Kommentar
13:15 Uhr, 13.01.2021

"Impfeuphorie" bei diesen Aktien

Nicht zuletzt wegen mehrerer Impfstoffe legte der Aktienmarkt Ende 2020 zu und zieht die Rallye mit ins neue Jahr. Was aber haben die Unternehmen davon, die die Impfstoffe produzieren?

Erwähnte Instrumente

  • BioNTech SE Nam.-Akt.(sp.ADRs)1/o.N. - WKN: A2PSR2 - ISIN: US09075V1026 - Kurs: 105,410 $ (NASDAQ)
  • Moderna Inc. - WKN: A2N9D9 - ISIN: US60770K1079 - Kurs: 124,550 $ (NASDAQ)
  • Johnson & Johnson - WKN: 853260 - ISIN: US4781601046 - Kurs: 158,130 $ (NYSE)

An Kritik an Pharmafirmen mangelt es nicht. Die Impfstoffe seien teils überteuert. Die Firmen selbst sehen das freilich anders. Sie haben Milliarden investiert, um den Impfstoff so schnell zu entwickeln und zu produzieren. Das ist natürlich nur die halbe Wahrheit. Viele Firmen haben staatliche Unterstützung erhalten oder durch sehr frühe Bestellungen einen garantierten Umsatz erhalten. Die Aufregung über die Kosten hält sich jedoch in Grenzen. Das liegt wohl daran, dass die Gesamtkosten der Krise unverhältnismäßig hoch sind. Billionen an Wirtschaftsleistung wurden verloren, viele Menschen haben ihren Job verloren oder befinden sich gefühlt seit Ewigkeit in der Kurzarbeit. Allein in den USA und Europa summieren sich die Konjunkturhilfen, Kreditgarantien usw. auf fast 10 Billionen Dollar auf. Da sind die Kosten für die Impfung ein Rundungsfehler. Für sich allein genommen sind es jedoch stattliche Zahlen. Pfizer/BioNTech, Moderna und AstraZeneca dürften 2021 fast 40 Mrd. an Umsatz durch den Impfstoff generieren.

Je nachdem, wann die anderen Kandidaten verfügbar und zugelassen sind, könnten die Gesamtumsätze 60 Mrd. betragen (Grafik 1). 2021 werden vor allem die entwickelten Länder geimpft. Sie haben sich einen Großteil der Impfdosen gesichert. Damit ist der Rest der Welt noch lange nicht geimpft. Die Aktion dürfte sich mindestens bis Ende 2022 oder Mitte 2023 fortsetzen.


Auch danach können Unternehmen auf Umsätze wetten, wenn man davon ausgeht, dass es nach wenigen Jahren eine Auffrischung braucht. Die globalen Kosten der Impfstoffe dürfte 120 Mrd. übersteigen. Eingerechnet sind dabei noch nicht das Personal, die Impfzentren etc. Von diesen Kosten profitiert kein Unternehmen direkt, da es staatlich organisiert ist.

Für die Pharmabranche bleibt der Umsatz von 120 Mrd. Umsatz ist nicht gleich Gewinn. AstraZeneca will den Impfstoff mehr oder minder zu Selbstkosten verkaufen. Ob das der Grund für die Entwicklung der Marktkapitalisierung ist, sei dahingestellt. Die Marktkapitalisierung hat seit Beginn der Krise bei AstraZeneca kaum zugelegt. Die Zunahme liegt bei 1 Mrd.

Nun ist der Gesamtmarkt um ca. 15 % gestiegen. Geht man davon aus, dass die Firmen zumindest die Marktperformance erzielt hätten, hätte das Unternehmen 19 Mrd. an Kapitalisierung zulegen müssen. Hat es aber nicht. Rechnet man die Differenz dieser Kapitalisierung dem Impfstoff zu, ist der Effekt bei AstraZeneca -18 Mrd. (Grafik 2).


Bei Pfizer/BioNTech sieht es anders aus. Die Kapitalisierung hat insgesamt um 82 Mrd. zugelegt. Ein Großteil davon kann man dem Impfstoff zuschreiben (ca. 60 Mrd.). Bei einem erwarteten Gewinn von 6 Mrd. entspricht dies einem Multiplikator von 10. Anleger bewerten den Gewinn aufgrund des Impfstoffes sehr hoch. Der Gewinn sollte hoffentlich nur einmalig anfallen und nicht permanent.

Je nach Unternehmen ist die Euphorie sehr unterschiedlich ausgeprägt. Pfizer/BioNTech und Moderna profitieren davon, dass es Zulassungen gibt. Bei Johnson&Johnson und Sanofi/GlaxoSmithKline wird weiter gewartet. Gut möglich, dass die Kapitalisierung hier teils gesunken bzw. wenig gestiegen ist, weil sie nicht die Gewinner im Wettrennen sind. Für Anleger könnten diese Aktien daher interessanter sein als die, die bereits viel Impfeuphorie eingepreist haben.

Clemens Schmale


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Über den Experten

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Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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