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13:10 Uhr, 29.01.2019

Handelsgespräche USA/ China: 3 mögliche Szenarien

Die in dieser Woche anstehenden Handelsgespräche zwischen den USA und China werden mit Spannung erwartet. Kommt es zu einem Erfolg, oder ist eine Übereinkunft nicht möglich? Mehrere Szenarien sind denkbar.

Washington/ New York (Godmode-Trader.de) - Die USA und China werden diese Woche ihre entscheidende Gesprächsrunde abhalten, um den Handelskrieg möglichst zu beenden. Ob nachhaltig wirkende Fortschritte auf dem Weg zum Waffenstillstand erzielt werden, ist im Vorfeld noch nicht auszumachen.

US-Präsident Donald Trump und der chinesische Staatslenker Xi Jinping setzten sich bis zum 1. März eine Frist. Bis zu diesem Datum soll eine Vereinbarung über „strukturelle Veränderungen" des chinesischen Wirtschaftsmodells ausgearbeitet werden. Für den Fall, dass dieses Vorhaben scheitert, hat Trump bereits gedroht, den Zollsatz für chinesische Importe im Wert von 200 Milliarden US-Dollar mit einem Schlag von 10 auf 25 Prozent zu erhöhen. Der Misserfolg der anstehenden Handelsgespräche würde die Hoffnung auf einen dauerhaften Waffenstillstand zunichte machen.

Der chinesische Vizepremier Liu He wird den US-Handelsbeauftragten Robert Lighthizer ab diesem Mittwoch in Washington zu zweitägigen Verhandlungen treffen. Die Gesprächspartner werden auf Diskussionen aufbauen können, die bereits viele Details enthielten - von der Frage, wie viele US-Sojabohnen China kauft, bis hin zu den Subventionen, die Peking seinen staatlichen Unternehmen gewährt,

Während ein endgültiges Abkommen diese Woche noch nicht erwartet werden kann, gibt es eine reelle Chance, dass die Verhandlungsführer ein Paket von Vorschlägen ausarbeiten, das beide Präsidenten präsentieren können. Doch Präsident Trump bleibt unberechenbar. Experten sehen eine fifty-fifty-Chance, das Trump das Verhandlungsergebnis akzeptiert. Mehrere Szenarien sind denkbar:

Basisszenario: Selbst wenn Lighthizer und Liu diese Woche eine Einigung erzielen, wird es wahrscheinlich Zeit brauchen, um die beiden Präsidenten zu informieren und zu durchleuchten, ob diese mit den Ergebnissen zufrieden sind. Nach den letzten Treffen in Peking gaben beide Seiten unabhängig voneinander ihre Erklärungen ab. Die USA erkannten die Fortschritte in Fragen wie dem Kauf von US-Produkten an, fügten aber hinzu, dass jede Transaktion „laufende Überprüfung und wirksame Durchsetzung" beinhalten müsse. Die Chinesen bezeichneten die Gespräche als „umfangreich, tiefgründig und detailliert", die Grundzüge eines Deals waren an dieser Stelle kaum ersichtlich. Die Chinesen könnten zustimmen, mehr amerikanische Waren zu importieren, und versprechen, den Diebstahl geistigen Eigentums zu kontrollieren und zu untersagen, und die beiden Seiten könnten ein funktionierendes Durchsetzungssystem entwickeln.

Sollte angekündigt werden, dass eine weitere Gesprächsrunde im Raum steht, wäre das ein Zeichen dafür, dass die beiden Seiten immer noch glauben, dass ein Abkommen vor dem 1. März abgeschlossen werden kann, auch wenn sie noch nicht in der Lage waren, ein komplettes, finales Paket zu schnüren. Ein weiteres mögliches Ergebnis wäre eine Verlängerung der Waffenstillstands.

Erfolgs-Szenario: Im besten Fall bieten die Chinesen ein ambitionierteres Angebot für Wirtschaftsreformen an als zu erwarten war. Lighthizer zeigt sich davon überzeugt, dass es den Chinesen ernst ist mit der Öffnung ihres staatlich gesteuerten Modells. Das könnte ausreichen, damit Trump oder das Weiße Haus einen Deal im Prinzip begrüßen können. Die Märkte würden sich erholen und die Sorgen vor einem globalen Handelskrieg würden sich in Luft auflösen.

Breakdown-Szenario: Ein Trump-Tweet im Nachgang der Gespräche drückt seine Frustration über den Mangel an Fortschritten aus. Ein Beispiel aus dem vergangenen Jahr: Im Mai 2018 gaben die beiden Länder eine gemeinsame Erklärung ab, in der China einer Erhöhung der Agrargüter- und Energieexporte zustimmte, und es erkannte die Bedeutung des Schutzes des geistigen Eigentums an. Innerhalb weniger Tage lehnte der US-Präsident die Übereinkunft als unzureichend ab und schickte seine Verhandlungsführer zurück an den Verhandlungstisch. Eine ähnliche Reaktion von Trump könnte die anstehenden Gespräche für lange Zeit auf Eis legen. Viel hängt davon ab, wie die Falken in seiner Regierung (Lighthizer, Berater des Weißen Hauses Peter Navarro und Handelsminister Wilbur Ross) auf Chinas Angebote reagieren. Letztlich kann immer noch nicht klar umrissen werden, was die USA im Grunde wollen. Das macht die ganzen Konflikte so gefährlich.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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