Kommentar
13:30 Uhr, 08.02.2010

Hohe Geldmarkt-Rendite falls der Trend „rennt“

Die Renditen am Geld- und Anleihemarkt sind niedrig und werden dies wohl auch noch eine ganze Weile bleiben. Auf der anderen Seite spielt die Sicherheit für viele Anleger auch in den Nachwehen der Finanzkrise noch immer eine ganz große Rolle, so dass die momentan erzielbaren vermeintlich sicheren Renditen für Staatstitel von in Schieflage geratenen EU-Staaten wie zuletzt Griechenland nicht unbedingt für jeden Geschmack die passende Rezeptur darstellen. Aber auch das Bonitätsrisiko von Inhaberschuldverschreibungen wie sie beispielsweise auch Zertifikate darstellen, wird von Investoren seit Lehman mit ganz anderen Augen betrachtet. Wer dennoch einen kleinen „Schnaps" mehr haben möchte, kommt nicht umhin, zumindest einen Seitenblick auf den Aktienmarkt zu richten und sein eingesetztes Kapital möglichst über einen Fondsmantel in ein vom Emittenten abgegrenztes Sondervermögen zu überführen.

Die Lösung könnte also heißen: Strukturierter Fonds, d.h. ein Produkt, dass die Vorteile von Zertifikaten und Investmentfonds auf sich vereinen soll. Als Spezialist für diese Form der Anlage hat sich bereits im Vorfeld der seit 2009 bestehenden Abgeltungssteuerregelung die HypoVereinsbank mit ihrer Luxemburger Tochter Structured Invest S.A. herauskristallisiert. Die neueste Kreation der Zertifikate-Fonds-Schmiede nennt sich Top Trendwert 95SI und ist seit Anfang Januar am Markt. Um die mageren Renditen üblicher geldmarktnaher Fonds zusätzlich „aufzupeppen", wird hier auf monatlicher Basis nur jeweils 95 Prozent des verfügbaren Kapitals zum 1-Monats-Euribor-Satz angelegt. Dieser entspricht dem durchschnittlichen Zins, zu dem sich 57 europäische Banken gegenseitig Geld leihen. Die restlichen fünf Prozent wandern in eine zusätzliche Ertragsstrategie, die einen Trendfolgeansatz verfolgt. Dabei werden aus insgesamt zehn vorgegebenen Basiswerten bezogen auf die Anlageklassen Aktien, Renten, Immobilien und Rohstoffe monatlich jeweils die vier ausgewählt, die sich in den zurückliegenden sechs Monaten am besten entwickelt haben, wobei sich die Gewichtung ausgehend von dem Spitzenreiter mit 40 Prozent sukzessive um jeweils 10 Prozent reduziert. Der 95-prozentige Geldmarktanteil wird dabei jeden Monat dynamisch angepasst. Sollte also die Kombination aus beiden Komponenten zu einem neuen Höchststand führen, wird auch das Wertsicherungsniveau für den Folgemonat entsprechend angehoben. Investoren, können deshalb ab dem Zeitpunkt ihres Engagements immer nur maximal die Differenz zwischen dem Einstandswert und dem dabei festgeschriebenem Sicherungslevel verlieren.

Dass die Trendwert 95 Strategie mit einer durchschnittlichen Rendite von 5,8 Prozent p.a. zwischen Januar 1992 und Dezember 2009 zumindest in der Rückrechnung des Emittenten funktioniert hätte, lässt sich dem Produkt-Flyer entnehmen. Dabei wäre im Krisenjahr 2008 sogar ein Wert von 4,51 Prozent gegenüber nur 1,40 Prozent vergleichbarer geldmarktnaher Fonds herausgesprungen. In der Boom-Phase zwischen 1996 bis 1999 wäre die Outperformance mit 7,77 Prozent p.a. zu 2,91 Prozent p.a. sogar noch deutlicher ausgefallen. Was allerdings fehlt ist der Test an der Realität und der hat schon bei vielen ähnlichen Produkten ganz andere Ergebnisse zu Tage gefördert, als zunächst erwartet. Aber vielleicht ist diesmal ja alles anders. Die laufenden Kosten belaufen sich jährlich auf ca. 0,76 Prozent p.a. Für den Ankauf muss ein Spread von drei Prozent gezahlt werden.

Der BörseGo Tipp:
Ob der neue thesaurierende Fonds typische Geldmarktanleger mit etwas höheren Ansprüchen wirklich „glücklich" machen kann, muss sich erst noch zeigen und hängt insbesondere von dem in die Ertragskomponente eingebauten Trendfolgesystem ab, das sich wie bei ähnlichen Ansätzen natürlich auch hier nur auf vergangenheitsbezogene Daten, sowie vorhandene Trendentwicklungen stützen kann. Das dynamische Wertsicherungssystem ermöglicht auch Kurzzeit-Geldparkern einen schnellen Ein- und Ausstieg, wobei der relativ hohe Spread durchaus ins Gewicht fällt.

Top Trendwert 95SI

Emittent/WKN:

HypoVereinsbank / A0YCR6

Laufzeit:

Endlos

Preis: (08.02.2010)

Geld / Brief: 98,24 € / 101,19 €

Autor: Armin Geier, http://www.godmode-trader.de/zertifikate

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Über den Experten

Armin Geier
Armin Geier

Armin Geier beschäftigt sich seit mehr als 15 Jahren sehr intensiv mit Anlage-Zertifikaten. Begonnen hat sein berufliches Interesse im Jahr 2000, als er bei einem Münchner Internet-Portal über mehrere Jahre die erste Datenbank für diese spezielle Materie aufbauen konnte und dadurch die rasante Entwicklung dieser Spezies damals noch ganz hautnah Produkt für Produkt mitbekam. Wie sehr sich die Zeiten seitdem verändert haben, kann man allein an der Explosion der Produktzahl von anfangs nicht einmal 3.000 auf heute über eine Million Stück erkennen. Bei seinen nächsten Stationen wechselte er dann ganz in den journalistischen Bereich über, ohne seine Vorliebe für die diversen Produktstrukturen aufzugeben, an denen ihm nach wie vor gerade wegen ihrer asymmetrischen Chance-Risiko-Profile sehr gelegen ist. Insbesondere interessiert ihn dabei die Möglichkeit, aus Einzelansätzen langfristig funktionierende Strategien zu entwickeln. Leider wird dieser Zielsetzung seit Lehman vor dem Hintergrund einer immer kurzfristigeren Denkweise an den Märkten von Emittentenseite immer weniger entsprochen. Bei der BörseGo AG/Godmode-Trader ist Armin Geier seit sechs Jahren mit journalistischen Beiträgen in diversen Rubriken und Publikationen als Experte für Anlage-Zertifikate präsent.

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