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11:02 Uhr, 04.01.2016

Hiobsbotschaften Made in China

Eine überraschend schlechte Stimmung in Chinas Industrieunternehmen führte zu massiven Kursverlusten an den chinesischen Börsen

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Peking/ Shanghai (Godmode-Trader.de) - Die Börse in Shanghai verliert zum Jahresstart nach schwachen Stimmungsdaten aus der chinesischen Industrie knapp sieben Prozent. Nach dem Einbruch beim Shanghai Composite ist der Aktienhandel im Reich der Mitte am Montag für den Rest des Tages gestoppt worden. Automatisch kam ein neuer Sicherungsmechanismus zum Zuge, der allzu große Schwankungen an den Aktienmärkten des Landes verhindern soll.

Die Wirtschaft des Landes verliert weiter an Schwung. Der vom Wirtschaftsmagazin "Caixin" ermittelte Einkaufsmanagerindex für das Verarbeitende Gewerbe im Reich der Mitte ist im Dezember überraschend von 48,6 auf 48,2 Punkte gesunken und damit auf den tiefsten Stand seit September gefallen. Ökonomen hatten mit einem Anstieg an die Wachstumsschwelle von 50 Punkten gerechnet. Zu der erneuten Abschwächung trugen bei bereits schwacher Nachfrage im Inland diesmal besonders die ausbleibenden Orders aus dem Ausland bei. Die Umfragewerte zu den Input- und Output-Preisen zeigen außerdem, dass die Deflationsgefahren in der Volksrepublik nach wie vor virulent sind. „Die Zahlen zeigen, dass die Kräfte für eine wirtschaftliche Erholung auf Hürden gestoßen sind und die Wirtschaft vor einem größeren Risiko einer Abschwächung steht", sagte der Chefökonom He Fan von „Caixin“. Nach der Zinserhöhung in den USA seien jetzt größere Fluktuationen auf den globalen Märkten zu erwarten. Die chinesische Regierung müsse den externen Risiken größere Aufmerksamkeit schenken.

Der Caixin-Index hat vornehmlich kleinere und mittlere Privatunternehmen im Blick. Daneben richtet der offzielle PMI-Index den Fokus auf die großen Staatsbetriebe. Hierbei wurden aber sowohl die Einkaufsmanagerumfragen zum Industrie- als auch zum Dienstleistungssektor — von der China Federation of Logistics and Purchasing (CFLP) und dem National Bureau of Statistics (NBS) ermittelt — mit einer leichten Verbesserung gemeldet. Im Dezember lag der offizielle PMI-Index bei 49,7 Punkten, nach 49,6 im November. Bei den chinesischen Dienstleistern kletterte der offizielle Index auf 54,4 Punkte nach 53,6 Zählern im November, wie der CFLP weiter mitteilte. Das ist der höchste Stand seit August 2014. „Für die Aktieninvestoren auf dem chinesischen Festland scheinen mit dem Caixin-Ergebnis sogar die schon als ermutigend zu bezeichnenden offiziellen PMI-Zahlen aus dem Blickfeld zu verschwinden“, kritisierte die NordLB.

Laut den Experten von HSBC Trinkaus dürfte sich mit Blick auf die wenig dynamische Auftragslage in der Industrie das Wachstumsmomentum ohne zusätzliche geld- und fiskalpolitische Lockerungen voraussichtlich weiter verschlechtern. „Daher liegen wirtschaftspolitische Maßnahmen nahe, um Überkapazitäten abzubauen und die landesweite Urbanisierung voranzutreiben. Daher rechnen wir 2016 mit einer Ausweitung“, so die Experten. Aber längst nicht alle Experten sehen die Zahlen aus China als uneingeschränkte Hiobsbotschaft. Dirk Gojny, Analyst bei der National-Bank, betrachtet die Entwicklung eher von der positiven Seite. „Das Verarbeitende Gewerbe schwächelt, während sich der Dienstleistungssektor ganz ordentlich entwickelt. Das könnte man durchaus als erste Zeichen für den Erfolg der Umsteuerung des chinesischen Geschäftsmodells verstehen.“

Auch an den Devisenmärkten ist kein gelungener Start in das neue Jahr geglückt. Der Yuan wertete gegenüber dem US-Dollar weiter ab und präsentiert sich bei 6,5301 Yuan je Dollar so schwach wie zuletzt im April 2011. Es sei davon auszugehen, dass die zu erwartende Fortsetzung von Pekings Liberalisierungskurs den Druck auf den Renminbi aufrechterhalten werde, erwartet die NordLB. Allerdings müssten die unmittelbaren Reaktionen am Devisenmarkt schon als Ausläufer einer gewissen Unsicherheit in Bezug auf mögliche Stabilitätsrisiken angesehen werden.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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