Griechenland-Wahl: Jetzt wird die Drohkulisse aufgebaut
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Ein Austritt Griechenlands aus der Eurozone scheint wieder im Bereich des Möglichen zu liegen. In der Politik wird über das Thema aktuell heiß debattiert. Bundeskanzlerin Merkel und Bundesfinanzminister Schäuble halten einen "Grexit" für verkraftbar und seien entgegen ihrer bisherigen Linie bereit, Griechenland notfalls aus der Eurozone ausscheiden zu lassen, wie das Nachrichtenmagazin "Spiegel" am Wochenende berichtete. Grund dafür seien die Fortschritte, die die Eurozone seit dem Krisenhöhepunkt 2012 gemacht habe.
An den Märkten hat dieses Szenario mittlerweile auch an Schrecken verloren. Die meisten Ökonomen gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen Folgen für die Eurozone beherrschbar seien. Sie verweisen unter anderem auf das vermutlich bald beginnende Wertpapierkaufprogramm (QE) der EZB, welches das Griechenland-Thema überschatten werde.
Die politischen Risiken sind höher einzuschätzen. Die Kehrtwende der Bundesregierung dürfte daher mehr politisches Geplänkel sein als eine erstgemeinte Option. Immerhin betonte heute auch eine EU-Sprecherin in Brüssel, dass die Mitgliedschaft im Euro gemäß EU-Vertrag unwiderrufbar ist. Merkel und Schäuble haben die Debatte vermutlich gezielt anheizt, um die Wähler in Griechenland vor den bevorstehenden Parlamentswahlen am 25. Januar zu beeinflussen.
Die Linkspartei Syriza liegt in den Umfragen derzeit vorne und gilt als Favorit. Parteichef Tsipras hat angekündigt, bei einem Wahlsieg die Zins- und Schuldenzahlungen einzustellen sowie den Spar- und Reformkurs des Landes zu beenden. Das wäre nicht nach dem Geschmack der Troika. Es ist daher davon auszugehen, dass bis zur Wahl in drei Wochen noch diverse Schreckenszenarien an die Wand gemalt werden, um Ängste zu schüren und die griechischen Wähler zu verunsichern. Wir werden daher vermutlich noch einiges Lesen über die negativen Folgen eines "Grexit" für Griechenland.
Ich finde das vollkommen in Ordnung, wenn man hier den "schlauen" Griechen aufzeigt, was passieren kann, wenn sie eine Regierung wählen, die sich nicht an Vereinbarungen hält. Das ist schließlich echte Demokratie und so wird sie weltweit praktiziert. Allerdings macht man das bei unserten Wahlen etwas vorsichtiger. Deutsche verstehen auch Zwischentöne.