Große Krisen schaffen nicht selten große Anlagechancen
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London (BoerseGo.de) - Die Krise in Europa hält noch immer an und es ist derzeit nicht abzusehen, in welche Richtung es geht. Klar sei aber, dass ein weiterer finanzieller Aderlass erforderlich ist, damit sich die Weltwirtschaft erholen kann, schreibt John Chatfeild-Roberts, CIO von Jupiter Asset Management in seinem aktuellen Marktkommentar. „Der Plan von „Merkozy“ für eine strengere Haushaltsdisziplin mag die Nerven der Finanzmärkte zwar kurzfristig beruhigt haben, allerdings bestehen erhebliche Zweifel, ob schwächere Länder, die bereits jetzt unter der enormen Schuldenlast leiden, die neuen Regeln überhaupt bewältigen können. Hinzu kommt, dass sich bisher niemand – auch nicht Deutschland! – an die ursprünglichen Regeln des Stabilitätspakts gehalten hat. Warum also sollte ein neues Regelwerk besser abschneiden“, fragt der Experte.
Laut Chatfeild-Roberts stellt die Staatsschuldenkrise Anleger vor ein Dilemma: Wie sind Anlagerisiken zu definieren? Nach vorherrschender Meinung waren liquide Mittel und Staatsanleihen am unteren Ende des Anlage-Risikospektrums anzusiedeln, Aktien hingegen am oberen Ende. „Die gegenwärtige Krise hat dieses Prinzip jedoch auf den Kopf gestellt“, meint der Investment-Stratege. In einem Umfeld, in dem Staatsschulden und das Bankensystem derartig unter Druck stehen, könnten liquide Mittel und Staatsanleihen den Anlegern möglicherweise nicht mehr die Sicherheit bieten, die sie bislang erwarten konnten. Sogar vermeintlich „sichere Anlagen“ sind nicht das, was sie zu sein scheinen.
Aktien gesunder multinationaler Unternehmen mit soliden Bilanzen, die weiterhin hohe Dividenden ausschütten, sind für Chatfeild-Roberts derzeit eine gute Wahl. „Sicher, Aktienkurse können kurzfristig volatiler sein. Aber ein Aktienportfolio hochrentabler Unternehmen wie Johnson & Johnson oder Glaxo mit attraktiven Bewertungen und gesunden Dividendenerträgen von rund 3,5 Prozent bzw. 5,2 Prozent kann mehr Sicherheit bieten, als die Anleihen der meisten Länder mit AAA-Rating oder die Einlagenkonten der meisten europäischen Banken. Solche Dividenden sind eine angemessene Entschädigung für kurzfristige Kursschwankungen, die Anleger einfach aushalten müssen.“
Langfristig orientierte Anleger könnten außerdem vom US-Aufschwung profitieren. „Allmählich sind wir zuversichtlich, dass sich die US-Wirtschaft im Aufschwung befindet. Ich denke, dass der US-Immobilienmarkt seine Talsohle bald durchschritten haben wird. Fakt ist: Der Markt ist um mehr als 30 Prozent gefallen und Stresstests sollen nun die kurzfristigen Auswirkungen weiterer Kursstürze auf die Banken bewerten“, schreibt des Experte.
Doch Chatfeild-Roberts macht Anlegern auch Hoffnung: „Große Krisen schaffen nicht selten große Anlagemöglichkeiten und da Europa gegenwärtig eine besonders große Krise erlebt, ist damit zu rechnen, dass sich mit der Zeit einige wunderbare Chancen bieten", schreibt er resümierend. Zum jetzigen Zeitpunkt sollte zwar noch defensiv agiert werden, aber die Zeit für steigende Risikoniveaus werde kommen. "Noch haben wir diesen Punkt nicht erreicht. Anleger brauchen das, was Tolstoi die „zwei mächtigsten Krieger“ nannte: Geduld und Zeit. Erst dann können sie von ihren Investitionen optimal profitieren.“
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