Industriemetalle: Konjunkturerholung überschattet Angebotsentspannung
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Das Jahr 2022 war eines der extremen Angebots- wie auch Nachfragerisiken für die Industriemetallmärkte, was sich in teils starken Preisschwankungen niedergeschlagen hat. Zumindest auf der Nachfrageseite zeichnet sich für das kommende Jahr allerdings Besserung ab, wie Commerzbank-Analystin Thu Lan Nguyen in der jüngsten Ausgabe von „Rohstoffe kompakt“ schreibt.
Denn ein wesentlicher Bremsfaktor für die Preise seit dem Frühjahr seien die Rezessionsängste im Zuge der stark steigenden Zinsen insbesondere in den USA sowie der befürchteten Energiekrise in Europa wie auch die Konjunkturabschwächung in China aufgrund der Null-Covid-Strategie der Regierung gewesen, heißt es weiter.
„Mit Blick auf die USA und Europa haben sich die Sorgen schon seit einer Weile deutlich abgemildert. Zum einen zeigt sich die US-Wirtschaft deutlich robuster als erwartet, zum anderen haben in Europa die gut gefüllten Gasspeicher für Optimismus gesorgt, dass eine Gasmangellage und damit Gasrationierungen für die Industrie vermieden werden können. Darüber hinaus hat sich die Inflation in beiden Wirtschaftsräumen im November abgeschwächt, weshalb mit einem langsameren Zinserhöhungstempo gerechnet wird“, so Nguyen.
Auch die Konjunkturaussichten für den mit Abstand wichtigsten Absatzmarkt für die Industriemetallmärkte, China, hätten sich jüngst aus Sicht des Marktes aufgehellt wie sich an dem seit November gestiegenen Industriemetallindex der LME feststellen lasse. Dieser notiere mittlerweile wieder so hoch wie zuletzt Mitte des Jahres, heißt es weiter.
„So haben die Proteste in China gegen die strikte Corona-Politik der Regierung den Anstoß für erste deutliche Lockerungen der Beschränkungen geführt. Wir bleiben hinsichtlich der Erfolgsaussichten jedoch skeptisch, nicht zuletzt angesichts niedriger Impfquoten insbesondere in der älteren Bevölkerung. Der Öffnungsprozess dürfte entsprechend holprig verlaufen und steigende Infektionszahlen könnten leicht zu Rückschlägen führen. Ab Mitte nächsten Jahres dürfte die Nachfrage jedoch dann sichtbar anziehen, was den Industriemetallpreisen Rückenwind verleihen sollte“, so Nguyen.
Auf der Angebotsseite sei das Bild etwas uneinheitlicher. Dieses Jahr sei vor allem von Knappheitssorgen gezeichnet gewesen, einerseits aufgrund freiwilliger Boykotte gegen Metalle aus Russland, die u.a. zu einem kräftigen Anstieg der physischen Kupferprämien für Abnehmer in Europa geführt hätten. Auch namhafte Unternehmen aus den USA sowie Norwegen hätten angekündigt, kein Aluminium aus Russland mehr zu importieren, heißt es weiter.
„Andererseits belasteten Produktionsausfälle aufgrund der deutlich gestiegenen Energiekosten. Dies dürfte das Abwärtspotenzial der meisten Metalle begrenzt haben. Kommendes Jahr sollte sich die Angebotslage aber zumindest etwas entspannen“, so Nguyen.
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