Indien: Die Pandemie, der Wirtschaftsschock und der Krieg.
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
New York/ Neu Delhi (Godmode-Trader.de) - Die drittgrößte Volkswirtschaft Asiens, Indien, steht vor einem Scherbenhaufen. Die weltweit strengsten Lockdown-Vorsichtsmaßnahmen gegen die Corona-Ausbreitung haben der Ökonomie den Strom gezogen. Lokale Lieferketten sind unterbrochen, die Nachfrage nach indischen Waren auf den Überseemärkten ist gering und nicht zuletzt eskalierte jüngst noch ein Grenzstreit mit dem Nachbarn China, der zufällig auch der zweitgrößte Handelspartner des Landes ist.
All dies lässt die Vision von Premierminister Narendra Modi, die indische Wirtschaft mit einem Bruttoinlandsprodukt von derzeit 2,7 Bio. Dollar in den nächsten fünf Jahren auf 5 Bio.-Dollar-Wirtschaft zu heben und für ausländische Investoren attraktiver zu machen, Makulatur werden, wie es Bloomberg formulierte.
Millionen von Indern haben seit der Ende März verhängten Abriegelung ihren Arbeitsplatz verloren. Viele Migranten, die fast ein Fünftel der Erwerbsbevölkerung ausmachen und für den Bau und Betrieb von Fabriken von großer Bedeutung sind, sind in ihre Herkunftsregionen geflüchtet.
Es ist unwahrscheinlich, dass sie demnächst zurückkehren werden, was in der Konsequenz bedeutet, dass das Verarbeitende Gewerbe auf dem Subkontinent nicht vor September seine Produktion wieder aufnehmen kann. Für ein Land, dessen Geschäftsjahr von April bis März läuft, kann zum jetzigen Zeitpunkt im Grunde die Hälfte des Jahres abgeschrieben werden.
Bloomberg Economics hat vor kurzem seine Wachstumsprognosen für Indien drastisch gesenkt und erwartet nun, dass das Bruttoinlandsprodukt im aktuellen Fiskaljahr um 10,6 Prozent schrumpfen wird. Im April war noch ein Rückgang von 4,5 Prozent prognostiziert worden. „Die Verlangsamung wird Indiens Anziehungskraft zu einer Zeit schmälern, in der es sich sehr darum bemüht, US-Unternehmen, darunter den Medizinprodukteriesen Abbott Laboratories, für eine Verlagerung aus China zu gewinnen“, schreibt Bloomberg. Die Regierung von Modi hatte mehr als 1.000 Unternehmen in den USA angesprochen.
Die wochenlange militärische Eskalation zwischen den beiden nuklear bewaffneten Mächten China und Indien an der Grenze sorgt aber nicht unbedingt dafür, dass Indien nach außen als ein sicherer und berechenbarer Investitionsstandort gilt. Und auch im Inneren bremsen die Streitigkeit die Wirtschaft aus. Weite Teile der indischen Unternehmen sind auf Rohstoffe aus China angewiesen. Ein weiterer Störfall kann die Erholung des Subkontinents zum Erliegen bringen.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.