://www.goldseiten.de/artikel/223356--Blasenwir... schreibt Thorsten Polleit:

    "Welche Preise aber ansteigen, wenn die Geldmenge anwächst, und wann sie ansteigen und wie stark sie ansteigen, lässt sich im Vorhinein nicht verlässlich sagen. [...]

    Dass nicht alle Güterpreise im 'Gleichschritt' ansteigen, erschwert es, die inflationäre Wirkung der Geldmengenausweitung erkennen zu können."

    Hier wird die Problematik nach meinem Eindruck sehr gut verdeutlicht.

    15:52 Uhr, 28.10. 2014
  • 1 Antwort anzeigen
  • Floyd K
    Floyd K

    ​In der Russland-Grafik werden in der Legende die Farben "vertauscht". In ihrem Text ist die Beschreibung aber wieder "richtig".

    Das kann mächtig verwirren, oder?

    10:12 Uhr, 28.10. 2014
  • Löwe30
    Löwe30

    "Inflation wird letztlich nur von einem verursacht: einem Anstieg der Nachfrage."

    Was ist, wenn die Geldmenge konstant bliebe, also keinerlei Geldschöpfung erfolgen würde? Dann könnte die Nachfrage nur steigen, wenn die Preise fallen. Das ist dann der Fall, wenn die Produktivität steigt. Bei gleichbleibender Geldmenge gäbe es also keine Inflation und dennoch könnte die Nachfrage steigen. Damit ist letztlich bewiesen, dass Inflation einzig und allein ein monetäres Phänomen ist. Die Zentralbanken manipulieren ständig den Preis und die Menge von Geld. Sie sind aber nicht in der Lage zu wissen, wohin Geld fließt. Das kann niemand wissen. Die Zentralbanken stören die Signalwirkung, die Preise haben. Das Phänomen, dass Inflation auch bereits vor der entsprechenden Geldmengenausweitung auftritt, kann verschiedene Ursachen haben, die letztlich auch in der Geldpolitik der Zentralbanken begründet sind. So kommt es ja bekanntlich durch die Geldpolitik der Notenbanken immer wieder zu einem künstlichen Wirtschaftsauf- und -abschwung, der Menschen dazu veranlasst ihre Rücklagen, die z.B. in Sachwerten oder Terminkontrakten angelegt sind, zu veräußern oder Aufzustocken und die Mittel für den Konsum zu verwenden oder dort abzuziehen.

    Ohne Geldschöpfung und Manipulation des Zinses durch die Zentralbanken (der Zins muss sich am Markt bilden können) geschieht folgendes: Sind die Preise für Geld hoch, so wissen Unternehmer, dass die Konsumenten die verfügbaren Waren stark nachfragen, also werden sie diese produzieren. Ist Geld billig, finden die Konsumenten offensichtlich die bestehenden Angebote nicht mehr attraktiv und sparen, wodurch viel Geld verfügbar ist und es billig ist. Das gibt den Unternehmern das Signals mehr zu investieren, um neuere oder bessere Produkte anbieten zu können. Kommen diese neuen Produkte auf den Markt, steigt der Konsum und Geld wird wieder teurer und die Unternehmer schränken ihre Investitionen ein. Wachstum braucht also keine Geldmengenausweitung sondern lediglich der Steigerung der Produktivität, die dazu führt, dass Menschen sich mehr Güter leisten können, womit der allgemeine Wohlstand steigt.

    Die unsichtbare Hand des Marktes, die das Verhalten der Marktteilnehmer regelt, wird durch die Geldschöpfung aus dem Nichts und die Zinsmanipulation der Zentralbanken zerstört. Dadurch kommt es zu Fehlallokationen mit der Folge von starken Boom- und Bust-Zyklen. Ohne die geldpolitischen Interventionen der Zentralbanken, also auch ohne Geldmengenausweitung gäbe es keine Inflation.

    Wenngleich ich die Artikel von Clemens Schmale sehr schätze, liegt diesem Artikel folgender Irrtum zugrunde:

    "Steigende Preise, die nur von einem Ungleichgewicht von Angebot und Nachfrage ausgelöst wurden, haben mit Inflation absolut nichts zu tun. Wenn die Benzinpreise steigen, weil das Angebot relativ zur Nachfrage sinkt, ist das keine Inflation sondern es handelt sich um die Gesetze des freien Marktes, die auf ein Angebotsdefizit reagieren. Steigende Preise schränken gleichzeitig die Nachfrage ein und bringen neues Angebot auf den Markt, was zu einem neuen Gleichgewicht von Verbrauch und Produktion führt. Diese simplen ökonomischen Grundsätze funktionieren in allen Bereichen, von Hamburgern bis zu Häusern." (http://www.goldseiten.de/artikel/7357--Monetaere-I...)

    09:42 Uhr, 28.10. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • WillyB
    WillyB

    ​Zuerst einmal Danke fuer die anschaulicheAufbereitung von Makrooekonomie. Ich weiss nicht ob ich es ueberlesen habe, ich kann jedoch nicht die Reduktion der Angebotsmenge als Inflationsgrund finden. Bei konstantem Produkt von Geldmenge und Umlaufgeschwindigkeit verursacht ein Rueckkgang des Angebotes hoehere Preise. Z.B. zu beobachten wenn Ernten durch Unwetter vernichtet werden und darauf die Preise fuer Lebensmittel steigen. Umgekehrt laesst der Preiskampf zwischen den Discountern gerade im Lebensmittelbereich nicht darauf schliessen, dass die deflationaeren Tendenzen demnaechst vorbei sind. Man kann sich ja fragen, woher dieses ungeheure Angebot kommt - und welchen Preis wir dafuer bezahlen.

    09:11 Uhr, 28.10. 2014
  • Investor
    Investor

    ​Inflation kann gut beschriebene Faktoren in eine Volkswirtschaft kommen:

    - Aus dem Ausland importiert, wenn Beispielsweise Rohstoffpreise oder Importpreise steigen

    - Mehr Nachfrage als Waren gibt

    - Ausweitung der Geldmenge, solange die Umlaufgeschwindigkeit gleich bleibt

    Was wir sehen sind zwei gegenläufige Tendenzen:

    - In den westlichen Ländern wird Deflation importiert. Im wesentlichen wurden im Rahmen der China Hype die Rohstoffgewinnung ausgeweitet und ein Überangebot von Rohstoffen trifft auf billige Arbeit in den EMs

    - Ausweitung der Geldmenge durch die westlichen Zentralbanken

    Da Geldpolitik letzlich der Realwirtschaft nachgelagert ist, wird diese letztlich verlieren

    Wenn ich die IT Industrie einmal als Vergleichsmaß verwende, dann sehen wir dort seit vielen Jahren eine Preisdeflation (sinkende Preise). Was ist der Effekt, daß IT Geräte von immer mehr Menschen gekauft werden. Gut verdiener kaufen die High endGeräte und weniger gut verdienende kaufen die etwas ältere Technik. Letztlich sorgt die Preisdeflation hier um wachsende Gewinne der Firmen.

    Vergleiche ich dies nun mit der übrigen Wirtschaft, dann werden fallende Preise dafür sorgen, daß der Wohlstand von immer mehr Menschen steigen wird - speziell bei den niedrigen Einkommen und EMs.

    Was sind soziale Folgen von Inflation & Deflation. Bei Inflation gewinnen die Asset Besitzer, und es verlieren die kleineren Einkommen. Bei Deflation ist es genau anders herum. Zusätzlich verlieren die Schuldner, da deren Schulden immer gewichtiger werden.

    09:10 Uhr, 28.10. 2014
    1 Antwort anzeigen
  • Bullen-Helga
    Bullen-Helga

    .die Erklärung von Herrn Schmale warum wir keine Inflation haben stimmt allerdings nicht.:

    Das sind die alten volkswirtschaftlichen Erklärungen die die Finanzkrise ja glänzend widerlegt hat:

    In der Weimarer Zeit hatten wir Bevölkerungsschrumpfung und keine NAchfrage - aber eine Hyperinflation insofern ist Ihr Erklärungsmodell widerlegt.

    Nein, die EZB hat auf einer großen Konferenz vor Ostern das Phänomen nochmal dargelegt. Die Geldmenegenausweitung findet in einem sekundären Kreislauf EZB und Banken statt - der Primärkreislauf der Volkswirschaften mit seinen Privathaushalten ist quasi unberührt. Erst wenn die BAnken Kredite in großem Stil ausgeben und vor allem die Löhne steigen, denn die sind Inflationstreiber no1, dann haben wir Infaltion!

    Herr Schmale, das sollten Sie nochmal reflektieren!

    09:09 Uhr, 28.10. 2014
  • Bullen-Helga
    Bullen-Helga

    ........und deswegen haben wir goldene Zeiten: HAuspreise kommen runter, Zinsen quasi 0, HAusfianzierung für jedermann möglich bei Vollbeschäftigung. Gerade meine Familienkutsche zu 1,5% geleast und Händler schön runtergehandelt, der ganze Hof voller Gebraucht- und Neuwagen - der hatte hier keine Verhandlunsmacht. Hypothek auf's Haus zu 1,0% verlängert - ich hatte noch nie so viel Geld in meinem Portemonnaie am Ende des JAhres. Vor 10 JAhren kostete mich meine HYpothek 1400€ - jetzt 600€ - ein Witz! Während früher zu HAuse Geld immer knapp war weil meine ELtern hohe Hypothekenzinsen (11%) bedienen mussten.und wer fleissig in Aktien gespart hat braucht sich um seine Rente keine Sorgen machen. Alles bestens!

    09:03 Uhr, 28.10. 2014
  • MDADVISORY
    MDADVISORY

    ​Damit ist auch klar, warum in einem stark verschuldeten Umfeld (wo alle wissen, dass wir de facto pleite sind) keine Inflation entstehen kann.

    Die letzte Möglichkeit wäre, dass seitens der Zentralbank eine Geldausgabestelle geöffnet wird und sich jeder Bürger 3.000 EUR im Monat dort abholen kann. Das würde funktionieren (temporär).

    08:39 Uhr, 28.10. 2014
  • willsteel
    willsteel

    ​Das Geldmenge und Preis nicht linear zusammenhängem gilt als erweisen. Ich empfehle dennoch jedem folgendes paper in englicher Sprache:

    http://keithweinereconomics.com/2013/12/28/the-the...

    07:52 Uhr, 28.10. 2014

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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