Kommentar
09:19 Uhr, 20.08.2009

Hoppla, und schon schwächelt der USD wieder...

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Der Euro eröffnet heute morgen (06.30 Uhr) bei 1.4225, nachdem in den letzten 24 Handelsstunden im US-Handel Höchstkurse bei 1.4267 markiert wurden. Der USD stellt sich gegenüber dem JPY auf 94.35. In der Folge notierte EUR-JPY bei 134.25, während EUR-CHF bei 1.5175 oszilliert.

Warren Buffett hat das Ausmaß der Staatsschulden in Folge der Konjunkturpakete als unhaltbar bezeichnet. Per 18.08.2009 stellte sich die verfassungskonforme Neuverschuldung in den USA im laufenden Fiskaljahr, das am 30.09.2009 endet, auf 1.702 Mrd. USD oder 12,1% des US-BIP. Die USA müßten sich umgehend mit den Folgen, beispielsweise den damit einhergehenden Inflationsrisiken, auseinandersetzen.

Wir stimmen Warren Buffet vollständig zu. Diese Neuverschuldung darf bei der Bewertung der USKonjunktur nicht ausgeblendet werden. Selbst mit diesen Maßnahmen kommt es aktuell nicht zu einer "Outperformance" gegenüber der Eurozone oder Japan, deren Neuverschuldung drastisch geringer ausfällt. Über Vergleiche mit China und Brasilien brauchen wir gar nicht erst zu reden. In den aktuellen Entwicklungen nachhaltige Attraktivität des USD erkennen zu wollen, überlassen wir anderen Protagonisten unserer Zunft.

An dieser Stelle muß grundsätzlich der Frage nachgegangen werden, ob ein Land, das mit den schwersten strukturellen Problemen (z. B. Erosion des Kapitalstocks im produzierenden Gewerbe) seiner jüngeren Geschichte konfrontiert ist, in der Anpassungsphase eine steigende Heimatwährung vertragen kann.

Ebenso wesentlich ist die Frage jedoch, ob diese Währung einen derartigen Vertrauensvorschuß verdient, da das vorherige Vertrauen schlußendlich mißbraucht wurde, denn ansonsten gäbe es ja keine strukturellen Verwerfungen!

Weder Europa, China oder Rußland haben ein Interesse an einem abrupten USD-Verfall, der verstärkte Krisenszenarien mit sich brächte. Diese Erkenntnis ist mit Sicherheit auch auf G-20 Ebene verankert.

Nachdem wir die stärksten Interventionen in nahezu allen Feldern des Finanzmarkts in den letzten 2 Jahren gesehen haben, wäre es sicherlich naiv, davon auszugehen, daß der Devisenmarkt der einzige wirklich freie Markt sei. Ergo werden wir voraussichtlich mit graduellen Entwicklungen in der Abwertung des USD konfrontiert sein.

Vor dem aktuellen Hintergrund bleibt unser Ziel gemäß unserer Jahresprognose 2009 im vierten Quartal 2009 bei 1.55 - 1.60.

Die Leistungsbilanz der Eurozone lieferte per Juni ein Defizit in Höhe von -0,3 Mrd. Euro. Der Vormonatswert wurde von -13,0 auf -11,9 Mrd. Euro revidiert. Damit ergeben sich hier leichte Entspannungssignale.

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Heute stehen zunächst die Arbeitslosenerstanträge per 15. August auf der Agenda. Analysten unterstellen einen leichten Rückgang von 558.000 auf 550.000. Derartige erwartete Veränderungen sind unerheblich und stellen keinen neuen Erkenntniswert dar. Das Niveau ist einerseits Ausdruck einer Stabilisierung, es bleibt jedoch grundsätzlich prekär.

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Die Frühindikatoren des "Conference Board" per Juli sollen laut Konsensusprognose um 0,7% zulegen. Damit ergäbe sich der vierte Anstieg in Folge beginnend per April 2009. Das ist ermutigend und Ausdruck einer markanten Stabilisierung mit Beginn des 2. Quartals 2009.

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Der Philadelphia Fed Business Survey per August beschließt den heutigen Datenreigen. Marktbeobachter prognostizieren einen Anstieg von zuvor -7,5 auf -2,0 Punkte. Damit ergäbe sich der höchste Stand seit September 2008 (+3,8) und damit würde der Rückgang des Vormonats von -2,2 auf -7,5% mehr als neutralisiert.

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Insgesamt sollten die US-Daten das Bild der Stabilisierung der US Wirtschaft untermauern. Dabei ist die Stabilisierung der US-Wirtschaft keine "Outperformance" gegenüber dem Rest der Welt, sondern in der Tendenz eine Folge der erfolgreichen Reflationierung der starken Schwellenländer und der übrigen industrialisierten Welt.

Zusammenfassend ergibt sich ein Szenario, das eine neutrale Haltung in der Parität EUR-USD favorisiert. Ein Überwinden des Widerstandsniveaus bei 1.4300 -30 dreht den Bias auf "Positiv".

Viel Erfolg!

© Folker Hellmeyer
Chefanalyst der Bremer Landesbank

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