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11:57 Uhr, 19.07.2011

Griechenland warnt vor Umschuldung

Brüssel/ Athen (BoerseGo.de) - Wenige Tage vor dem Euro-Sondergipfel in dieser Woche laufen die Diskussionen um eine mögliche Umschuldung für Griechenland auf Hochtouren. Die Regierung in Athen warnte aber vor den negativen Folgen eines Zahlungsausfalls, eine Kettenreaktion sei möglich. "Keiner sollte den Dominoeffekt unterschätzen", sagte der griechische Finanzminister Evangelos Venizelos mit Blick auf weitere angezählte Euro-Länder wie Portugal und Italien. Griechenland habe noch keine Lösung akzeptiert, die einen teilweisen Zahlungsausfall einschließe. Der Finanzminister setzte sich dafür ein, bei einem zweiten Hilfspaket den Euro-Rettungsfonds EFSF sowie den EU-Rettungstopf EFSM stärker einzubinden. "Es kann ein Modell gefunden werden, das alle zufriedenstellt - die Mitgliedsstaaten und die EZB."

Vor dem Sondergipfel am Donnerstag werden mehrere Modelle diskutiert. Vor allem ein Schuldentausch bzw. ein Schuldenrückkauf werden ins Spiel gebracht. Bei den meisten Umschuldungsmodellen würden private Gläubiger ihr Geld nur noch zum Teil zurückerhalten. Diese Gläubigerbeteiligung ist allerdings heftig umstritten. Denn falls eine Umschuldung mit Verlusten verbunden ist oder unfreiwillig vonstatten geht, wollen die Rating-Agenturen dies als teilweisen Zahlungsausfall bewerten.

Zuletzt meldeten sich jedoch immer mehr Experten zu Wort, die sich für einen Schuldenerlass für Griechenland stark machten. Der Chef der Europäischen Zentralbank (EZB), Jean-Claude Trichet, warnte jedoch eindringlich vor einem Zahlungsausfall Griechenlands. Die Regierungen müssten einen Weg finden, um dies zu unterbinden, sagte Trichet in einem Interview mit der estnischen Zeitung Postimees. EZB-Ratsmitglied Ewald Nowotny hat hingegen eine Verlängerung der Laufzeit griechischer Staatsanleihen als einen möglichen Weg zur Beilegung der Griechenland-Krise bezeichnet. Durch diese Maßnahme könne Griechenland seine Krise bewältigen und die Verbreitung auf andere hoch verschuldete Länder der Eurozone könne vermieden werden.

Die EZB hat in der Schuldenkrise in großem Stil griechische Staatsanleihen aufgekauft, um die Märkte zu beruhigen. Ein Zahlungsausfall würde ein tiefes Loch in die Bilanz der Notenbank reißen.

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Über den Experten

Bernd Lammert
Bernd Lammert
Finanzredakteur

Bernd Lammert arbeitet als Redakteur seit 2010 bei der BörseGo AG. Er ist studierter Wirtschafts- und Medienjurist sowie ausgebildeter Journalist. Das Volontariat absolvierte er noch beim Radio, beruflich fand er dann aber schnell den Weg in andere Medien und arbeitete u. a. beim Börsen-TV in Kulmbach und Frankfurt sowie als Printredakteur bei der Financial Times Deutschland in Berlin. In seinen täglichen Online-Berichten bietet er Nachrichten und Informationen rund um die Finanzmärkte. Darüber hinaus analysiert er wirtschaftsrelevante Entscheidungen der obersten deutschen Gerichte für eine Finanzagentur. Grundsätzlich ist Bernd Lammert der Ansicht, dass aktuelle Kenntnisse über die Märkte sowie deren immanente Risiken einem keine Erfolge schlechthin garantieren, aber die Erfolgschancen deutlich erhöhen können.

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