Kommentar
09:46 Uhr, 19.02.2015

Gute Aussichten für risikoreiche Anlagen

Vom billigen Öl und den jüngsten Zentralbankmaßnahmen werden einige Assetklassen kurzfristig profitieren. Dieser Überzeugung ist das Research- und Strategie-Team von AXA Investment Managers um Eric Chaney und Franz Wenzel. Deswegen übergewichten sie Aktien (Welt und Eurozone), Staatsanleihen aus Deutschland, den USA und Großbritannien sowie Unternehmensanleihen.

Die derzeitige Überschussliquidität werde zumindest in diesem Jahr die Märkte weiter stützen. Erst mit der Ankündigung einer Zinserhöhung durch die Fed werde sich das Blatt wieder wenden. Neben der Liquidität seien die Unternehmensgewinne die zweite Stütze der Aktienmärkte. „Außer in den USA liegen die Lohnstückkosten deutlich unter ihrem Langfristtrend. Die kräftigen Produktionszuwächse sind also offenbar nicht voll durch Lohnerhöhungen kompensiert worden.“ Allerdings wurden die Konsensschätzungen für die Gewinne von Energieunternehmen für dieses Jahr um 40 Prozent gesenkt. Dies dürfte nach Ansicht der Experten das Gewinnwachstum in den USA um etwa vier Prozentpunkte und im Euroraum um zwei Prozentpunkte schmälern. Auch ein um 1,5 Prozentpunkte höheres Weltwirtschaftswachstum infolge des Ölpreisrückgangs könne den Negativbetrag des Energiesektors nicht ganz ausgleichen. Daher senkt AXA IM seine Prognose für das weltweite Gewinnwachstum 2015 auf fünf Prozent.

Aktien aus dem Euroraum profitieren vom Quantitative Easing der EZB

Weiterhin empfehlen die Experten eine Übergewichtung von Euroraum-Aktien. Die Dividendenrenditen seien derzeit im Durchschnitt wesentlich höher als die Renditen von Unternehmensanleihen. Das klare Signal der EZB, alles gegen eine mögliche Deflation tun zu wollen, dürfe die Risikoprämien von Aktien sinken lassen und ihre Bewertungen stützen. Auch dürfte die von AXA IM prognostizierte Abwertung des Euro auf 1,05 US-Dollar den Gewinn je Aktie um durchschnittlich vier Prozent steigen lassen.

US-Aktien neutral gewichten

Dagegen sehen die Analysten von AXA IM Wolken über dem US-Aktienmarkt aufziehen. Grund dafür sind zum einen die Verluste der Ölkonzerne, zum anderen die Dollaraufwertung, die bereits erste Opfer gefordert hat: So verfehlten etwa Caterpillar, Procter & Gamble sowie Microsoft wegen der starken Währung die Erwartungen. Dennoch dürfte die solide Inlandsnachfrage ein bescheidenes Gewinnwachstum von fünf Prozent sicherstellen, meint das Research-Team und empfiehlt eine neutrale Gewichtung amerikanischer Aktien.

Grundsätzlich rät das Team kurzfristig zu einer höheren Aktienquote. Dafür sprächen in erster Linie die niedrigen Rohstoffpreise, die verbesserten Finanzierungsbedingungen und die noch moderaten Lohnstückkosten. Aktien seien zwar absolut gesehen teuer, aber im Vergleich mit Anleihen nicht überbewertet.

Staatsanleihen: Quantitative Easing ist schon in den Kursen berücksichtigt

Das Anleihekaufprogramm der EZB ist bereits seit Ankündigung ihrer „Bilanzpolitik“ im September 2014 zu einem erheblichen Teil in den Kursen berücksichtigt, meinen die AXA IM-Experten. Über Arbitrage dürfte es in den nächsten Monaten auch in den USA und Großbritannien zu niedrigeren Staatsanleiherenditen führen, bevor dort die anstehende Straffung der Geldpolitik die Oberhand gewinnt. Kurzfristig erwartet das Research-Team einen Rückgang der Renditen von Staatsanleihen auf 0,1 Prozent in Deutschland, 1,5 Prozent in den USA und 1 Prozent in Großbritannien. Sie empfehlen daher eine Übergewichtung in den nächsten drei bis sechs Monaten, raten aber, danach zumindest bei amerikanischen und britischen Bonds Vorsicht walten zu lassen. Trotz der Risiken durch den Regierungswechsel in Griechenland hält AXA IM auch weiter an einer Übergewichtung von Peripherieländeranleihen fest.

Bei Unternehmensanleihen dürften insbesondere solche mit hohem Beta vom geringeren Volumen ihres Marktsegments, besseren Wachstums- und Gewinnaussichten sowie der geringeren Volatilität ihrer Spreads profitieren. Unter den Euro-Unternehmensanleihen schätzt AXA IM nachrangige Bank- und Versicherungsanleihen sowie Hybrid- und Hochzinsanleihen weiterhin positiv ein.

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