Handelsstreit: Washington bläht sich auf, in Peking herrscht tiefes Schweigen
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Washington/ Peking (Godmode-Trader.de) - US-Präsident Trump und sein chinesischer Kollege Xi Jinping haben am vergangenen Wochenende beim G20-Gipfel in Buenos Aires vereinbart, die ursprünglich für Anfang Januar anstehende nächste Runde von Strafzöllen erst einmal auf Eis zu legen und eine Lösung des Handelsstreits anzustreben. Die USA hatten China damit gedroht, Zölle auf chinesische Importgüter im Wert von weiteren 200 Milliarden Dollar auf 25 Prozent zu erhöhen. China erklärte sich bereit, auf Gegenmaßnahmen zunächst zu verzichten. Nun gilt eine 90-Tage-Frist, in der die USA keine zusätzlichen Zölle gegen China verhängen wollen.
Von Peking war bisher jedoch wenig bis gar nichts zu dem Abkommen zu hören. Investoren und Analysten stellten sich deshalb die Frage, ob Trumps Überschwang gerechtfertigt ist, und ob Details, die vom Weißen Haus zwar verlautbart, aber von der chinesischen Seite noch nicht bestätigt wurden, überhaupt Geltung beanspruchen können.
Ein chinesischer Beamter sagte Reuters, dass die Mitarbeiter in den chinesische Behörden „darauf warteten, dass die Führer zurückkehren", bevor sie sich an die Öffentlichkeit wenden. Präsident Xi Jinping und seine höchsten Mitarbeiter, darunter der Handelsminister, sind gegenwärtig noch in Portugal und sollen erst am Donnerstag wieder in China zugegen sein.
Aus dem Weißen Haus hieß es, dass China zustimmen würde, eine noch nicht vereinbarte, aber sehr beträchtliche Menge an landwirtschaftlichen, industriellen und anderen Produkten aus den Vereinigten Staaten zu kaufen. Zudem habe China zugestimmt, sofort mit dem Kauf von Agrarprodukten von US-Farmern zu beginnen. Peking hat bisher keine bestimmte Waren genannt, die es den USA abkaufen werde. Washington hat auch behauptet, dass China die Einfuhrzölle für amerikanische Autos senken wird. Davon war von Peking ebenfalls bis dato noch nichts zu vernehmen.
Pekings Entscheidung, die Dinge vorerst vage zu halten, könnte den Wunsch widerspiegeln, nicht unter Druck zu geraten oder es könnte auch eine Absicherung gegen die Unberechenbarkeit von Trump sein, vermuteten Analysten gegenüber Reuters. „Anscheinend will die chinesische Regierung nicht, dass ihr Volk das Abkommen als Misserfolg für China betrachtet", sagte Fang Kecheng, ein chinesischer Medienforscher an der University of Pennsylvania. „Das 90-Tage-Limit klingt wie ein Ultimatum, das der starke Akteur dem schwachen Akteur stellt", fügte er hinzu.
Hinter der offensichtlichen Vorsicht Pekings könnte auch ein Hauch von Sorge liegen, dass der Waffenstillstand nicht von Dauer sein könnte, ergänzte Andrew Gilholm von der Beratungsgesellschaft Control Risks. „Es soll nicht so aussehen, als wären die Führer über den großen Teich gereist und hätten Zugeständnisse gemacht, um Trump zu besänftigen, und dann, ein paar Wochen später, geht die Eskalation weiter".
Chinas Zurückhaltung steht im Gegensatz zu der Schar von US-Vertretern, die am Montag über das Abkommen fabulierten, darunter Finanzminister Steven Mnuchin und Wirtschaftsberater des Weißen Hauses, Larry Kudlow. Dieser erklärte, er sehe eine Reduzierung von chinesischen Zöllen auf US-Autoimporte sowie Agrar- und Energieprodukte als Lackmustest für den Erfolg der Handelsgespräche. Dies sei ein Schritt, den China rasch einleiten könne. Zudem erwarteten die USA, dass China sofort Maßnahmen zum Schutz des geistigen Eigentums sowie gegen erzwungenen Technologie-Transfer angehe.
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