Griechenland: Euro-Gruppe sucht nach dem Allheilmittel
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Brüssel (BoerseGo.de) - Die Euro-Finanzminister werden am Mittag zum zweiten Mal innerhalb einer Woche in Brüssel über weitere Hilfen für Griechenland beraten. Gemeinsam mit dem Internationalen Währungsfonds (IWF) wollen die Euro-Kassenhüter nach Möglichkeiten fahnden, wie eine Finanzierungslücke im Rettungsprogramm in Milliardenhöhe geschlossen werden kann. Die Regierung in Athen hofft ihrerseits auf die Freigabe der nächsten Hilfstranche in Höhe von 31,5 Milliarden Euro. Außerdem soll darüber gesprochen werden, ob man Athen zusätzlich unterstützen kann, etwa mit Zinssenkungen.
Das deutsche EZB-Direktoriumsmitglied Jörg Asmussen hofft auf eine rasche Entscheidung der Euro-Finanzminister. Er gehe davon aus, dass die Eurogruppe am Montag einen politischen Beschluss fassen wird, die nächste Kreditrate aus dem Hilfspaket freizugeben, sagte Asmussen der „Bild-Zeitung“ (Montag). Dazu müsse die Finanzierungslücke für die nächsten beiden Jahre durch die anderen Länder der Eurozone geschlossen werden. Damit das gelinge, müssten sich alle bewegen. Griechenland benötige die nächste Kreditrate dringend. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) sagte am Freitag nach einem Treffen mit Griechenlands Ministerpräsidenten Antonis Samaras, Griechenland habe alle Vorleistungen erbracht. Ohne das Geld könne das Wirtschaftswachstum dort nicht anspringen.
Einem Pressebericht zufolge sollen die Euro-Länder nun selbst entscheiden dürfen, wie sie Athen beim Schuldenabbau helfen wollen. Aus einem Maßnahmenkatalog greife jedes Land zu den Mitteln, die es zu Hause am besten durchsetzen kann, schreibt die „Financial Times Deutschland“ am Montag unter Berufung auf mit den Verhandlungen vertraute Eurogruppen-Insider in Brüssel. Deutschland neige dazu, seine Garantien für den Rettungsfonds EFSF um bis zu 10 Milliarden Euro zu erhöhen, heißt es in dem Bericht weiter. Mit dem Geld solle Griechenland Anleihen von Privatanlegern günstig zurückkaufen, was die Schuldenlast verringern würde. Eine solche Lösung à la carte sei bei der Sitzung der Euro-Finanzminister am Montag wahrscheinlich, sagten laut FTD die Insider.
IWF-Chefin Christine Lagarde und auch die Europäische Zentralbank (EZB) befürworten weiteren Medienberichten zufolge aber nach wie vor einen radikalen Schuldenschnitt für das geplagte Land. Dies hatten die Euro-Länder, und insbesondere Deutschland, bislang strikt abgelehnt, weil es zu direkten Verlusten in ihren Staatshaushalten führen würde. Bislang ist in der Vereinbarung von EU, IWF und EZB vorgesehen, dass Athen 2020 einen Schuldenstand von 120 Prozent des Bruttoinlandsprodukts erreicht. In diesem Jahr wird sie 177 Prozent betragen, 2013 rund 190 Prozent. Nun soll laut dem Nachrichtenmagazin „Spiegel“ mittels eines harten öffentlichen Forderungsverzichts die absehbare Staatsverschuldung des Landes bis 2020 auf 70 Prozent gesenkt werden. Um diesen Schritt von IWF und EZB umzusetzen, müssten die Geberländer Griechenlands auf die Hälfte ihrer Forderungen verzichten, schreibt der „Spiegel“.
Die „Welt am Sonntag“ meldet unterdessen, bei den Geldgebern sei ein Schuldenschnitt für das Jahr 2015 avisiert. Ein möglicher Schuldenschnitt könnte für Athen Motivation sein, bis dahin sämtliche Reformauflagen des zweiten Hilfsprogramms zu erfüllen, das bis Ende 2014 laufe, heißt es in dem Bericht.
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