Fundamentale Nachricht
16:44 Uhr, 16.10.2015

Inflation: Alles hängt vom Ölpreis ab!

Die Teuerung in den USA bleibt schwach, aber das ist vor allem der Ölpreisentwicklung geschuldet. Sinkt der Ölpreis nicht weiter, dann dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten deutlich zulegen und könnte recht bald sogar das Zwei-Prozent-Ziel der Fed überschießen.

Erwähnte Instrumente

  • WTI Öl
    ISIN: XC0007924514Kopiert
    Aktueller Kursstand:   (JFD Brokers)

Der starke Einbruch der Ölpreise hat nicht nur in Europa, sondern auch in den USA zu einem deutlichen Rückgang der Inflationsrate geführt. Auf Jahressicht lag die Teuerungsrate im September nur noch bei 0,0 Prozent und damit sehr weit entfernt vom Zwei-Prozent-Ziel der US-Notenbank Fed. Auf den ersten Blick widerspricht die schwache Preissteigerung einer baldigen Leitzinsanhebung durch die Fed, auch wenn die Fed nicht die Verbraucherpreise, sondern den Preisindex der persönlichen Konsumausgaben als Inflationsmaß bevorzugt.

Eine genauere Analyse zeigt aber, dass die Inflationsrate bald wieder deutlich zulegen dürfte, wenn der Ölpreis nicht weiter sinkt. Wie stark die Inflationsrate und damit auch die weitere Entwicklung der US-Geldpolitik vom Ölpreis abhängt, hat die regionale Federal Reserve Bank von St. Louis berechnet. Sie simulierte, wie sich die US-Inflationsrate in den kommenden Monaten abhängig von verschiedenen Szenarien für den Ölpreis entwickelt (siehe Grafik). Dabei wurde unterstellt, dass die sonstigen Verbraucherpreise sich weiterhin so entwickeln, wie sie dies im Zeitraum Januar bis August 2015 getan haben.

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  • Sollte der Ölpreis von nun an bei 52 Dollar verharren, so würde die Inflationsrate in den kommenden Monaten deutlich zulegen und im Januar 2016 ein Hoch von beinahe drei Prozent erreichen, bevor sie bis Mitte 2016 wieder auf zwei Prozent sinken würde (blaue Linie in der Grafik).
  • Bei einer deutlichen Erholung des Ölpreises auf 100 Dollar in der ersten Jahreshälfte 2016 würde sich die Inflationsrate Mitte 2016 sogar auf bis zu 4,5 Prozent erhöhen und dann bis Juni 2017 wieder auf rund zwei Prozent sinken (gelbe Linie).
  • Sollte der Ölpreis in der ersten Jahreshälfte 2016 seine Talfahrt fortsetzen und auf 20 Dollar sinken, so würde die Inflationsrate im Juni 2016 auf knapp minus ein Prozent einbrechen, sich bis Dezember 2016 wieder auf minus 0,5 Prozent erholen und sich bis Juni 2017 bei plus zwei Prozent einpendeln (rote Linie).

In der Realität könnten sogenannte Zweitrundeneffekte dazu führen, dass die genannten Veränderungen bei der Inflationsrate sogar noch stärker ausfallen als in der Modellrechnung. Steigt der Ölpreis, so steigen auch die Produktions- und Transportkosten für Unternehmen. In der Folge könnten sie ihre Verkaufspreise auch für Produkte erhöhen, die direkt nichts mit dem Ölpreis zu tun haben.

Fazit: Die Inflationsrate in den USA wird nur dann auf dem aktuell niedrigen Niveau verharren, wenn der Ölpreis weiter nachgibt. Sollte der Ölpreis von nun an aber stabil bleiben oder sich sogar erholen, dürfte die Inflationsrate in den kommenden Monaten deutlich zulegen und könnte sogar das Zwei-Prozent-Ziel der Fed deutlich überschießen. Dann müsste die Fed wohl die Zinsen auch deutlich schneller anheben, als dies bislang erwartet wurde.

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Über den Experten

Oliver Baron
Oliver Baron
Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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