HIMS & HERS – Es bleibt eine binäre Wette
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- Hims & Hers HealthKursstand: 46,320 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der VeröffentlichungVerkaufenKaufen
- Hims & Hers Health - WKN: A2QMYY - ISIN: US4330001060 - Kurs: 46,320 $ (NYSE)
Allerdings war man hier noch etwas defensiv: Im Q&A-Teil des Earnings Call dominierte das Thema natürlich. Was die Verhandlungen verzögert? CEO Dudum blieb vage, betonte aber: "Wir glauben, dass Partnerschaften, bei denen wir die größte Consumer-Distribution-Plattform im Gesundheitswesen sind und andere die besten therapeutischen Innovationen bringen, zusammenarbeiten sollten. Das ist unvermeidlich."
| Kennzahl | Aktuelles Quartal | Vorjahr (YoY-Basis) | Vorquartal (QoQ-Basis) | YoY % | QoQ % |
|---|---|---|---|---|---|
| Umsatz | 599,0 Mio. USD | 401,6 Mio. USD | 586,0 Mio. USD | ▲ +49 % | ▲ +2 % |
| Bruttomarge | 74,0 % | 79,0 % | 76,0 % | ▼ -5 pp | ▼ -2 pp |
| Operatives Ergebnis (EBIT) | 11,8 Mio. USD | 22,4 Mio. USD | 26,0 Mio. USD | ▼ -47 % | ▼ -55 % |
| Operative Marge | 2,0 % | 6,0 % | 4,4 % | ▼ -4 pp | ▼ -2,4 pp |
| Nettoergebnis | 15,8 Mio. USD | 75,6 Mio. USD | 42,5 Mio. USD | ▼ -79 % | ▼ -63 % |
| Nettomarge | 2,6 % | 19,0 % | 7,3 % | ▼ -16,4 pp | ▼ -4,7 pp |
| Operativer Cashflow | 148,7 Mio. USD | 85,3 Mio. USD | 109,1 Mio. USD | ▲ +74 % | ▲ +36 % |
| Free Cashflow | 79,4 Mio. USD | 79,4 Mio. USD | 50,1 Mio. USD | ➖ 0 % | ▲ +59 % |
| Abonnenten | 2,47 Mio. | 2,05 Mio. | 2,44 Mio. | ▲ +21 % | ▲ +1 % |
| Monatlicher Umsatz je Kunde | 80 USD | 67 USD | 78 USD | ▲ +19 % | ▲ +3 % |
Der Umsatz kletterte um 49 % auf 599 Millionen USD, das Subscriber-Wachstum blieb mit plus 21 % auf 2,47 Millionen robust, und der operative Cashflow legte um 74 % zu. Aber das ging zu Lasten der Profitabilität, auch wenn man unterm Strich weiter grüne Zahlen schrieb.
Die Bruttomarge fiel um 500 Basispunkte auf 74 %, die operative Marge schrumpfte von 6 auf 2 %, und der GAAP-Nettogewinn brach um 79 % auf 15,8 Millionen USD ein (wenngleich der Vorjahresvergleich durch einen einmaligen Steuerertrag von 60,8 Millionen USD verzerrt ist).
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Eine Wette, die sich erst in der zweiten Hälfte 2026 auszahlen soll. HIMS steckt mitten in der Migration seiner GLP-1-Produktion von 503B- auf 503A-Facilities, verkürzt dadurch Versandzyklen und erzielt dadurch weniger Umsatz pro Sendung. Gleichzeitig senkte HIMS die Preise für kompoundierte Semaglutid-Behandlungen um bis zu 20 %, um den Markt aggressiv zu erobern, bevor generische Alternativen und potenzielle FDA-Entscheidungen die Compounding-Landschaft neu ordnen. CEO Andrew Dudum im Earnings Call: "Wir haben das Privileg einer starken Cash-Position und werden die Momente nutzen, in denen der Marktwert unter unserem inneren Wert liegt. Aber unser primärer Fokus bleibt, in die richtigen Hebel für langfristiges Wachstum zu investieren."
Der Online-Umsatz, der 98 % des Gesamtumsatzes ausmacht, wuchs um 50 % auf 589,1 Millionen USD. Die Treiber: Personalisierte Angebote, darunter vor allem Compoundings von GLP-1-Präparaten, orale Gewichtsverlustbehandlungen und neue Kategorien wie Testosteron und Menopause. Diese Produkte machen bereits 70 % des Online-Umsatzes aus, verglichen mit rund 50 % im Vorjahr.
Der durchschnittliche Monatsumsatz je Kunde stieg um 19 % auf 80 USD, getrieben durch höherpreisige Weight-Loss-Pläne und Cross-Selling über mehrere Konditionen hinweg: Über 20 % der Subscriber nutzen mittlerweile Behandlungen für mehr als eine Erkrankung. Das reduziert Churn und steigert den Lifetime Value der Kunden. Die Zava-Akquisition, die im Juli abgeschlossen wurde, steuerte bereits einen signifikanten Teil bei. Das Management erwartet mindestens 50 Millionen USD zusätzlichen Umsatz in der zweiten Jahreshälfte aus Europa.
Alles ganz gut, aber die Margenstory ist weniger erfreulich. Die Bruttomarge fiel von 79 auf 74 %, primär aufgrund kürzerer Versandzyklen für GLP-1-Produkte, die höhere Fulfillment-Kosten pro Dollar Umsatz verursachen. Der CFO erklärte im Call, dass die Migration auf 503A-Einrichtungen allein im vierten Quartal 20 bis 25 Millionen USD Umsatz-Gegenwind bringen wird, da Sendungen in kleineren Chargen erfolgen und damit weniger Umsatz pro Shipment reinkommt. Dieser Effekt soll sich jedoch in der zweiten Hälfte 2026 normalisieren, wenn die Kohorten ihre Bestellzyklen stabilisieren und die Frequenz der Nachbestellungen steigt.
Die operative Marge kollabierte von 6 auf 2 %, was nicht nur der Bruttomarge geschuldet ist, sondern auch steigenden Betriebskosten. Marketing-Ausgaben lagen bei 232,2 Millionen USD (39 % des Umsatzes), ein Plus von 27 %, wobei das Marketing-Ratio (Marketing/Umsatz) nach 45,4 % bei nur noch bei 38,8 % lag. Operations & Support stiegen um 62 % auf 76,8 Millionen USD, getrieben durch Personalaufbau, Fulfillment-Expansion und die Integration von Zava. Technology & Development kletterten um 92 % auf 40,6 Millionen USD, reflektierend die Investitionen in Plattform-Infrastruktur, Diagnostik-Tools und neue spezialisierte Angebote. Die Stock-based Compensation (aktienbasierte Mitarbeitervergütung) erreichte 40,2 Millionen USD, ein Anstieg von 61 %, wobei die Aktienanzahl um weitere 5,8 % YoY zulegte.
Der GAAP-Nettogewinn von 15,8 Millionen USD (3 % Marge) ist im Vorjahresvergleich um 79 % gesunken, was jedoch primär dem Basiseffekt geschuldet ist: Q3 2024 enthielt einen 60,8 Millionen USD Steuervorteil aus der Auflösung einer Valuation Allowance. Bereinigt wäre das Nettoergebnis im Vorjahr bei rund 15 Millionen USD gelegen, also nahezu unverändert.
Die wichtige Metrik des adjusted EBITDA stieg immerhin um 53 % auf 78,4 Millionen USD, die Marge blieb stabil bei 13 %. Sequenziell fiel das bereinigte EBITDA jedoch um 17 % von 94,9 Millionen USD in Q2, was das Management explizit mit der GLP-1-Versandumstellung und den Preissenkungen erklärte.
Der Free Cashflow blieb mit 79,4 Millionen USD exakt auf Vorjahresniveau, während der operative Cashflow um 74 % auf 148,7 Millionen USD zulegte. HIMS investierte 69,4 Millionen USD in Capex, verglichen mit nur 5,9 Millionen USD im Vorjahr. Diese Ausgaben fließen primär in den Ausbau der Pharmacy- und Lab-Infrastruktur. Darunter eine Peptid-Produktionsstätte in Kalifornien, die die Basis für die geplante Longevity-Sparte in 2026 bilden soll. Diagnostik- und Longevity-Sparte eröffnet völlig neue Zielgruppen.
Für die ersten neun Monate summieren sich die Capex auf 166,7 Millionen USD, gegenüber 17,1 Millionen USD im Vorjahr. Das ist eine massive Beschleunigung, die zeigt, dass Hims ernsthaft alles aus einer Hand anbieten will.
Segmentdynamik
Das Sexual-Health-Geschäft auf der Hims-Seite (Männer) erlebt einen Rückgang, da HIMS von On-Demand-Produkten (z. B. Sildenafil-Einzeldosierungen) auf tägliche, personalisierte Behandlungen umstellt. Exklusive dieses Übergangs wuchs die männliche Subscriber-Basis um über 40 % im Jahresvergleich. Auf der Hers-Seite (Frauen) hingegen boomt das Geschäft mit dreistelligen Wachstumsraten über mehrere Jahre hinweg. Das Management bestätigte, dass Hers 2026 die Marke von 1 Milliarde USD Jahresumsatz überschreiten soll, getrieben durch Menopause, Diagnostik und Longevity-Launches. International ist Hims mit Zava nun in Großbritannien, Deutschland, Frankreich, Irland und Spanien präsent. CEO Dudum bezeichnete Europa als "über 1 Milliarde Dollar jährliche Umsatzchance". Kanada steht unmittelbar bevor, mit Fokus auf den generischen Semaglutid-Launch 2026. Brasilien, Australien und Japan sind ebenfalls auf dem Radar.
Das Weight-Loss-Segment bleibt der Elefant im Raum. Das Management bekräftigte das Ziel, mindestens 725 Millionen USD Umsatz aus diesem Bereich in 2025 zu erzielen. Die Strategie: GLP-1-Compoundings, die trotz FDA-Engpass-Auflösung weiter wachsen. Orale GLP-1s, die eine breitere Zielgruppe ansprechen (niedrigere Preise, keine Spritzen, breitere Eligibility). Und Partnerschaften wie mit Novo Nordisk, um Wegovy-Injektionen und (sobald FDA-approved) die orale Version anzubieten. Die Preissenkung um 20 % für GLP-1-Compoundings ist eine aggressive Flanke, um Marktanteile zu sichern. Doch hier lauert Risiko.
Die FDA hat Semaglutid im Oktober 2024 von der Shortage-Liste genommen, was theoretisch das Compounding-Privileg einschränkt. Hims argumentiert, dass die 503A-Compounding-Lizenz weiterhin erlaubt, individuell angepasste Formulierungen herzustellen. Ein rechtlicher Graubereich, der regulatorisches Risiko birgt. Gleichzeitig könnten Novo Nordisk und Eli Lilly mit aggressiveren Preissenkungen für Wegovy und Zepbound reagieren, sobald Patente auslaufen und Generika kommen.
Die Frage ist: Kann Hims durch Vertikalisierung, Service-Excellence und Plattform-Lock-In (Multi-Condition-Angebote) genug Differenzierung schaffen, um nicht zum Commodity-Player zu werden? Ich denke ja.
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Ausblick Q4 2025 - Vorsichtig
Umsatz zwischen 605 und 625 Millionen USD (Midpoint 615 Millionen, + 3 % QoQ und +30 % YoY), Adjusted EBITDA von 55 bis 65 Millionen Dollar (Midpoint 60 Millionen, eine Marge von nur 9 bis 10 % nach nun 13 %).
Den deutlichen Rückgang gegenüber Q3 erklärt das Management mit drei Faktoren: Die 20 bis 25 Millionen USD GLP-1-Versand-Gegenwind, fortgesetzte Preissenkungen mit Margeneffekten und anhaltende Schwäche im On-Demand Sexual-Health-Bereich.
Für das Gesamtjahr 2025 engt Hims die Guidance auf 2,335 bis 2,355 Milliarden USD Umsatz (vorher 2,3 bis 2,4 Milliarden) und 307 bis 317 Millionen Dollar Adjusted EBITDA (13 % Marge) ein. Die Langfristziele für 2030: 6,5 Milliarden USD Umsatz und 1,3 Milliarden USD EBITDA, bekräftigte das Management explizit, mit wachsender Zuversicht.
Fazit
Die größten Risiken bleiben die regulatorische Ungewissheit rund um Compounding, der Preisdruck durch Generika und Big Pharma, die kurzfristige Margenerosion bei anhaltend hohen Capex und Opex sowie der Wettbewerb durch Amazon Pharmacy, Ro, Tele Health-Player und klassische Apothekenketten, die aufholen.
Hims baut ein geschlossenes Ökosystem. Die Investition in GRAIL (Multi-Cancer-Detection), die Marius-Partnerschaft (orales Testosteron), die Zava-Akquisition und die eigene Peptid-Manufaktur sind Bausteine einer vertikalen Plattform, die diagnostiziert, behandelt und langfristig bindet. Das ist kein Telemedizin-Startup mehr, sondern ein integriertes Healthcare-Infrastruktur-Play. Die autorisierte Aktienrückkauf-Autorisierung von 100 Millionen USD (10 Millionen bereits in Q3 genutzt) sind ein Signal, dass das Management den aktuellen Kurs als unterbewertet ansieht.
Bewertungstechnisch ist Hims mit einer Marktkapitalisierung von rund 10 Milliarden USD bei einem annualisierten Umsatz von 2,4 Milliarden USD mit einem EV/Sales-Multiple von etwa 4 bewertet (adjustiert für Cash und Debt). Für ein Unternehmen, das 49 % wächst, ist das nicht absurd, aber auch nicht billig, vor allem, wenn die Margen sinken. Das EV/EBITDA liegt bei etwa 33 (basierend auf annualisiertem Adjusted EBITDA von 313 Millionen USD), was für ein Growth-Unternehmen vertretbar ist, sofern die Margenstory in 2026 liefert.
Hims & Hers steckt aktuell weiter in einer kritischen Phase, in der kurzfristige Margenschmerzen den Preis für langfristige Marktdominanz darstellen. Das Management hat die Aufgabe die Glaubwürdigkeit, diese Transformation zu meistern. Die historischen Margenexpansionen in früheren Kategorien sprechen dafür.
Doch die Wette bleibt binär: Entweder Hims vertikalisiert schnell genug, baut einen Plattform-Vorteil auf bevor Generika den Markt fluten. Oder HIMS wird zum Niedrigmargen-Anbieter in einem zunehmend gesättigten Markt. Die 2030er-Ziele sind ambitioniert, aber nicht unrealistisch - vor allem hat HIMS frühere ausgegebene Ziele alle erreicht.
Für Investoren mit langem Atem und Toleranz für volatile Quartale ist Hims eine asymmetrische Wette.
Wo einsteigen? Was sagen die Analysten?
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Viel Erfolg wünscht Euch Valentin
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