Kommentar
16:00 Uhr, 23.06.2022

Immobilienmarkt: Dieses Segment befindet sich bereits im Abschwung

Wohnimmobilien sind teuer und werden immer teurer. Das gilt nicht für andere Immobilienarten und das ist ein Warnsignal.

Bei Wohnimmobilien kann man zusehen, wie sie praktisch stündlich teurer werden. Auf Jahressicht verzeichnen viele Märkte Zuwächse, die es seit Jahrzehnten nicht mehr gab. In einigen Ländern, z.B. Deutschland, wurde seit Beginn der Datenreihe 1970 noch nie ein höherer Zuwachs ermittelt. Die Preissteigerungen sind auch deswegen bemerkenswert, weil die Inflation heute immer noch niedriger ist als in den 70er Jahren. Eine Preissteigerung von 20 % heute ist quasi mehr wert als in den 70er Jahren (der reale Preisanstieg ist höher). Der Boom hatte mehrere Gründe. Zum einen waren die Zinsen für Immobilienkredite bis vor kurzem sehr tief. Zum anderen hat die Pandemie den Wunsch nach dem eigenen Haus, im Idealfall mit Garten, verstärkt.Beide Faktoren spielen zukünftig eine geringere Rolle. Das allein spricht für eine Verlangsamung des Aufwärtstrends. Noch bedenklicher ist jedoch ein anderer Teil des Immobilienmarktes...


Die Preise für Geschäftsimmobilien beginnen zumindest in den USA zu sinken (Grafik 2). Die Preise für Geschäftsimmobilien sind volatiler als die von Wohnimmobilien. Ein so deutlicher Preisabschlag wie zuletzt ist allerdings mehr als statistisches Rauschen.

Die Preisentwicklung von Immobilien korreliert stark mit den Investitionen in Immobilien. Hohe Preise sind Ausdruck hoher Nachfrage und eines Angebotsdefizits. Hohe Preise ziehen Kapital und Investitionen an. Nun gehen die Preise von Geschäftsimmobilien bereits zurück und der Preisanstieg bei Wohnimmobilien dürfte sich schnell verlangsamen.

Das ist für die Gesamtwirtschaft ein Warnsignal. Investitionen in Immobilien sind stark mit dem Wirtschaftswachstum korreliert (Grafik 3). Das gilt für Geschäfts- und Wohnimmobilien, wobei Geschäftsimmobilien tendenziell früher als Wohnimmobilien auf einen Abschwung reagieren.


Stagnierende oder rückläufige Investitionen werden das Wirtschaftswachstum drücken. Knapp 8 % der Wirtschaftsleistung der USA hängt direkt vom Bau von Immobilien ab (Grafik 4). Dies berücksichtigt all die Sektoren nicht, die indirekt von der Bautätigkeit abhängen oder für den Erhalt von Immobilien sorgen.

Der Immobiliensektor insgesamt trägt knapp 20 % zur Wirtschaftsleistung bei. Stagnation oder Abschwung in diesem Bereich kann das Gesamtwachstum erheblich beeinträchtigen. Allein die direkten Investitionen gingen in den vergangenen Rezessionen um 10-20 % zurück und können das Gesamtwachstum um einen Prozentpunkt drücken.

Bereits im ersten Quartal schrumpfte die US-Wirtschaft. Der Post-Pandemieboom ist offensichtlich Geschichte. In normalen Zeiten kann die US-Wirtschaft aufgrund des Bevölkerungs- und Produktivitätswachstums um knapp 2 % wachsen. Eine Abkühlung auf dem Immobilienmarkt kann das Wachstum halbieren bzw. in den negativen Bereich drücken, wenn der Rest der Wirtschaft unterdurchschnittlich wächst.

Der Preisrückgang bei Geschäftsimmobilien ist ein erstes Warnsignal, dass es mit dem Abschwung ernst wird. Das gilt für die USA. In Europa steigen die Preise von Geschäftsimmobilien derzeit noch weiter. Der Abschwung ist hier noch nicht angekommen, was nicht ungewöhnlich ist. Der US-Markt lief dem europäischen historisch betrachtet um ca. drei Quartale voraus.

Clemens Schmale


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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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