Fundamentale Nachricht
12:18 Uhr, 17.06.2016

Handfeste Regierungskrise in Brasilien

Klassischer Fehlstart: Brasiliens Übergangsregierung ist nur mit sich selbst beschäftigt. Nicht mal fünf Wochen nach dem Amtsantritt von Interimpräsident Michel Temer ist ein drittes Mitglied seines Kabinetts zurückgetreten.

Rio de Janeiro/ Brasilia (Godmode-Trader.de) - Es sollte alles besser werden, lauteten zumindest die Ankündigungen. Doch die neue Regierung Brasiliens steckt gut einen Monat nach dem Amtsantritt von Präsident Michel Temer faustdick in der Krise. Mittlerweile haben drei Minister der Übergangsregierung ihre Amt nach Korruptionsvorwürfen niedergelegt. Tourismusminister Henrique Eduardo Alves zog am Donnerstag Konsequenzen, nachdem ihn der Ex-Chef der Petrobras-Tochter Transpetro, Sérgio Machado, der Bestechung bezichtigt hatte.

Machado hatte sogar Korruptionsvorwürfe an Interimspräsident Temer vom Stapel gelassen. Demnach soll Temer im Jahr 2012 um Spenden für den Wahlkampf eines damaligen Parteifreundes für das Bürgermeisteramt von Sao Paulo gebeten zu haben. Temer bestritt die Anschuldigungen. Laut Medienberichten (Globo) prüft nun die Staatsanwaltschaft, ob sie Anklage gegen Temer erhebt. Ende Mai waren bereits Planungsminister Romero Jucá und danach auch Transparenz-Minister Fabiano Silveira von ihren Ämtern zurückgetreten. Das Land mit der bislang siebtgrößten Volkswirtschaft der Welt wird seit Monaten von einer politischen Krise gelähmt. Staatschefin Rousseff soll noch in diesem Jahr ihres Amtes enthoben werden. Ihr werden Tricksereien bei den Haushaltszahlen vorgeworfen.

Die brasilianische Zentralbank (BCB) hat am Donnerstag das Protokoll zur Sitzung des geldpolitischen Ausschusses aus der vergangenen Woche veröffentlicht. Die Währungshüter hatten einstimmig entschieden, den Leitzins unverändert bei 14,25 Prozent zu belassen. Laut Protokoll sieht die Notenbank wegen der hohen Inflation von derzeit knapp 10 Prozent keinen Spielraum für Zinssenkungen. Der neue BCB-Gouverneur Goldfajn äußerte sich auch in seiner Antrittsrede vor dem Kongress in dieser Woche entsprechend zurückhaltend. Das Inflationsziel der Zentralbank für 2016 und 2017 liegt bei 4,5 Prozent.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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