Höhere Volatilität bietet Chancen
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Kronberg im Taunus (GodmodeTrader.de) – Weltweit beherrschen beispiellose politische und wirtschaftliche Unsicherheiten die Schlagzeilen. Zugleich gehen die Kennzahlen zur Aktienvolatilität zurück. Dieser Widerspruch erklärt sich wie folgt: Teil des Problems ist, dass die aktuellen Kennzahlen zur Marktvolatilität als Risikobarometer zu wünschen übrig lassen. Erschwerend kommt hinzu, dass schwankungsarme Phasen Anleger zu selbstzufrieden machen und dem Hang zur Konsenspositionierung Vorschub leisten. Die Folge ist ein sich selbst verstärkender Trend an den Märkten mit noch weniger Volatilität, mit dem jedoch zugleich die Gefahr eines plötzlichen Stimmungsumschwungs steigt, wie George Efstathopoulos, Multi-Asset-Experte bei Fidelity International, in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.
In den letzten vier Jahren sei dieses Anlegerverhalten durch die Politik der Zentralbanken noch verstärkt worden. Ungewöhnlich niedrige Zinsen und Anleihenkäufe hätten Anleger in riskantere Anlageklassen getrieben. Das habe die Preise angefacht und die Volatilität gedämpft. Tatsächlich sei die realisierte Aktienvolatilität gegenwärtig nicht weit von den 2006/2007 erreichten Allzeittiefs entfernt. Sporadische Überraschungen hätten jedoch immer wieder massive Kursverluste ausgelöst und verdeutlichten die mit dem aktuellen Umfeld einhergehenden Risiken, heißt es weiter.
„Aber langsam dreht sich an den Märkten der Wind. Die US-Notenbank hat den Politikwechsel bereits vollzogen und erhöht die Zinsen. Auch die Europäische Zentralbank und die Bank von Japan haben ihre Taktik geändert, nachdem ihre geldpolitischen Maßnahmen mit Negativzinsen und immer neuen quantitativen Lockerungen zunehmend wirkungslos verpufften. Den Pfad der quantitativen Lockerung haben sie zwar noch nicht ganz verlassen. Anleger können sich aber nicht länger darauf verlassen, dass die Zentralbanken automatisch den Geldhahn weiter aufdrehen und Wirtschaft und Märkte stützen, wenn sich die Lage verschlechtert. Ein Beleg, dass die Geldpolitik ihre tragende Rolle für Wirtschaft und Finanzmärkte an die Haushaltspolitik abgeben hat, könnte der jüngste Volatilitätsrückgang bei Aktien und die starke Ausrichtung vieler Portfolios auf mehr Wachstum und Inflation sein“, so Efstathopoulos.
Allerdings sei die Wirkung haushaltspolitischer Maßnahmen eine andere. So falle als Erstes die starke Rotation an den Aktienmärkten seit Anfang November auf: Defensive anleihenähnliche Aktien seien in der Gunst der Anleger zurückgefallen, die vermehrt in traditionell zyklische Aktien mit höherer Volatilität umschichteten. Seitdem sei die Volatilität von Portfolios mit niedrigem Risikofaktor höher als von solchen, die auf die Faktoren Qualität, Wachstum und Substanz setzten. Auch auf Einzeltitelebene habe die Volatilität zugenommen und sei bei anderen Anlageklassen wie Staatsanleihen aus Kernländern und an den Devisenmärkten ebenfalls auf dem Vormarsch, heißt es weiter.
„Anleger sollten daher mit tendenziell höheren Schwankungen bei Aktien und möglicherweise stärkeren Kursausschlägen im Vorfeld und nach wichtigen bevorstehenden Ereignissen rechnen. Das muss aber nicht unbedingt schlecht sein. Da die verzerrende Wirkung der quantitativen Lockerungen nachlassen dürfte, werden fundamentale Faktoren die Renditen künftig wohl wieder stärker beeinflussen. Höhere Volatilität und das Abebben des ständigen Wechselbads aus Risikoscheu und Risikobereitschaft sollten eine bessere Diversifizierung von Portfolios ermöglichen. Darüber hinaus ist die Korrelation zwischen Aktien und Anleihen tendenziell niedriger, wenn die Aktienvolatilität zunimmt. Beides ist für eine effiziente Asset-Allokation vorteilhafter. Mit höherer Volatilität und niedrigeren Korrelationen steigen zu guter Letzt auch die Alpha-Chancen für aktive Manager, die talentiert und flexibel genug sind, um sie zu ihrem Vorteil zu nutzen. Das ist wichtig in einer Welt, in der die erwarteten Renditen niedrig bleiben, die Inflation anzieht und der dauerhafte Schutz vor Verlusten teuer ist“, so Efstathopoulos.
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