Kommentar
11:53 Uhr, 07.07.2016

Hillary Clinton aus dem Schneider?

Das FBI hatte gestern empfohlen keine Anklage gegen Hillary Clinton im Rahmen des Email-Skandal zu erheben und ihr Sprecher Brian Fallon reagierte prompt: “We are glad that this matter is now resolved.”

Nicht so schnell. Die recht ungewöhnliche Marginalisierung der Affäre durch das FBI kann auch als regelrechte Steilvorlage für Trump interpretiert werden:

a) Sie gibt ihm die Möglichkeit die ihm weiterhin fremde Republikanische Partei endgültig hinter sich zu vereinen, denn die Empörung innerhalb der GOP ist überwältigend.

b) Die Empfehlung unterstreicht den wichtigsten Punkt seiner Botschaft und liefert bis November fast unendlich Munition: Washington ist unheilbar korrupt und Clinton steht trotz ihrer Unfähigkeit über dem Gesetz.

Die drei großen Problem von Clinton, und wie die Republikaner versuchen werden sie auszunutzen:

1) Das FBI hat Clinton Regelverstöße und „extreme Leichtsinnigkeit" im Umgang mit geheimen Emails vorgeworfen, sieht aber keine Basis für eine Anklage, weil kein Vorsatz zu erkennen sei. Allerdings bedarf es laut US Code Paragraf 793 keines Vorsatzes um bis zu 10 Jahre hinter Gitter zu wandern und es gibt nachweisbar Fälle wo in der Vergangenheit so entschieden wurde. Trumps Botschaft: Seht her, Clinton steht anders als der gemeine Bürger tatsächlich über dem Gesetz.

2) Clinton hat, wie mittlerweile klar auf der Hand liegt, mehrfach Unwahrheiten bezüglich ihrer Emails verbreitet. Laut Ian Bremmer von der Eurasia Group wird der Skandal allein deswegen nicht zu beerdigen sein.Trumps Botschaft: Clinton ist nachweislich eine Lügnerin.

3) Selbst wenn Clinton es schafft, sich in Bezug auf die Unterstellung von krimineller Energie freizuschwimmen, wird ihr ab jetzt für lange Zeit das vom FBI verliehene Prädikat „extrem leichtsinnig“ anhaften und ihrer Kampagne möglicherweise schweren Schaden zufügen, denn es stellt ihre eigene Argumentation, mit der sie sich bisher als die seriöse Alternative zu Bruder Leichtfuß präsentierte wollte auf den Kopf. Trumps Botschaft: Clinton ist inkompetent.

Ian Bremmer, postet heute eine treffende Karikatur auf Twitter und kommentiert folgendermaßen: „Finally the Hillary campaign found a slogan they can run with.“

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Über den Experten

Simon Hauser
Simon Hauser
Redakteur

Simon Hauser hält für Guidants News die Stellung in North Carolina und sendet aus sicherer Entfernung zur Wall Street Echtzeitnachrichten in die Welt. Leider spielen die Kennzahlen der Wirtschaftsteilnehmer oft nur eine untergeordnete Rolle und werden dominiert von einem hysterischen Medienzirkus, punktundkommalosem Zentralbank-Blubber, und mysteriösen Algo-Kreaturen. Simon Hauser hat über die Jahre als aktiver Börsenteilnehmer ein krudes Interesse für diese Dinge, welche in einer perfekten Welt eigentlich keine Rolle spielen sollten entwickelt, und versucht (mit wechselndem Erfolg) zu ergründen was die Kurse wirklich treibt.

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