Kommentar
12:44 Uhr, 31.10.2014

Hedonischer Index: wenn mehr Qualität als Deflation bezeichnet wird

In den USA ist diese Methode schon sehr lange im Einsatz und ebenso lange in der Kritik. Völlig zu Recht, wenn man sich die Details ansieht.

Wenn ein Prozessor z.B. 100% schneller ist als sein Vorgänger, genausoviel wie dieser kostet (den Vorgänger gibts aber gar nicht mehr zu kaufen), dann rechnen die Statistiker mal eben mit 50% Preisrückgang. Auf der anderen Seite wird dann bei den Produktivitätszahlen nach oben gemogelt.

Die Bundesbank hat schon im Jahr 2000 festgehalten, dass deswegen "in den US-Konjunkturzahlen ein erheblicher Anteil von fiktivem Wirtschaftswachstum enthalten ist" (Monatsbericht August 2000, Seite 8).

Mit der Euro-Einführung wurde die hedonische Methode auch bei uns Standard, wenn auch noch nicht in vergleichbarem Ausmaß.

Den aktuellen Stand finden Sie hier

Es ist zu befürchten, dass dieser Ansatz noch weiter ausgebaut und damit die wenig erträgliche Deflations-Debatte entsprechend angeheizt wird. Sprich, die Notenbanken bekämpfen in gewissem Ausmaß eine Defation, die es nur statistisch gibt.

Wenn nämlich Ihr neues Smartphone schneller, aber nicht billiger wird, dann haben Sie ja deswegen nicht mehr Geld in der Tasche.

Die Statistik tut aber genauso, als sei dies der Fall, weil der sagenumwobene statistische Warenkorb dadurch billiger wird.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts ist der Effekt der hedonischen Methode noch überschaubar. In Deutschland soll dieser die Inflationsrate um ca. 0,1% nach unten beeinflussen. Aber wer glaubt das schon.

3 Kommentare

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  • keffster
    keffster

    ​Prima! Habe mir gerade ein neues Notebook zugelegt. Mit allem Pipapo drin, was nach heutigem Stand als aktuell gilt. Die alte Kiste war 5 Jahre alt. Und in etwa genauso teuer. Meine Frau hat schon etwas mürrisch geguckt, als ich spontan das Gerät anschleppte. Jetzt kann ich sie mit dieser Info ja besänftigen: Von dem gesparten Geld fahren wir schön in Urlaub. Wenn das statistische Bundesamt so rechnet, muss es ja stimmen.

    08:03 Uhr, 03.11.2014
  • invorio
    invorio

    Der Aspekt statischer "Verschönerung" der Realität war mir bisher nicht bewusst. Ich würde mich um eine ausführliche Analyse freuen. Oder gibt es hier nicht mehr zu sagen? Kann ich mir nicht vorstellen. Eine Volkswirtschaft rennt in eine Deflation, wie üblich hat keiner was gewusst, leider merkt es.
    Gruß​

    13:30 Uhr, 31.10.2014
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Daniel Kühn
Daniel Kühn
Freier Finanzjournalist

Daniel Kühn ist seit 1996 aktiver Trader und Investor. Nach dem BWL-Studium entschied sich der Börsen-Experte zunächst für eine Karriere als freier Trader und Journalist. Von 2012 bis 2023 leitete Daniel Kühn die Redaktion von stock3 (vormals GodmodeTrader). Seit 2024 schreibt er als freier Autor für stock3.
Daniel Kühn interessiert sich vor allem für Small und Mid Caps, Technologieaktien, ETFs, Edelmetalle und Kryptowährungen sowie für makroökonomische Themen.

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