Kommentar
18:55 Uhr, 26.02.2020

Helikopter-Geld: Jetzt wird Geld verschenkt!

Wenn nichts anderes mehr hilft, dann helfen vielleicht Geldgeschenke an die Bevölkerung? Was bei uns noch Zukunftsmusik ist, ist in Hongkong bereits Realität. Jedenfalls fast.

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  • Hang Seng
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Hongkong hatte zuletzt mit gleich zwei Krisen zu kämpfen: Zunächst legten die Proteste für mehr Demokratie die chinesische Sonderverwaltungszone im vergangenen Jahr praktisch lahm, dann führte auch noch das neuartige Coronavirus zum Fernbleiben der Touristen und zu schweren wirtschaftlichen Einbußen. Im dritten und im vierten Quartal 2019 brach die Wirtschaftsleistung bereits dramatisch ein, um 2,8 bzw. 2,9 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat, wie die folgende Grafik zeigt.

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Die Regierung greift nun im Zuge des neuen Haushalts für das Fiskaljahr 2020-2021 zu drastischen Gegenmaßnahmen. Zum Maßnahmenpaket gehört auch eine Maßnahme, die an sogenanntes "Helikoptergeld" zumindest erinnert.

Der Begriff "Helikoptergeld" wurde vom US-Ökonomen Milton Friedman im Jahr 1969 geprägt und bezeichnet von der Notenbank aus dem Nichts geschaffenes Geld, das an die Einwohner verschenkt wird, damit die mehr konsumieren und so die Wirtschaft ankurbeln. Ben Bernanke postulierte vor seiner Amtszeit als US-Notenbankpräsident, dass Helikoptergeld wirksam eingesetzt werden könnte, um eine deflationäre Abwärtsspirale und einen Nachfrageeinbruch der Wirtschaft zu verhindern.

In Hongkong soll jeder dauerhafte Einwohner einmalig 10.000 Hongkong-Dollar aus der Staatskasse erhalten. Ohne Vorbedingung, als Geschenk, einfach so. Das sind umgerechnet rund 1.180 Euro. Wirklich um Helikoptergeld handelt es sich dabei allerdings nicht, denn das Geld wird nicht von der Notenbank aus dem Nichts erzeugt, sondern stammt aus dem Staatshaushalt.

Der erhoffte Effekt entspricht aber dem des Helikoptergeldes: Ziel der Maßnahme sei es, "einerseits den lokalen Konsum zu fördern und anzukurbeln und andererseits die finanzielle Belastung der Menschen zu verringern", sagte Hongkongs Finanzminister Paul Chan.

Neben den Geldgeschenken an die Bürger sind weitere Maßnahmen vorgesehen. So sollen Bürger außerdem einen einmaligen Steuererlass von bis zu 20.000 HKD (rund 2.360 Euro) erhalten. Bezieher von Sozialleistungen erhalten außerdem einen Monatsbetrag der jeweiligen Leistung zusätzlich und Mieten in staatlichen Sozialwohnungen werden vorübergehend gesenkt.

Es bleibt abzuwarten, wie sich das Helikoptergeld tatsächlich auf die Wirtschaft in Hongkong auswirkt. Ein Nachfrageschub dürfte aber tatsächlich sehr wahrscheinlich sein. Gleichzeitig dürfte aber auch die Inflation deutlich anziehen, so dass es fraglich ist, ob die Bürger nicht nur nominal, sondern auch real mehr Geld in der Tasche haben werden. Die Immoblienpreise in Hongkong gehören auch bisher schon zu den höchsten der Welt. Durch das kostenlose Geld für die Bürger dürften die Preise von Wohnungen und Häusern noch einmal einen deutlichen Schub erhalten.

Ob die Maßnahme auch den Aktienmarkt in Hongkong ankurbelt, bleibt abzuwarten. Denn ein Großteil der Geschäftstätigkeit der in Hongkong gelisteten Unternehmen spielt sich auf dem chinesischen Festland ab, und dort hat das Coronavirus zuletzt zu einem dramatischen Einbruch der wirtschaftlichen Aktivtität geführt.

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Der Blick nach Hongkong könnte für Europa und die USA auch ein Blick in die Zukunft sein. Denn der weltgrößte Vermögensverwalter BlackRock und hochkarätige Notenbanker haben sich bereits dafür ausgesprochen, bei der nächsten Krise auch in Europa und den USA Helikoptergeld zum Einsatz zu bringen. Mehr dazu erfahren Sie in dem folgenden Artikel: Der Masterplan für die nächste Krise steht


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4 Kommentare

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  • Glattsteller
    Glattsteller

    Im Grunde ist es nichts anderes als eine Steuerrückerstattung. Nennen wir das Kind doch einfach beim Namen. Man muss das nicht mit Pauken und Trompeten verkünden.

    10:32 Uhr, 27.02. 2020
  • Lumpazi
    Lumpazi

    ,,Ein Nachfrageschub dürfte aber tatsächlich sehr wahrscheinlich sein."

    Nein, wenn das Geld für die Privathaushalte aus der Staatskasse genommen wird, fehlt es bei den staatlichen Ausgaben. Das gilt auch für den Steuererlass und die zusätzlichen Sozialleistungen. Alles, was sich ändert, ist die Struktur des Konsums. Die privaten Haushalte kaufen, wenn sie das Geld tatsächlich ausgeben, andere Güter und Dienstleistungen als der Staat. Einen Nachfrageschub gäbe es nur bei zusätzlicher Verschuldung.

    22:28 Uhr, 26.02. 2020
  • JaNeinJan
    JaNeinJan

    Wieso sollte die Inflation durch eine einmalige Aktion großartig steigen und das auch noch, wenn die Nachfrage zur Zeit ja eben gerade niedrig ist?

    20:31 Uhr, 26.02. 2020

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Über den Experten

Oliver Baron
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Experte für Anlagestrategien

Oliver Baron ist Finanzjournalist und seit 2007 als Experte für stock3 tätig. Er beschäftigt sich intensiv mit Anlagestrategien, der Fundamentalanalyse von Unternehmen und Märkten sowie der langfristigen Geldanlage mit Aktien und ETFs. An der Börse fasziniert Oliver Baron besonders das freie Spiel der Marktkräfte, das dazu führt, dass der Markt niemals vollständig vorhersagbar ist. Der Aktienmarkt ermöglicht es jedem, sich am wirtschaftlichen Erfolg der besten Unternehmen der Welt zu beteiligen und so langfristig Vermögen aufzubauen. In seinen Artikeln geht Oliver Baron u. a. der Frage nach, mit welchen Strategien und Produkten Privatanleger ihren Börsenerfolg langfristig maximieren können.

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