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08:10 Uhr, 05.10.2017

Inflation: Das große Rätsel

Ökonomen unterschätzen nach Einschätzung von Jeremy Lawson, Chefvolkswirt bei Aberdeen Standard Investments, immer noch die globalen Kräfte, die die Inflation strukturell niedrig halten.

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Edinburgh (GodmodeTrader.de) - Fast überall auf der Welt hat die Inflation in diesem Jahr die Erwartungen enttäuscht. Die Volkswirte von Aberdeen Standard Investments räumen in ihrem aktuellen Weekly Economic Briefing ein, dass auch sie – mit Ausnahme von Großbritannien und Europa – den Anstieg der Verbraucher­preise überschätzt hätten. Offensichtlich würden Ökonomen generell die globalen Kräfte, die die Inflation strukturell niedrig halten, immer noch unterschätzen, wie Chefvolkswirt Jeremy Lawson schreibt.

Als Beispiel für die verwirrenden Signale führt Lawson China an. China operiere (wohl) mit einer positiven Produktionslücke und habe ein Wachstum von sieben Prozent im zweiten Quartal (gegenüber dem Vorjahr). Dennoch seien die Verbraucher­preise (CPI) langsamer gestiegen als im vergangenen Jahr, als China unter schwacher Nachfrage gelitten habe. Dabei hätten zwar die niedrigen Preise für Agrar­rohstoffe und Lebensmittelpreise, die einen großen Teil des CPI-Korbes ausmachten, eine große Rolle gespielt, heißt es weiter.

Lawson sieht aber auch andere Faktoren im Spiel. Zum Beispiel hätten auch steigende Löhne und Erzeugerpreise nicht zu höheren Verbraucherpreisen geführt. Darüber hinaus gebe es keine Anzeichen dafür, dass die höheren Inputkosten zu Lasten der Margen der Unternehmen gingen. Eine mögliche Erklärung für Lawson: Der Zusammenhang zwischen Preisen und Inputkosten (einschließlich der Löhne) habe generell abgenommen.

Fortschritte in der Produktion und die verstärkte Nutzung der Automatisierung könnten sogar in China die Bedeutung der Input-Faktoren reduzieren. Während ungenutzte Kapazitäten in China sich lange Zeit als ein Faktor in der strukturell schwachen Inflation seit der Krise bemerkbar gemacht hätten, sei in dieses Jahr ein anderes Phänomen zu beobachten: die chinesischen Exportpreise konnten ihren jahrelangen Rückgang umkehren und seien bis Juli um etwa sechs Prozent (zum Vorjahr) gestiegen, heißt es weiter.

Lawsons Resümee: „Die Beziehung zwischen den chinesischen Ausfuhrpreisen und den Inlandspreisen ist unklar; höhere Ausfuhrpreise könnten ein Ventil für höhere Erzeugerpreise sein. Es ist ebenso unklar, weshalb steigende Exportpreise weltweit wenig Inflationsimpuls erzeugt haben. Das macht die Prognose von Inflation nicht leichter.“

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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