Kommentar
15:03 Uhr, 17.06.2015

Griechenland: Staatspleite ohne Grexit?

Griechenland muss den Euro bei einer Staatspleite nicht zwangsweise verlassen. Denkbar sind verschiedene Szenarien.

Die mögliche Staatspleite Griechenlands und ein Austritt des Landes aus der Eurozone werden oft in einem Atemzug genannt. Athen müsste die Währungsunion bei einer Zahlungsunfähigkeit aber nicht zwangsläufig verlassen. Der EU-Vertrag sieht nicht vor, dass ein Land aus der Eurozone austritt. Ein Grexit müsste deshalb verhandelt oder einseitig von Griechenland erklärt werden. Einen Automatismus gibt es nicht. Zudem ist völlig unklar, wie ein Ausscheiden aus der Währungsunion überhaupt vonstatten gehen soll.

Dennoch ist ein Grexit bei einer Insolvenz nicht ganz unwahrscheinlich: "Die griechischen Banken wären von der Liquiditätsversorgung durch die EZB abgeklemmt. Ohne Zugang zu neuen Euro wäre das Land faktisch aus der Währungsunion ausgeschlossen", erklärt Commerzbank-Chefvolkswirt Jörg Krämer. Griechenland wäre daher gezwungen, eine neue Währung einzuführen, die die griechische Notenbank selbst "drucken" könnte. Denkbar ist aber auch, dass Griechenland den Euro behält und eine Parallelwährung einführt. Der griechische Staat könnte dann einen Teil seiner Staatsausgaben über diese Parallelwährung finanzieren.

Wie das im Detail aussehen könnte, auch was den Handel zwischen der Eurozone und Griechenland betrifft, ist allerdings noch völlig unklar. Zudem würde die EU den neuen griechischen Status wahrscheinlich nur sehr widerstrebend offiziell anerkennen. Denn dann wäre der Weg für weitere Austritte geebnet, und zwar immer dann, wenn eine Regierung ihre Schuldenlast als zu drückend empfände.

Die Fragezeichen und die Gefahren rund um einen Grexit sind riesig und nicht abschätzbar. Ich gehe deshalb davon aus, dass man sich in letzter Minute einigen oder einen Notfallplan präsentieren wird, der Athen in der Eurozone hält. Aus politischen und geo-strategischen Gründen werden die Vertreter der EU es um jeden Preis vermeiden, dass ein Land aus dem Euro ausscheidet.

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14 Kommentare

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  • dschungelgold
    dschungelgold

    Das haette die EU Finanzmafia nicht gedacht. Ja nicht mal fuer moeglich gehalten, das GR einfach "njet" sagt. Meine Hochachtung vor den Griechen. Hier eroeffnet sich ganz langsam die Moeglichkeit dem Noeliberalismus die Stirn zu bieten . GR zeigt wie der Praezedenzfall aussehen muss. Einfach NEIN sagen und dieser Krake den Finger zeigen. GR ist SO weit am Boden, das es praktisch egal ist. Zudem stehen bereits RU und China im Hintergrund, die sicher bereit sind bessere Konditionen anzubieten als Jahrzehnte Ausbeutung, Armut und Hunger fuer die Masse der Griechen.

    11:06 Uhr, 18.06. 2015
  • 1 Antwort anzeigen
  • Chamäleon
    Chamäleon

    Ich denke, das die Griechen - aus ihrer sicht - die ganze Aufregung gar nicht verstehen können.

    Man bekommt doch in anderen Ländern - vor allem bei uns - auch Geld, ohne eine Gegenleistung erbringen zu müssen. Warum sollte den Griechen das auf einmal verwehrt werden, wo man sich doch so daran gewöhnt hat.

    Bis jetzt hat doch alles - für die Griechen - ganz gut geklappt.

    Die paar Euro`s, die da in falsche Hände geraten sind kann man schon verschmerzen.Oder?

    Man könnte ja so`ne Art Hartz 5 ,äh Varoufakis 5 Lösung einführen, oder eine Griechische

    Spezialrente für alle Griechen. Die haben doch auch die Toten weiter Verrentet.

    Irgend so eine Lösung sollte doch möglich sein.

    Wer wird denn heir spießig werden.:-)

    19:22 Uhr, 17.06. 2015
  • einfach
    einfach

    wer könnte griechenland eigentlich daran hindern wie bisher euros zu drucken und sie selbst zu akzeptieren ? sich quasi selbst zu erlauben dass die griechische zentralbank das spiel weiter treibt ohne die ELA erlaubniss der EZB.

    16:13 Uhr, 17.06. 2015
  • mkgeld
    mkgeld

    bei 1 % BIP in der Eurozone lohnt sich keine Verhandlung. Was soll immer die Panik. Pleite und raus aus dem Euro oder die sollen Euro als Leihwährung behalten. Wo ist das Problem. Die können auch US Dollar als Leihwährung einführen oder Rubel das ist vollkommen egal.

    15:58 Uhr, 17.06. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • Investor
    Investor

    Ich habe nie verstanden wie ein Grexit ohne neues Freihandelsabkommen inclusive Freizügigkeit zwischen Gr und EU funktionieren soll?

    Müssen morgen alle Gr in D zum Ausländeramt und eine Aufenthaltsgenemigung beantragen. Die EU Regelungen sind so stark in die nationalen Gesetze verwoben, daß es praktisch gar nicht geht. Maximal kann Gr die Eurozone verlassen und wäre dann Bulgarien oder Polen gleichgestellt und wird dann nach EU Vertrag wieder aufgenommen, wenn die Voraussetzungen erfüllt sind.

    Deshalb sind Grexit Diskussionen reine Verhandlungstaktik aber praktisch nicht machtbar - speziell weil Gr dies auch wollen muß. Warum Gr dies wollen sollte, entzieht sich meiner Vorstellung. EURO ja, EU nein.

    15:50 Uhr, 17.06. 2015
    1 Antwort anzeigen
  • dschungelgold
    dschungelgold

    Na ja....entweder es GIBT die EU als Verbund , oder eben nicht. GR kann nicht den Euro verlassen und in der Eurozone bleiben. Einer fuer ALLE oder Keiner fuer ALLE. Dann ist die EU am Ende. GR hat hoch gepockert und scheinbar gewonnen. Das letzte Blatt will niemand wirklich sehen. Den Anschluss an die Brics will sicher niemand.

    15:43 Uhr, 17.06. 2015
  • moneymaker22
    moneymaker22

    das müßen Sie jetzt nur noch dem Deutschen Michel und einigen Politikern erklären, die meinen nämlich immer noch GR raus aus dem EUR und die Welt ist wieder in Ordnung

    15:27 Uhr, 17.06. 2015
    1 Antwort anzeigen

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Über den Experten

Thomas Gansneder
Thomas Gansneder
Redakteur

Thomas Gansneder ist langjähriger Redakteur der BörseGo AG. Der gelernte Bankkaufmann hat sich während seiner Tätigkeit als Anlageberater umfangreiche Kenntnisse über die Finanzmärkte angeeignet. Thomas Gansneder ist seit 1994 an der Börse aktiv und seit 2002 als Finanz-Journalist tätig. In seiner Berichterstattung konzentriert er sich insbesondere auf die europäischen Aktienmärkte. Besonderes Augenmerk legt er seit der Lehman-Pleite im Jahr 2008 auf die Entwicklungen in der Euro-, Finanz- und Schuldenkrise. Thomas Gansneder ist ein Verfechter antizyklischer und langfristiger Anlagestrategien. Er empfiehlt insbesondere Einsteigern, sich strikt an eine festgelegte Anlagestrategie zu halten und nur nach klar definierten Mustern zu investieren. Typische Fehler in der Aktienanlage, die oft mit Entscheidungen aus dem Bauch heraus einhergehen, sollen damit vermieden werden.

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