Kommentar
07:45 Uhr, 02.06.2015

Griechische Bank-Aktien: Attraktives Niveau?

„No Risk, no Fun“ lautet das Motto einiger Großinvestoren. Für den bekannten Hedgefonds Manager John Paulson gilt das ganz besonders. Ihm haben es griechische Bankaktien angetan.

Mit der Begeisterung für griechische Bankaktien steht Paulson nicht alleine da. Auch die kanadische Investmentgesellschaft Fairfex oder die Investment Management Gesellschaft Wellington sind bei griechischen Bankaktien ganz vorne mit dabei. Auf den ersten Blick sind die Anteile der größeren Investmenthäuser und Hedgefonds überschaubar. Grafik 1 zeigt die prozentualen Anteile der größten Aktionäre, inklusive Stabilitätsfonds und nicht meldepflichtiger Anteile.

Der griechische Stabilitätsfonds hält bei fast allen Banken die Mehrheit. Über diesen Fonds wurden Kapitalerhöhungen finanziert, die in den letzten Jahren notwendig geworden waren. Die Rekapitalisierung des Bankensektors war nicht zuletzt wegen des ersten griechischen Bankrotts inklusive Schuldenschnitts notwendig geworden.
Der Stabilitätsfonds hält an den großen Instituten Alpha Bank und Piraeus Bank gut zwei Drittel der Anteile. Unter der Berücksichtigung dieser Anteile fallen alle anderen Großaktionäre gar nicht ins Gewicht. Die Anteile des Stabilitätsfonds sind allerdings nicht wie herkömmliche Aktien Teil des normalen Free Floats. Ohne die Anteile des Stabilitätsfonds sieht die Sache entsprechend anders aus. Grafik 2 zeigt die Anteile von Großaktionären ohne die Anteile des Fonds.
Der Hedgefonds Paulsons hält so ca. 5% an der Alpha und 10% an der Piraeus Bank. Das sind keine Anteile mehr, die man als unwesentlich abtun könnte. Die Anteile sind keine Milliarden wert. Dafür ist die Marktkapitalisierung der Banken zu gering. Insgesamt dürfte das Investment aber doch mehrere hundert Millionen umfassen. Für ein Gesamtportfolio von über 15 Mrd. ist das nicht viel. Geht allerdings der Gesamtbetrag verloren (geschätzte 500 Mio.), dann macht sich das bemerkbar.

So viel Risiko in einem Asset ist schon recht hoch. Hier wird gepokert. Die zugrunde liegende Idee des Investments ist relativ klar gewesen. Es wurde davon ausgegangen, dass Griechenland weiter finanziert wird und die Wirtschaft wieder an Schwung gewinnt. Bankaktien würden davon ganz besonders profitieren.

Die großen Banken haben sehr hohe Rückstellungen für faule Kredite gebildet. Sobald sich die wirtschaftliche Lage entspannt können die Rückstellungen teilweise wieder aufgelöst werden. Die Folge: Banken würden Milliardengewinne schreiben. Dieses Szenario – sofern es sich überhaupt noch realisiert – ist vorerst abgeblasen. Investoren bleiben auf dem hohen Risiko sitzen.

Die meisten Investoren werden die aktuelle Unsicherheit wahrscheinlich aussitzen. Die Banken stehen auch noch nicht vor der sofortigen Insolvenz, aber wirklich gut geht es ihnen auch nicht. Grafik 3 zeigt die Entwicklung der Einlagen bei griechischen Banken. Diese gehen seit der Wahl von Syriza so schnell zurück wie selbst 2011 oder 2012 nicht.

Der Rückgang der Einlagen ist ein Problem. Griechische Banken müssen sich wie jede andere Bank auch finanzieren. Vergebenen Krediten müssen entweder Einlagen oder andere Finanzierungsmittel gegenüberstehen. Wenn die Einlagen sinken, dann müssen andere Quellen mehr genutzt werden. Eine solche Quelle ist die Zentralbank. In Grafik 3 ist ebenfalls dargestellt wie viel Geld sich die Banken bei der Zentralbank derzeit beschafft haben (112 Mrd. Euro).
Wenn man als Investor nun die Unsicherheit aussitzen will, dann sollte man zuversichtlich genug sein, dass Banken die Krise überstehen. Grafik 4 zeigt wie zuversichtlich Anleger sein können. Dargestellt sind die Verbindlichkeiten und die Assets. Zu den Verbindlichkeiten gehören z.B. die Kundengelder. Unter den Assets sind Kredite an Kunden zu nennen. Diese sind die größte Position mit gut 220 Mrd. Euro.

Die Differenz zwischen Assets und Verbindlichkeiten ist als Überschuss bezeichnet. Dieser Überschuss ist der Puffer, den die Banken in ihrer Finanzierung noch haben. Er steht derzeit bei ca. 41 Mrd. Euro. Mit diesem Puffer sind die Banken auf den ersten Blick recht komfortabel unterwegs. Er ist zudem so groß wie nie zuvor. Wer sich nun aber sicher fühlt, der unterliegt einem großen Irrtum. 41 Mrd. klingt viel, aber wenn der Ernstfall eintritt, dann sind diese 41 Mrd. sehr schnell weg.

Der Puffer wird gebraucht, um Kunden, die Geld von den Banken abziehen, bedienen zu können. Noch haben Kunden ungefähr 140 Mrd. bei den Banken liegen. Würden Kunden nun 41 Mrd. abziehen, dann ist der Puffer aufgebraucht. Die Banken könnten Kunden ihre Gelder nicht mehr auszahlen, zumindest nicht, wenn die Banken keine neuen Finanzierungsquellen mehr auftreiben können.

Bei dem derzeitigem Tempo, in dem Griechen Geld abziehen, reicht der aktuelle Puffer noch 5 Monate. Dann ist Schluss. Kommt es zur Zahlungsunfähigkeit der Regierung und würden nicht starke Einschränkungen des Zahlungsverkehrs für Bankkunden eingeführt werden, dann dürfte der Puffer innerhalb weniger Wochen aufgebraucht sein.

Eine Volkswirtschaft kann nicht ohne Banken existieren. Insofern kann man zuversichtlich sein, dass die großen Banken irgendwie überleben werden. Das kann allerdings auch eine Verstaatlichung bedingen. Als Aktionär verliert man dann seinen kompletten Einsatz. Mit der Strategie „aussitzen“ würde ich mich persönlich nicht wohl fühlen.

Griechische Aktien sind derzeit interessant. Das Bewertungsniveau ist attraktiv. Das gilt meiner persönlichen Meinung jedoch nur für Aktien außerhalb des Bankensektors.

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3 Kommentare

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  • hooker
    hooker

    Lieber Schmale!

    Erstmal Danke für die interessanten Informationen über gr. Banken und deren Aktionäre. Ich wüsste nicht wo man die sonst bekommen könnte. Aber denken Sie nicht das Paulson & Co. nicht Short sind im selbigen Investment. An einer Pleite der Banken verdienen die am Meisten, davon bin ich überzeugt.

    Wäre prima wenn Sie hierzu auch Recherchen anstellen könnten.

    19:27 Uhr, 02.06.2015
  • Danyo
    Danyo

    Europäische (Krisen)Banken sind spätestens seit der Geschichte mit Zypern mit Vorsicht zu genießen. Bei der portugisischen Bank wurde auch nicht mehr lang gefackelt. Wenn man einen Totalverlust verkfraften kann, nur zu.

    09:01 Uhr, 02.06.2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Clemens Schmale
Clemens Schmale
Finanzmarktanalyst

Clemens Schmale hat seinen persönlichen Handelsstil seit den 1990er Jahren an der Börse entwickelt.

Dieser gründet auf zwei Säulen: ein anderer Analyseansatz und andere Basiswerte. Mit anders ist vor allem die Kombination aus Global Makro, fundamentaler Analyse und Chartanalyse sowie Zukunftstrends gemeint. Während Fundamentaldaten und Makrotrends bestimmen, was konkret gehandelt wird, verlässt sich Schmale beim Timing auf die Chartanalyse. Er handelt alle Anlageklassen, wobei er sich größtenteils auf Werte konzentriert, die nicht „Mainstream“ sind. Diese Märkte sind weniger effizient als andere und ermöglichen so hohes Renditepotenzial. Sie sind damit allerdings auch spekulativer als hochliquide Märkte. Die Haltedauer einzelner Positionen variiert nach Anlageklasse, beträgt jedoch meist mehrere Tage, oft auch Wochen oder Monate.

Rohstoffe, Währungen und Volatilität handelt er aktiv, in Aktien und Anleihen investiert er eher langfristig. Die Basiswerte werden direkt – auch über Futures – oder über CFDs gehandelt, in Ausnahmefällen über Optionen und Zertifikate.

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