Inflation bald bei 4%: Wie reagiert die Fed?
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
Erst im vergangenen Jahr hat die US-Notenbank ihre Geldpolitik grundlegend verändert. Für viele Jahre galt ein Inflationsziel von 2 %. Dieses Ziel wurde größtenteils verfehlt. Daher wurde das Inflationsziel angepasst. Es sollen nun durchschnittlich 2 % Inflation sein. Damit ist die Flexibilität höher. Übersteigt die Inflation 2 %, muss die Notenbank deswegen nicht gleich handeln und die geldpolitischen Zügel anziehen. Sie kann höhere Inflation tolerieren und aufholen, was in den Jahren mit niedrigerer Inflation verloren wurde. Ein Überschießen von 2 % kann helfen die chronisch tiefen Inflationserwartungen zu beleben. Die neue Inflationspolitik ist natürlich Makulatur, wenn die Inflation nie über 2 % steigt. Die Politik kommt ja nur zum Einsatz, wenn 2 % überschritten werden. Dass es so bald nach Einführung der neuen Politik soweit sein würde, war nicht absehbar. Genau dazu wird es in diesem Jahr allerdings kommen.
Selbst wenn die Preise ab jetzt bis Mai nicht mehr steigen würden, läge die Inflationsrate im Mai bei knapp 2,5 %. Das liegt einfach daran, dass die Preise vor einem Jahr durch die Pandemie fielen. Dieser Basiseffekt ist mit 2,5 % stark ausgeprägt. Mit dem zu erwartenden Preisauftrieb wird die Inflationsrate vermutlich zwischen 3,5 % und 4 % im Frühjahr ein Hoch erreichen (Grafik 1).
Die Notenbank wird darauf zunächst nicht reagieren. Das wurde am Mittwoch beim Zinsentscheid deutlich gesagt. Sie blickt darüber hinaus auch lieber auf die Kerninflation, die träger ist und vermutlich näher bei 2 % liegen dürfte. Stattdessen stellt sich eine mittelfristige Frage. Die Teuerung wird überschießen. Wie lange wird dieser Zustand anhalten und wann wird die Notenbank doch gegensteuern?
Die Inflation liegt langfristig bei mehr als 2 %. Grafik 2 zeigt den Verbraucherpreisindex und den gleichen Index, allerdings mit konstant 2 % Inflation pro Jahr. Es ist offensichtlich, dass 2 % über die Jahre häufig überschritten wurden.
So lang ist der Zeitraum aber nicht, den die Fed betrachtet. Andernfalls hätte sie gar nicht reagieren und ihre Politik ändern müssen. Grafik 3 zeigt unterschiedliche Startpunkte (1947, 1970, 1990, 2000, 2010) und wie sich von diesen Starpunkten ein Verbraucherpreisindex bei 2 % Inflation entwickelt hätte.
Der tatsächliche Index liegt oberhalb dieser Derivate. Lediglich der Index, der 2010 startete, liegt höher. 2 % wurden also nur in den letzten 10 Jahren verfehlt. Ein Überschießen soll garantieren, dass der tatsächliche Index dem Idealindex wieder näher kommt.
Das dürfte früher der Fall sein als viele glauben. Nach einem wirtschaftlichen Schock wie 2008/09 steigt die Inflation tendenziell überproportional. Zudem gab es dieses Mal beispiellose Staatsausgaben und Konjunkturprogramme. Die Inflationslücke, die sich über 10 Jahre aufgebaut hat, kann bis 2023 bereits wieder geschlossen werden (Grafik 4). Die Notenbank wird darauf vor 2023 reagieren müssen. Die ultralockere Geldpolitik ist noch nicht am Ende. Das Ende ist aber näher als viele wahrhaben wollen.
Clemens Schmale
Tipp: Als Godmode PLUS Kunde sollten Sie auch Guidants PROmax testen. Es gibt dort tägliche Tradinganregungen, direkten Austausch mit unseren Börsen-Experten in einem speziellen Stream, den Aktien-Screener und Godmode PLUS inclusive. Analysen aus Godmode PLUS werden auch als Basis für Trades in den drei Musterdepots genutzt. Jetzt das neue PROmax abonnieren!
Lernen, traden, gewinnen
– bei Deutschlands größtem edukativen Börsenspiel Trading Masters kannst du dein Börsenwissen spielerisch ausbauen, von professionellen Tradern lernen und ganz nebenbei zahlreiche Preise gewinnen. Stelle deine Trading-Fähigkeiten unter Beweis und sichere dir die Chance auf über 400 exklusive Gewinne!
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.