Hans-Werner Sinn: "Zugang zur Notenpresse muss erschwert werden"
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München (BoerseGo.de) – Der Spitzenökonom und Ifo-Präsident Hans-Werner Sinn hat erneut seine Kritik an der politischen Vorgehensweise zur Rettung des Euros und Griechenlands geäußert. „Mit dem gemeinsamen Euro haben wir ein System, wo jeder sich das Geld drucken kann, wenn er es braucht. Zwar nach den Regeln der EU, die sind aber sehr locker", sagte Sinn im Interview mit dem Nachrichtenkanal Phoenix. Griechenland habe sich seit 2008 total mit der Notenpresse finanziert, nachdem es von den Kapitalmärkten abgeschnitten gewesen sein. Dies dürfe kein Dauerzustand werden. „Der Zugang zur Notenpresse muss erschwert werden. Es kann nicht sein, dass Länder nach Belieben, wenn sie sich am Kapitalmarkt nicht mehr verschulden können, das Geld drucken", sagte Sinn.
Im Interview mit dem Deutschlandfunk sprach sich Sinn erneut für einen temporären Austritt Griechenlands aus der Eurozone aus. Die jetzige Politik eines Verbleibs des Landes in der Eurozone halte er für nicht zielführend, so der ifo-Präsident. Denn Griechenland werde im Euroraum auch weiterhin nicht wettbewerbsfähig sein können. „Das Land ist über 60 Prozent teurer als die Türkei. Die Griechen müssen runter mit ihren Preisen, und zwar um etwa 40 Prozent, und das kriegen sie im Euroraum nicht mit Sparprogrammen hin. Man kann das Land knebeln, man tut das ja schon durch die Sparprogramme, und trotzdem fallen die Güterpreise relativ zu den Wettbewerbern im Euroraum nicht. Da gibt es nur eine Möglichkeit: den temporären Austritt aus der Eurozone“, führte Sinn aus.
Er betonte zugleich, ein Austritt dürfe nicht gleich zu einer Katastrophe stilisiert werden. Man trete temporär aus, werte ab und werde wieder wettbewerbsfähig. „Die Bürger kaufen dann wieder heimische Produkte, statt Importwaren, so dass die eigene Wirtschaft in Schwung kommt. Und dann später kann man, wenn man auch Reformauflagen erfüllt hat, in das EWS II - das ist das Eintrittstor zum Euro - wieder hinein, und wenn man die Konvergenzbedingungen erfüllt, kommt man auch wieder in den Euro rein“. Das würde diesen Ländern wirklich eine Perspektive geben, sagte Sinn.
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