Hat dieser Sektor die größten Rebound-Chancen am Aktienmarkt?
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Die Erholung vom ersten Lockdown lief alles andere als homogen. Technologieaktien konnten neue Allzeithochs erreichen. Der Ölsektor hingegen darbt weiter. Öl, Reiseunternehmen und Airlines stehen noch immer 50 % unter dem Vorkrisenniveau. Das ist ein stattliches Minus. Eine Branche schlägt sie aber alle: Kinobetreiber. Die Erholung lief in keiner Branche so schwach wie bei Kinobetreibern. Einige Unternehmen erreichten sogar in den letzten Tagen neue Tiefs. Das Minus beläuft sich je nach Unternehmen auf 60-90 %. Entsprechend hoch ist das Aufholpotenzial. Die Frage ist nur: Wird sich dieses Potenzial auch materialisieren?
Hier hilft ein Blick auf die Historie. Kino ist ein volatiles Geschäft. Den wenigsten Unternehmen gelingt konsistente Profitabilität (Grafik 1). Die Profitabilität hängt damit zusammen, welche Filme in die Kinos kommen. Welche Filme produziert werden, hängt nicht an den Kinobetreibern. Ob Kassenschlager gezeigt werden können, hängt von anderen ab. Damit haben die Betreiber nur geringen Einfluss auf die eigene Profitabilität.
Genau das ist aktuell eine Herausforderung. Filmstudios bringen ihre Filme derzeit nicht ins Kino. Kinobetreibern fehlen Zugpferde wie James Bond, um Kunden ins Kino zu locken. Einige Betreiber haben daher ihre Kinos wieder geschlossen, obwohl sie geöffnet haben dürften.
Die Branche wird doppelt getroffen. Es ist nicht nur die Pandemie an sich, sondern auch das Verhalten der Studios, die auf den Einnahmen lasten. 2020 wird daher das wohl schlechteste Jahr in der Kinogeschichte. Die Verluste der größten Ketten dürften zwischen 6 und 7 Mrd. Dollar liegen. Die gesamten Gewinne der letzten 20 Jahre sind damit ausgelöscht (Grafik 2).
Früher oder später ist die Pandemie vorüber bzw. gibt es einen Impfstoff. Die Frage ist nicht, ob es einen Rebound geben wird, sondern wann. Das Timing ist von zentraler Bedeutung. Nicht jedes Unternehmen hat ausrechend Barmittel, um ewig zu warten.
Einer der größten Kinobetreiber, AMC, hat Schulden in der Höhe von 11 Mrd. Dollar. Trotz Sparmaßnahmen werden über 250 Mio. Dollar an Cash verbrannt, jedes Quartal. Ohne zusätzliche Gelder ist AMC aller Voraussicht nach Anfang 2021 bankrott.
Anleger können die Aktien von Kinobetreibern nicht einfach kaufen und warten. Nicht jedes Unternehmen wird die Krise überleben. Neben der Bilanzstärke sind auch noch andere Aspekte wichtig. Seit vielen Jahren kämpfen Kinobetreiber mit zurückgehenden Kartenverkäufen (Grafik 3). Das Hoch wurden in den USA 2002 erreicht. Obwohl die Bevölkerung seither weiter gewachsen ist, gehen weniger Menschen ins Kino.
Die Einnahmen konnten weiter gesteigert werden, weil die Ticketpreise angehoben werden konnten. Wenn man zum Preis eines Tickets jedoch einen Monat Netflix bekommt und unbegrenzt Serien und Filme schauen kann, überlegen sich Konsumenten genau, ob sie ins Kino gehen. Die Preise können nicht ewig steigen. Die Konkurrenz aus dem Streaming ist groß.
Natürlich ist eine große Leinwand schon etwas anderes. Das Konsumentenverhalten ändert sich aber und keiner weiß wie schnell und wie zahlreich Konsumenten wirklich wieder ins Kino zurückkehren werden. Es gibt einen strukturellen Wandel.
Die Unsicherheit über die Zukunft der Branche ist besonders groß. Analysten erwarten daher auch nicht, dass Betreiber vor 2022 wieder Gewinne schreiben werden. Wer dennoch auf einen Rebound der Branche setzen will, muss auf die Bilanzstärke zählen. Derzeit kommen IMAX und Cinemark mit ihren bestehenden Barmitteln und geringerer Verschuldung am besten durch die Krise.
Clemens Schmale
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