Kommentar
10:57 Uhr, 07.07.2015

Griechenland: Gewollte Staatspleite als Lösung?

Frankreich will einen Grexit um jeden Preis vermeiden. Knackpunkt in den Verhandlungen ist die Schuldenlast Griechenlands.

Auch wenn sich die Gefahr eines Grexit mit dem Ausgang des Referendums deutlich erhöht hat, halte ich einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone weiterhin für das wahrscheinlichere Szenario. Das Zünglein an der Waage könnte Frankreich spielen. Das Land befürchtet bei einem Grexit ähnliche Verwerfungen an den Finanzmärkten wie nach der Pleite von Lehman Brothers.

Frankreichs Premierministers Manuel Valls sieht in einem Grexit auch eine große wirtschaftliche Gefahr. "Frankreich ist überzeugt davon, dass wir einen Austritts Griechenlands aus der Eurozone nicht riskieren können", sagte er im französischen Fernsehen. Dies habe sowohl wirtschaftliche als auch politische Gründe. Frankreich werde daher "alles tun", damit Griechenland in der Eurozone bleibt. Auch EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker hat sich für einen Verbleib Griechenlands in der Eurozone und eine Neuaufnahme der Verhandlungen stark gemacht.

Erst gestern hatte Frankreichs Finanzminister Michel Sapin Bereitschaft signalisiert, über eine Verminderung der griechischen Schuldenlast zu sprechen. Dies gilt als Knackpunkt in den Verhandlungen, da Griechenland auf eine Umstrukturierung der Schulden pocht. Unterstützung bekommt Athen vom IWF, der in einer Analyse zu dem Schluss kam, dass weitere Erleichterungen bei den Schulden ebenso unumgänglich seien wie neue Milliardenhilfen.

Einem freiwilligen Schuldenschnitt werden die Gläubiger jedoch kaum zustimmen können. Eine Möglichkeit wäre ein gewollter und kontrollierter (so weit möglich) Zahlungsausfall mit einem anschließenden Hilfs- und Wiederaufbauprogramm, um die Folgen der Staatspleite abzumildern. Die EZB könnte Griechenland Geld über ein Brückenprogramm zur Verfügung stellen, wie von Ratsmitglied Mowotny schon mal ins Spiel gebracht.

Die beteiligten Parteien könnten sich auf höchster Ebene hinter geschlossenen Türen darauf "einigen" - offiziell würde es jedoch keine Einigung geben. Nach dem Default könnten sich Griechenland und die Gläubiger auf einen neuen Schuldenrückzahlungsplan verständigen. Dies würde die Schuldenlast Griechenlands erleichtern und die Geldgeber würden ihr Gesicht wahren.

Das Problem der mangelnden Wettbewerbsfähigkeit Griechenlands innerhalb des Euro und der maroden Strukturen würde das zwar nicht beheben, in Brüssel hat es meines Erachtens jedoch Vorrang, die Eurozone zusammenzuhalten - "whatever it takes".

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