Fundamentale Nachricht
10:38 Uhr, 04.12.2017

Indiens Konsum-Boom treibt Aktienmärkte an

Indiens Reformprogramme sorgen nach Meinung von Tim Love, Investment Director für Schwellenländeraktien bei GAM, für weiteres Konsumwachstum.

Erwähnte Instrumente

  • SMI
    ISIN: CH0009980894Kopiert
    Kursstand: 9.355,06 Pkt (Schweizer Börse (SIX)) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

Zürich (GodmodeTrader.de) - Mit einem Wachstum von rund 25 Prozent zählten Indiens Aktienmärkte im vergangenen Jahr zu den Top-Performern in den Schwellenländern. Die jüngsten politischen Reformen und eine wachsende, zahlungsfreudige Mittelschicht könnten diese positive Entwicklung weiter vorantreiben, wie Tim Love, Investment Director für Schwellenländeraktien bei GAM, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Bislang wurde Indien weltweit als starker Akteur in den Bereichen Generika, Beratungsdienstleistungen und Autoteile wahrgenommen. Nach dem Reformprogramm von Ministerpräsident Modi bieten jetzt breitere Bereiche der konsumorientierten Wirtschaft attraktive Risiko-Rendite-Profile, unter anderem Portfolioengagements in den Bereichen Hochzeiten, Süßwaren, Bollywood, Luxusreisen und Motorroller“, so Love.

Inder gäben im Durchschnitt etwa ein Fünftel ihres lebenslang ersparten Vermögens für die Hochzeit ihres Sohnes oder ihrer Tochter aus. „So erstaunlich das auch klingen mag, die Zahlen sprechen für sich. Im Vergleich zum Vorjahr wuchs die Branche souverän von 25 Prozent auf 30 Prozent an. Bis 2019 wird der Markt voraussichtlich einen Wert von 50 Milliarden US-Dollar erreicht haben“, schätzt Love. Hier böten sich gleich mehrere Anlagechancen – die attraktivste läge jedoch in der Goldindustrie. „In Indien werden Hochzeitspaare traditionell mit Gold beschenkt. Allein diese Branche setzt pro Jahr über 400 Tonnen Gold um. Dementsprechend rechnen wir mit außerordentlichen Transaktionswerten am Goldmarkt, sollte das geschätzte Wachstum des Hochzeitsbereichs weiter anhalten“, so Love.

Die Hochzeitsbranche ist laut dem Experten aber nicht die einzige, die nie gekannte Höhen erreichen dürfte: „Indische Aktien werden von einer riesigen, jungen und zahlungskräftigen Mittelschicht unterstützt, die ihr Geld gerne für Luxusartikel ausgibt. Süßwaren sind kein Luxus mehr, den man sich einmal im Jahr leistet, sondern ein Genuss, den sich Inder jetzt regelmäßig gönnen“, fährt Love fort. Ein durchschnittlicher britischer Konsument kaufe derzeit sechs Kilo Schokolade im Jahr, Inder dagegen leisteten sich derzeit im Durchschnitt lediglich 0,15 Kilogramm. In Verbindung mit dem Konsumwachstum von 13 Prozent im Jahresvergleich böte dies eine unglaubliche Chance. Selbst die hohe Umsatzsteuer von 28 Prozent auf die süße Ware habe die Nachfrage bislang nicht dämpfen können, heißt es weiter.

Die indische Reise- und Tourismusbranche habe unterdessen einen Umsatz von 112 Milliarden US-Dollar und damit rund 7,5 Prozent des indischen Bruttoinlandproduktes erreicht. „Wir nehmen an, dass sich dieser Wert bis 2024 verdoppeln wird“, so Love. Indische Reiseunternehmen profitierten von der wachsenden Anzahl der nunmehr zur Mittelschicht gehörenden Inder, die im Urlaub ins Ausland reisten. „Viele davon haben eine Vorliebe für Luxusziele wie Mauritius, Dubai und die Malediven entwickelt. Einige dieser Ferienziele haben sich inzwischen auch auf den indischen Geschmack eingestellt, zum Beispiel mit streng vegetarischen Speisen“, so der Experte weiter.

Die unter dem Begriff Bollywood bekannte indische Filmbranche dürfte ebenfalls explosionsartig weiterwachsen. Bollywood produziere mehr als doppelt so viele Filme wie das US-Pendant Hollywood, nämlich rund 800 pro Jahr. Die Branche zähle über zwei Milliarden leidenschaftliche Kinogänger. „Derzeit gehen 1,4 Prozent der indischen Bevölkerung regelmäßig ins Kino und geben dabei jedes Mal das Äquivalent eines Tagesverdienstes aus. Kombiniert man dies mit dem prognostizierten Wachstum von rund 30 Prozent bis 2020 und dem Anstieg des verfügbaren Einkommens der Mittelschicht, ist hier ein außerordentliches Umsatzwachstum zu erwarten“, so Love.

Zudem zähle Indien die weltweit größte Zahl an Motorrollern: Sie seien mit rund 16,5 Millionen im Jahr 2016 das beliebteste Fahrzeug der Inder. Und der Umsatz der Branche wird laut Love weiter wachsen: „Motorroller ermöglichen eine komfortable Mobilität in verkehrsdichten Innenstädten und werden auch bei Pendlern aus ländlichen Dörfern schnell immer beliebter. Da die städtische Bevölkerung bis 2030 voraussichtlich auf 41 Prozent der Gesamtbevölkerung – derzeit 1,3 Milliarden mit einem Wachstum von 1,2 Prozent jährlich – anwachsen wird, dürfte dies eine hohe Nachfrage nach diesem Fahrzeugtyp sicherstellen.“

Die fundamentale Stärke der indischen Wirtschaft und attraktive Bewertungen machten Indien zu einem attraktiven Ziel für Investoren. Mit der kürzlich in Kraft getretenen Waren- und Dienstleistungssteuer (GST) habe die indische Wirtschaft einen wichtigen Meilenstein erreicht, der die Aktienmärkte bereits angekurbelt habe. Laut Aussagen des IMF werde die GST mittelfristig für einen Anstieg der indischen BIP-Wachstumsrate von derzeit 6,5 auf acht Prozent sorgen, heißt es weiter.

„Damit Indien jedoch auf lange Sicht ein attraktives Ziel für die Ansiedlung ausländischer Unternehmen bleibe, seien fortgesetzte Reformen der Corporate Governance und eine faire Behandlung ausländischer Unternehmen in historischen Steuerfragen erforderlich. „Indische Aktien als Anlageklasse sind nicht frei von Herausforderungen, doch bei einer umsichtigen Titelauswahl sollten sich damit weiterhin attraktive Erträge erzielen lassen“, schließt Love.

Passende Produkte

WKN Long/Short KO Hebel Laufzeit Bid Ask
Keine Ergebnisse gefunden
Zur Produktsuche

Keine Kommentare

Du willst kommentieren?

Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.

  • für freie Beiträge: beliebiges Abonnement von stock3
  • für stock3 Plus-Beiträge: stock3 Plus-Abonnement
Zum Store Jetzt einloggen

Das könnte Dich auch interessieren

Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

Mehr Experten