Großer Dezember-Verfallstag: DAX im Niemandsland
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Das Verfallstagsdiagramm des DAX im Zeitverlauf
Tatsächlich fehlt beim Blick auf das aktuelle Verfallstagsdiagramm jegliche Orientierung:
Quelle: https://www.stockstreet.de/boersen-tools/verfallstag-diagramm#/
Ich habe in diesem Diagramm ausnahmsweise eine Vergleichsdarstellung gewählt, also die aktuellen Werte (hellblaue/-rote Balken) zusammen mit denen vom 27.11. (dunkelblau/-rot) gezeigt. Der 27.11. war der Tag, bevor der der jüngste dynamische Kursschub im DAX begann, der den Kurs in einem Rutsch von gut 19.000 Punkte bis an die 20.500-Punkte-Marke führte (siehe grüner Pfeil im Chart unten).
Wie Du siehst, gab es damals kaum Put-Positionen (dunkelrote Balken), sondern ausschließlich Call-Positionen (dunkelblaue Balken). Der DAX wechselte also de facto zu 100 % auf die bullische Seite. Das zeigt auch der untere Teil des Verfallstagsdiagramms, in dem die Max-Pain-Kurve gewöhnlich als "Schüsselkurve" zu erkennen ist. Aber der aktuelle Kursbereich liegt weit weg vom Tief dieser "Schüssel" (das bei 19.000 Punkten liegt), sodass wir nur den aufsteigenden Teil der "Schüssel" sehen.
Das bedeutet aber, dass die Stillhalter vom Anstieg des DAX aus der Reserve gelockt wurden und ihre Call-Positionen absichern mussten. Auch wenn die Kurse rund drei Wochen vor dem Verfallstag stiegen und die Stillhalter noch nicht "all in" gehen mussten, dürften die Absicherungsmaßnahmen den Anstieg wie üblich verstärkt haben.
Was sich geändert hat
Inzwischen ist das eingetreten, was zu erwarten war: Die Zahl der Calls wurde reduziert (kleinere hell- als dunkelblaue Balken), die Anleger haben also Gewinne mitgenommen. Dafür sind merklich Puts (hellrote Balken) hinzugekommen, da sich andere Anleger – die nicht verkaufen wollten – offenbar gegen erneute Kursrückgänge abgesichert haben. Beides hat dazu beigetragen, dass der DAX zuletzt in eine Konsolidierung eingetreten ist (gelbes Rechteck):
Dennoch hat sich nichts daran geändert, dass der DAX mit Blick auf die Verfallstagskonstellation im bullischen Niemandsland notiert. Kursziele zum Verfallstag geben die Daten damit diesmal nicht her. Aber das kennen wir auch von andere Analysemethoden: Es gibt Situationen, da erlaubt das eine oder andere Verfahren einfach keine sinnvolle Prognose.
Allenfalls einige allgemeine Aussagen sind möglich: Ein weiterer Anstieg des DAX würde die Stillhalter zwingen, weitere Call-Positionen oberhalb des aktuellen Kurses abzusichern. Allerdings liegt erst bei 20.600 Punkte die nächste "erkennbare" Position, und diese ist so klein, dass deren Wirkung kaum ins Gewicht fallen dürfte.
Nichts Neues: Die Risiken liegen auf der Unterseite
Anders sieht es "unten" aus: Ab 20.400 Punkten – also knapp unterhalb des aktuellen Kurses – liegen sowohl ein paar Calls (die bei fallenden Kursen aus dem Geld laufen und deren Absicherungen dann abgebaut würden) als auch die ersten Puts (die dann ins Geld laufen und gegebenenfalls abgesichert würden). Als Kursziel bei einem Rücksetzer käme die 20.000er-Marke infrage, wo die nächsten nennenswerten Calls und Puts liegen, welche die Stillhalter dann gern aus dem Geld nehmen würden.
Aber damit bringt uns die Verfallstagsanalyse nichts Neues: Dass Kursrückgänge meist dynamischer als Anstiege verlaufen, wissen wir ohnehin, und ein Test der runden 20.000-Punkte-Marke ist auch aus anderen Gründen zu erwarten.
Zumindest bis Mittwoch könnte die Konsolidierung im DAX weitergehen, denn vor der Zinsentscheidung der Fed, die am Mittwochabend MEZ ansteht, dürften sich die Anleger kaum ohne Not aus dem Fenster legen. Zwar wird es wohl keine Überraschung bei den Zinsen geben – eine weitere Senkung ist "gesetzt"; siehe Börse-Intern vom 13.12.2024) –, aber neue Nuancen im Statement oder bestimmte Aussagen von Fed-Chef Powell auf der Pressekonferenz sind immer für Kursausschläge gut.
Und dann kann es in den letzten beiden Tagen vor dem Verfallstag im DAX noch einmal zur Sache gehen.
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