Kommentar
10:10 Uhr, 17.03.2022

Hohe Inflation: Wie kann man sich jetzt noch positionieren?

Die Inflation ist hoch und steigt weiter. Welche Aktien schützen am besten gegen diesen Trend?

An Ratschlägen, welche Aktien Anleger bei hoher Inflation halten sollten, mangelt es nicht. Wenig überraschend werden z.B. Aktien von Ölunternehmen empfohlen. Das galt bereits vor Kriegsbeginn. Die meisten Analysen stützen sich dabei auf die wenigen Hochinflationsphasen, die der Markt in seiner Geschichte durchgemacht hat.

In den vergangenen 50 Jahren gab es nur eine solche Phase. Das waren die 70er Jahre. Ein Grund für die hohe Inflation war ein Ölembargo. Ist ein Gut knapp, steigt der Preis. Entsprechend konnten Ölaktien profitieren. Das bedeutet allerdings nicht, dass Ölaktien deswegen immer gut performen, wenn die Inflation steigt.

Es ist wichtig zu verstehen, woher die Inflation kommt. Steigt die Inflation etwa, weil die Mieten explodieren, sind Ölaktien kein sicherer Hafen. Man muss in die Sektoren investieren, aus denen der Preisanstieg kommt. Aktuell sind diese Sektoren einfach identifiziert. Das war vor dem Krieg der Fall und ist nun noch offensichtlicher.

Rohstoffe sind knapp. Das gilt nicht nur für Erdgas und Öl, sondern auch für viele Metalle und Agrarrohstoffe wie Weizen. Rohstoffe hatte ich schon vor langer Zeit als einen Kauf empfohlen. Diese Wette half in den letzten Wochen, das Depot zu stabilisieren.

Nun haben wir hohe Inflation und für Anleger ist es fast zu spät, jetzt noch darauf zu reagieren. Der Ölsektor ist allein in diesem Jahr um ein Drittel gestiegen und hat sich seit Ende 2020 fast verdreifacht. Auch wenn die Versuchung groß ist, sich abzusichern, wenn die Inflation hoch ist, ist das genau der falsche Zeitpunkt. Man sichert sich vor dem Ereignis ab und nicht, wenn es bereits passiert ist. Es hilft wenig, wenn man z.B. eine Put-Option kauft, nachdem der Markt 20 % gefallen ist. Man muss es davor tun.

Persönlich interessiert mich die Frage, was man kauft, wenn die Inflation sinkt, derzeit mehr. Eine pauschale Antwort gibt es darauf ebenso wenig wie einen pauschalen Rat, was man bei steigender Inflation kaufen soll. Historisch haben sich allerdings Small Caps bewährt. Geht die Inflationsrate von hohem Niveau zurück, können Small Caps andere Segmente wie Large Caps schlagen.

Kleinere Unternehmen haben nicht die Preissetzungsmacht wie große Unternehmen. Die Margen leiden daher bei hoher Inflation mehr. Das erklärt, weshalb Small Caps in den letzten Monaten nicht vom Fleck kamen und Large Caps hinterherhinkten. Langfristig sind Small Caps auch ganz ohne Inflationsaspekt eine gute Idee (Grafik 1). Die Performance ist langfristig höher als bei Large Caps.

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Fundamental sind Small Caps gut abgesichert. Sie sollten theoretisch viel höher stehen (Grafik 2). Die Differenz zwischen Einkaufsmanagerindex (ISM Index) und dem Verhältnis von Small zu Large Caps ist groß. Die Lücke lässt sich durch Inflation erklären.

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Inflationsanstiege sind kurzlebig. Es ist unwahrscheinlich, dass ein Anstieg wie der aktuelle länger als zweieinhalb Jahre andauert. Langsam wird es Zeit, sich über die Positionierung für einen Rückgang der Inflation Gedanken zu machen. Kurzfristig wird die Inflation weiter ansteigen. Die Wochen des Anstiegs sind jedoch gezählt. Beginnt die Inflation erst zu sinken, sind Small Caps die beste Wahl.

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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