Kommentar
17:15 Uhr, 13.12.2019

Handelsbilanz-Defizit: Sieg für Trump

Während das Amtsenthebungsverfahren Fahrt aufnimmt, kann Trump an anderer Stelle einen Sieg einfahren.

Trump liegen mehrere Themen am Herzen. Dazu gehört auch die Reduktion des Handelsbilanzdefizits. Im Wort steckt bereits, dass es negativ ist. Es ist ein Defizit und es fällt schwer, ein Defizit als etwas Positives zu feiern. Daher muss das Defizit sinken. So einfach ist das.

In der Praxis ist das nicht ganz so einfach. Obwohl seit fast zwei Jahren auf unterschiedliche Warengruppen Zölle erhoben werden, wollte das Defizit einfach nicht kleiner werden. Das Thema stand von Anfang an auf der Agenda der Trump Administration. Das monatliche Defizit weitete sich allerdings von 45 Mrd. pro Monat auf fast 60 Mrd. pro Monat aus (Grafik 1).


Das kann man schlecht als Erfolg verbuchen, wenn trotz einer Politik, die das Defizit verringern soll, das Defizit steigt. Nun kommt allerdings die Kehrtwende. Zuletzt fiel das monatliche Defizit. Einen Beitrag leistet China. Noch im Jahr 2018 lag das bilaterale Defizit bei 420 Mrd. Dollar. Bis Oktober 2019 lag es bei 295 Mrd. Bis Jahresende wird es vermutlich 350-360 Mrd. erreichen.

Damit ist das Defizit wieder dort, wo es vor zwei Jahren war. Es ist immer noch eines der höchsten der Geschichte. Auch das ist also nur ein begrenzter Erfolg. Insgesamt aber sinkt das Defizit. Das ist für die Regierung ein klarer Sieg.

Es ist aber nur solange ein Sieg bis man die folgende Frage stellt: Woher kommt die Reduktion des Defizits?

Die Trump Administration hat darauf eine schnelle und klare Antwort: es sind die Zölle. Das stimmt nicht. Das Handelsbilanzdefizit hat einen engen Zusammenhang zum Wirtschaftswachstum. Grafik 2 zeigt die Veränderungsraten des Defizits und das Wirtschaftswachstum. Immer dann, wenn das Defizit schrumpft, kühlt die Wirtschaft ab.


Die USA importieren vor allem dann mehr, wenn die Wirtschaft boomt. Da 70 % der Wirtschaftsleistung aus dem Konsum kommen und viele Konsumgüter importiert werden, ist eine Reduktion des Defizits ein klarer Hinweis auf einen sich verlangsamenden Konsum. Mit der hohen Gewichtung in der Wirtschaft deutet dies eine gesamtheitliche Schwäche an.

Die Reduktion des Defizits hat wenig mit Zöllen zu tun, sondern damit, dass die Wirtschaft lahmt. So wird aus einem Sieg schnell eine Niederlage. Gemessen an der Entwicklung des internationalen Handels sollte sich das Wachstum auf 1,5 % abkühlen. Die meisten ökonomischen Modelle deuten genau das für das vierte Quartal an.

Danach muss man weitersehen. Der Trend in der Defizitentwicklung ist jedoch meist kein schnelllebiger. Er dauert viele Monate an. Die Wachstumsschwäche ist damit noch lange nicht ausgestanden, sondern steht erst am Anfang. Immerhin wird eine Rezession noch nicht angezeigt.

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6 Kommentare

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  • Kayo8
    Kayo8

    War ja klar, dass Sie kein gutes Haar an Mr. Trump lasen ...

    18:16 Uhr, 13.12. 2019
    2 Antworten anzeigen
  • While E. Coyote
    While E. Coyote

    Ihr Kapo war da aber anderer Ansicht

    17:52 Uhr, 13.12. 2019

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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