Fundamentale Nachricht
11:20 Uhr, 10.04.2018

Haben sich US-Aktien von den Gewinnen abgekoppelt?

An der Wall Street bestehen AllianceBernstein-CIO Frank Caruso zufolge aktuell Anomalien, die langfristig orientierte Investoren durchaus ausnutzen könnten.

Erwähnte Instrumente

  • Dow Jones
    ISIN: US2605661048Kopiert
    Kursstand: 23.979,10 $ (NYSE) - Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung

New York (GodmodeTrader.de) – Der amerikanische Aktienmarkt ist der mit Abstand größte weltweit und aus einem global diversifizierten Portfolio kaum wegzudenken. Das Problem: US-Aktien sind im Allgemeinen insgesamt recht hoch bewertet. Wir glauben jedoch, dass an der Wall Street aktuell Anomalien bestehen, die langfristig orientierte Investoren durchaus ausnutzen könnten, wie Frank Caruso, Chief Investment Officer – US Growth Equities beim Asset Manager AllianceBernstein (AB), in einem aktuellen Marktkommentar schreibt.

„Selbst nach der jüngsten Korrektur sowie dem moderaten Gewinnimpuls durch die Steuerreform erscheinen uns amerikanische Aktien insgesamt etwas überbewertet“, so Caruso. Doch ein genauerer Blick unter die Oberfläche zeige: Die langjährige Hausse habe bedeutende Ungleichgewichte geschaffen. Einerseits habe der Ertrag des S&P 500 Index das Gewinnwachstum der Unternehmen über die vergangenen sechs Jahre um Längen übertroffen. Für hochprofitable Unternehmen sei jedoch das Gegenteil der Fall, wenn man die Kapitalrendite (den Return on Assets, ROA) betrachte. Die Aktienkurse der Unternehmen mit hoher Kapitalrendite hätten sich ähnlich dem Gesamtmarkt entwickelt, lägen damit aber erheblich hinter ihrem eigenen Gewinnwachstum zurück, heißt es weiter.

„Welche Sektoren sind überbewertet? Und wie kommt es dazu, dass so viele Unternehmen mit nur moderatem Gewinnwachstum Kursanstiege verzeichnet haben, die im Verhältnis zum Gewinnwachstum unangemessen hoch sind?“, fragt sich Caruso. Derlei Unternehmen fänden sich vor allem in Sektoren, die als anleiheähnlich betrachtet würden – wie Verbrauchsgüter, Versorger und Immobilien. In den vergangenen Jahren seien die Anleger auf der Jagd nach Dividendenrendite in diese Sektoren geströmt und hätten so die Kurse hochgetrieben, heißt es weiter.

„Doch selbst die jüngste Korrektur an der amerikanischen Börse von Anfang Februar hat kaum etwas an den zu hohen Bewertungen dieser Aktien geändert. US-Versorgeraktien wurden Ende Februar zu einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 16 auf Basis der Schätzungen für 2018 gehandelt, bei Verbrauchsgütern beträgt die Zahl sogar 17,8. Der S&P 500 müsste erheblich wachsen, um dieses Bewertungsniveau zu rechtfertigen. Angesichts historisch hoher operativer Margen von 16,7 Prozent erscheint das jedoch zu hoch gegriffen“, so Caruso.

In Anbetracht dieser weit verbreiteten Diskrepanz zwischen Bewertungen und Gewinnwachstum sei es deshalb so wichtig Unternehmen zu finden, die ihre Profitabilität dauerhaft aufrechterhalten könnten, heißt es weiter. „Zu diesem Zweck erscheine uns die Kapitalrendite als verlässlicher Indikator, insbesondere, wenn man ihn mit anderen prognosetauglichen Kennzahlen kombiniert, wie der Volatilität der Profitabilität und der Bewertung. Das zeigt auch unser Research: Aktien mit hoher Kapitalrendite haben den Russel 1000 Growth Index zwischen 1992 und 2017 um 3,7 Prozentpunkte pro Jahr übertroffen“, so Caruso.

Und hier sollten Anleger aufhorchen. Denn: Solche hochprofitablen Unternehmen hinkten in den vergangenen Jahren ihrem eigenen Gewinnwachstum hinterher. Das lege die Vermutung nahe, dass in den Kursen dieser Aktien erhebliches ungenutztes Aufholpotenzial schlummere, welches der Markt noch nicht entdeckt habe. Besonders vielversprechende Titel seien beispielsweise Facebook im Tech-Sektor, aber auch Unternehmen im Konsum-Bereich wie etwa Nike. Auch die Gesundheitsbranche überzeuge mit Firmen wie Biogen. Die Kapitalrendite dieser Unternehmen übersteige den Russel 1000 Growth Index, der bei 10,3 Prozent liege, um 30 bis 80 Prozent. Auch den S&P 500 mit seinen 8,6 Prozent ließen diese Unternehmen weit hinter sich – ihre Kapitalrendite ist fast doppelt so hoch wie die des US-Aktienindex (Stand: Ende Februar 2018), heißt es weiter.

„Wie erkennt man aber Aktien, die das Potenzial haben, mögliche Börsengewitter zu überstehen? Geeignete Indikatoren sind gesunde Bilanzen, dauerhafte Geschäftsmodelle und eine umsichtige Unternehmensführung. Solche Unternehmen dürften unserer Ansicht nach über die kommenden drei bis fünf Jahre solide Erträge abwerfen. Und selbst wenn sie in eine Korrektur geraten, können Anleger sich angesichts der langfristigen Aussichten zu niedrigeren Preisen zusätzlich eindecken“, so Caruso.

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Über den Experten

Tomke Hansmann
Tomke Hansmann
Redakteurin

Nach ihrem Studium und einer anschließenden journalistischen Ausbildung arbeitet Tomke Hansmann seit dem Jahr 2000 im Umfeld Börse, zunächst als Online-Wirtschaftsredakteurin. Nach einem kurzen Abstecher in den Printjournalismus bei einer Medien-/PR-Agentur war sie von 2004 bis 2010 als Devisenanalystin im Research bei einer Wertpapierhandelsbank beschäftigt. Seitdem ist Tomke Hansmann freiberuflich als Wirtschafts- und Börsenjournalistin für Online-Medien tätig. Ihre Schwerpunkte sind Marktberichte und -kommentare sowie News und Analysen (fundamental und charttechnisch) zu Devisen, Rohstoffen und US-Aktien.

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