"Hinter der Euro-Retterei steht ein Vermögenspoker, bei dem Deutschland verlieren wird"
- Lesezeichen für Artikel anlegen
- Artikel Url in die Zwischenablage kopieren
- Artikel per Mail weiterleiten
- Artikel auf X teilen
- Artikel auf WhatsApp teilen
- Ausdrucken oder als PDF speichern
München/ Frankfurt (BoerseGo.de) - Die Hoffnung, in der Schuldenkrise die Kapitalmärkte mit immer mehr Liquidität zu beruhigen, ist ein Trugschluss, denn das viele Geld erstickt genau die Kräfte, die nach dem Ausweg suchen. Diese Einschätzung vertreten die beiden Ökonomen Friedrich Sell und Hans-Werner Sinn in einem aktuellen Gastbeitrag für die "Süddeutsche Zeitung" (Mittwoch).
Den Wissenschaftler zufolge steckt das Euro-System in einer Sackgasse. Nur wenn man immer wieder neues Geld gebe, sei das Leben in dieser Sackgasse halbwegs erträglich, aber keiner komme auf diese Weise aus ihr heraus. Ganz im Gegenteil, die Kräfte, die nach einem Ausweg suchten, würden mit dem vielen Geld erstickt. In dieser Situation könnten nur die internationalen Finanzinvestoren gewinnen, also diejenigen, die ihr Geld in Südeuropa angelegt hätten und nun nach einem Dummen suchten, der ihnen die toxischen Papiere, die von den Krisenländern emittiert wurden, abkauften. „Je länger sie es schaffen, die Rettung in die Länge zu ziehen, und Europa daran hindern, sich schmerzlichen Wahrheiten zu stellen und die Euro-Zone neu zu adjustieren, desto größer ist der Anteil ihres Anlageschrotts, den sie den Steuerzahlern der im Moment noch soliden Länder aufbürden können“, monieren die Ökonomen.
Die Experten sind der Ansicht, dass nur mittels temporärer Austritte aus der Eurozone der Kern der Währungsgemeinschaft stabilisiert werden könnte. „Der einheitliche Währungsraum muss nicht zerfallen, wenn einzelne Länder vorübergehend austreten“, schreiben die Wissenschaftler. Vielmehr könne die Europäische Währungsunion nur auf Dauer angelegt werden, wenn sie stabilisiert werde. Die Zweifel an ihrem Fortbestand würden aber dann zunehmen, wenn sie aus Mitgliedern bestehe, deren fehlende Wettbewerbsfähigkeit mit Transfers übertüncht werden müsse und die sich teilweise nicht einmal durch Regeltreue auszeichneten. „Nur wenn die Währungsunion tragfähig ist und aus Mitgliedern besteht, die einen festen Wechselkurs und eine gemeinsame Geldpolitik vertragen können, ist sie keine Währungsunion auf Abruf“, betonen Sinn und Sell.
Das Fazit der Experten fällt pessimistisch aus: „Die Geldpolitik der EZB läuft immer mehr auf eine Monetisierung der Staatsschulden hinaus, deren Verbot Deutschland wegen seiner negativen Erfahrungen mit der Hyperinflation in den Jahren bis 1923 zur Bedingung für die Aufgabe der D-Mark gemacht hatte. Sie stapelt Risiken für Europas Bürger, ohne demokratisch legitimiert zu sein. Und sie vergrößert den Knall“, resümieren die Münchner Ökonomen.
Keine Kommentare
Die Kommentarfunktion auf stock3 ist Nutzerinnen und Nutzern mit einem unserer Abonnements vorbehalten.