Fundamentale Nachricht
17:28 Uhr, 19.10.2018

Handelskrieg mit den USA bremst Chinas Wachstum

Laut Experten besteht kein Zweifel daran, dass sich die Wirtschaft in der Volksrepublik derzeit abkühlt. „Es zeigen sich deutliche Probleme unter der Motorhaube“, kommentierte Stefan Große von der NordLB.

Peking (Godmode-Trader.de) - Das chinesische Wirtschaftswachstum hat sich noch stärker abgebremst, als erwartet. Im Vorjahresvergleich wies das Bruttoinlandsprodukt im dritten Quartal nur noch eine Veränderungsrate in Höhe von 6,5 Prozent im Vergleich zur Vorjahresbasis auf. Im Vorquartal waren es immerhin noch 6,7 Prozent. Der Sprecher des Statistikamts, Mao Shengyong sagte: „Der Abwärtsdruck ist größer geworden“.

Auch laut Experten besteht kein Zweifel daran, dass sich die Wirtschaft in der Volksrepublik derzeit abkühlt. „Es zeigen sich deutliche Probleme unter der Motorhaube“, kommentierte Stefan Große von der NordLB. Eigentlich habe es einige Faktoren gegeben, die dem Quartal unter die Arme greifen sollten, sagt Große. So gebe es konjunkturelle Stimuli nicht nur von der Regierung, sondern auch von der Notenbank, die etwa in diesem Jahr bereits viermal den Mindestreservesatz gesenkt habe. Zum anderen dürfte vorgezogener Konsum in Erwartung der Importzölle eigentlich eher unterstützt haben.

Laut Große bremsen mehrere Faktoren. Zum einen zeigt der Kampf gegen das Schattenbankensystem zwar weitere Erfolge aber eben mit Auswirkungen auf die Wirtschaftsentwicklung. Hinzu komme der Handelskrieg, der nicht nur über die US-Importzölle Wirkung entfalte, sondern auch über die Stimmung bei Privatpersonen und Unternehmen, die beeinträchtigt werde.

Die monatlichen Daten zeichnen ein gemischtes Bild in Richtung viertes Quartal. Die Industrieproduktion schlägt sich wacker. Allerdings ist das Wachstum der industriellen Wertschöpfung im September zurückgegangen. Die Anlageinvestitionen haben sich beschleunigt, und das Wachstum der Infrastruktur-Ausgaben scheint dank der jüngsten Aufstockung der Kreditaufnahme der lokalen Regierung die Talsohle durchlaufen zu haben. Das reale Konsumwachstum verlangsamt sich, wobei die im Monatsvergleich höheren Einzelhandelsumsätze ausschließlich auf die höhere Inflation zurückzuführen ist.

Die Experten von Capital Economics bezweifeln, dass die jüngste Belebung der Infrastrukturausgaben ausreichen wird, um eine weitere Abkühlung der Wirtschaft in den kommenden Quartalen zu verhindern. Die Lockerung der Gelkpolitik habe den Abwärtstrend beim breiten Kreditwachstum, einem wichtigen Gegenwind für die Wirtschaft, noch nicht umgekehrt, und die Vorleistungen der US-Importeure führten dazu, dass die Auswirkungen der Zölle hier noch nicht spürbar seien.

Noch vor Bekanntgabe der Wachstumszahlen versuchten Zentralbankchef Yi Gang in einer gemeinsamen Aktion mit den Leitern der Banken- und Börsenaufsicht, Zuversicht zu verbreiten. Chinas gegenwärtige wirtschaftliche Grundlagen seien gut", beschwor Yi Gang. Das Wachstumspotenzial sei groß. Der oberste Bankenaufseher Guo Shuqing sprach von „abnormalen Fluktuationen" an den Aktienmärkten, die nicht zur stabilen Entwicklung passten.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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