Kommentar
16:00 Uhr, 29.11.2007

Implizite Volatilität - Deshalb so wichtig für Trader von Options und Optionsscheinen ...

Die implizite Volatilität, kurz Vola genannt, drückt die Erwartungshaltung der Marktteilnehmer bezüglich der zukünftig erwarteten Kursschwankungen aus.

In ruhigen Börsenphasen ist sie niedrig, da zum einen die Stillhalter in solchen Situationen mit niedrigen Prämien zufrieden sind und zum anderen die Käufer von Optionen auch nicht bereit wären, höhere Preise zu zahlen.

Ganz anders sieht es in hektischen und unsicheren Börsenphasen aus. Die Stillhalter lassen sich das größere Risiko von Kursschwankungen entsprechend vergüten, nämlich in Form geforderter höherer Optionspreise. Auf der anderen Seite ist der Optionskäufer bereit, höhere Preise zu zahlen, da die größeren Kursschwankungen seine Chancen erhöhen.

In Deutschland gibt es einen Index, der das Preisniveau der Optionen widerspiegelt, den Volatilitäts-Index „VDAX-NEW“ (bis Oktober 2006 „VDAX“). Er wird an Hand der impliziten Volatilitäten der DAX Optionen am Geld und aus dem Geld berechnet. Damit gibt dieser Index in Prozentpunkten an, welche Volatilität in den kommenden 30 Tagen für den DAX zu erwarten ist. Er gilt auch als Orientierungsgröße für die Vola der Aktienoptionen an der EUREX.

Der Chart zeigt, dass der VDAX in den Jahren vor 1997 in einer relativ engen Bandbreite zwischen 10 und 24 Prozent schwankte. Im Oktober 1998 erreichte er zum ersten Mal ein Spitzenniveau von ca. 56 Prozent (Südostasienkrise). Nach einer mehrjährigen Beruhigungsphase stieg der VDAX am 11. September 2001, als die Anschläge auf das World Trade-Center in New York Sorgen bezüglich der Weltwirtschaft entfachten, kurzzeitig über 46 Prozent. Der anschließende Rückgang sollte nur wenige Monate anhalten bevor im Rahmen der 2. Irak-Krise die Unsicherheit wieder deutlich zunahm und der VDAX erneut ein neues Spitzen-Niveau über 58 Prozent erreichte. Danach bewegte er sich wieder im Bereich der Werte die in den 90er Jahren erreicht wurden. Technische Analysten beurteilen den VDAX inzwischen genau wie Aktien nach technischen Kriterien und leiten Kauf und Verkaufssignale ab.

Zusammenfassend kann gesagt werden, dass der VDAX-NEW ein Gradmesser für Angst und Unsicherheit darstellt. Dies ist an obigem Chart sehr deutlich zu sehen. Wenn die Märkte fallen, erhöht sich die Angst, was zu einem steigenden VDAX-NEW führt.

Wir zeigen jetzt anhand eines Beispiels, warum selbst nach Kaufsignalen nicht immer der Kauf eines Calls die beste Lösung ist. Entscheidend dafür ist die implizite Volatilität.

Der Unterschied der Optionspreise bei verschiedenen Volatilitäten ist extrem hoch und kann durchaus mehr als 100 Prozent ausmachen.

n Fazit:

Achten Sie im Optionsgeschäft, und ganz besonders im spekulativen Bereich, immer auf die Volatilität!

Bei Knock-Out Produkten (Hebelzertifikaten) und CFDs hat man ebenso wie bei Futures den Einfluß der impliziten Vola nicht.

Dieser Artikel ist ein Auszug aus dem „Praxishandbuch Börsentermingeschäfte“.

Autor: Christoph Geyer - Wertpapierstratege bei der Commerzbank mit Schwerpunkt Technische Analyse und Derivate.

Herr Geyer ist Mit-Autor und -Herausgeber des „Praxishandbuch Börsentermingeschäfte“, erschienen im Gabler-Verlag, erhältlich bei christoph.geyer@t-online.de sowie im Fachbuchhandel

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Über den Experten

Harald Weygand
Harald Weygand
Head of Trading

Harald Weygand entschied sich nach dem Zweiten Staatsexamen in Medizin, einer weiteren wirklichen Leidenschaft, dem charttechnischen Analysieren der Märkte und dem Trading, nachzugehen. Nach längerem, intensivem Studium der Theorie ist Weygand als Profi-Trader seit 1998 am Markt aktiv. Im Jahr 2000 war er einer der Gründer der stock3 AG und des Portals www.stock3.com. Dort ist er für die charttechnische Analyse von Aktien, Indizes, Rohstoffen, Devisen und Anleihen zuständig. Über die Branche hinaus bekannt ist der Profi-Trader für seine Finanzmarktanalysen sowie aufgrund seiner Live-Analysen auf Anlegerveranstaltungen und Messen.

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